Knapp eine Woche nach der tödlichen Fahrt ist Mannheim immer noch gezeichnet von Trauer, Verunsicherung und drängenden Fragen. Zwei Menschen sind tot, weitere verletzt. Und während die um ihre Genesung kämpfen, kämpft die Stadt darum, das alles zu begreifen.
Die Ermittlungen laufen – unter großem öffentlichen Interesse. Schon kurz nach der Tat haben Behörden ein psychisches Motiv in den Vordergrund gerückt – und ein politisches fast ausgeschlossen. Angesichts der rechtsextremen Vergangenheit des Verdächtigen irritiert das. Ein umfassendes Bild entsteht nicht in Stunden oder Tagen – dafür braucht es Zeit. Die müssen die Ermittler auch bekommen.
Kritik an schnellen Festlegungen muss dennoch zulässig sein. Ebenso ist es aber richtig, auf die Erkenntnisse der vergangenen Tage zu verweisen. Von denen deuten viele tatsächlich auf eine schwere psychische Erkrankung hin. Dass dies weiterhin eine naheliegende Arbeitshypothese ist, ist nachvollziehbar.
Dass ein Mensch psychisch krank ist, schließt politisch motiviertes Handeln nicht aus. Gleichzeitig kann nicht jede Tat einer Person aus dem rechtsextremen Milieu automatisch als politisch gelten, wenn konkrete Hinweise darauf fehlen.
Dennoch bleibt entscheidend, dass alle Spuren mit gleicher Ernsthaftigkeit verfolgt werden – psychische Erkrankung, persönliche Verzweiflung, aber auch mögliche politische Radikalisierung. Dass ein Mensch psychisch krank ist, schließt politisch motiviertes Handeln nicht aus. Gleichzeitig kann nicht jede Tat einer Person aus dem rechtsextremen Milieu automatisch als politisch gelten, wenn konkrete Hinweise darauf fehlen. Diese Differenzierung sind wir einer offenen Gesellschaft schuldig, die sich eben nicht mit einfachen Antworten begnügt.
Wir müssen Ermittlern vertrauen – und sie gleichzeitig kontrollieren, ohne pauschal zu misstrauen. Dabei ist wichtig, dass Vertrauen in Polizei, Justiz und in seriöse Medien kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke in einer Demokratie ist. Dieses Vertrauen ist nicht bedingungslos – aber die Grundlage dafür, dass Mannheim auch nach einer so schweren Woche zusammenhält.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-fuer-die-aufklaerung-der-amokfahrt-von-mannheim-braucht-es-auch-vertrauen-in-die-behoerden-_arid,2290166.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Für die Aufklärung der Amokfahrt von Mannheim braucht es auch Vertrauen in die Behörden!
Fast eine Woche ist seit der Tat auf den Mannheimer Planken vergangen. Die Ermittlungen laufen – und für die Aufklärung braucht es auch Vertrauen in die Behörden, kommentiert Sebastian Koch