Kommentar Franklins „Grüne Mitte“ ist imposant – aber der Preis zu hoch

Die „Grüne Mitte“ auf Mannheim-Franklin ist spektakulär, findet unser Autor – aber nicht mehr zeitgemäß.

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Martin Geiger
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Mannheim. Über die Markthalle in Rotterdam wird gerne erzählt, sie sei so spektakulär, dass Menschen aus aller Welt die Stadt besuchen würden, nur um dieses Bauwerk zu sehen. Entworfen hat es Winy Maas. Also jener niederländische Stararchitekt, der auch die ersten Skizzen für die Buchstaben-Hochhäuser auf Franklin und die dortige „Grüne Mitte“ vorgelegt hat.

Der Entwurf für das Nahversorgungszentrum in Mannheims jüngstem Stadtteil, das sich unter einem bewachsenen und begehbaren Hügel versteckt, ist imposant, keine Frage. Ebenso wie das Bauwerk an sich: Es bedurfte sicher höchster Ingenieurs- und Handwerkskunst, um diese „verrückten Ideen“ Realität werden zu lassen. So hat das spektakuläre Ensemble aus Geschäftszentrum und darauf „schwebendem“ Wohnhaus natürlich seinen Reiz. Aber der Preis dafür ist zu hoch.

Franklin

Franklins „Grüne Mitte“ steht – und soll in acht Monaten fertig sein

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Martin Geiger
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Nie wurde das deutlicher als in diesen Tagen. Während hierzulande wieder Zigtausende um ihre Jobs bangen müssen, Brücken wegen ihres Zustands nicht befahrbar sind, die Bundesregierung so verzweifelt sparen muss, dass sie sogar das Bürgergeld antasten will, Mannheim sich den Klimaschutz spart, Kita-Zuschüsse streicht und auch noch die letzten paar Tausender aus den Haushaltsecken fegen muss, wird auf Franklin wie in Dubai gebaut. Verantwortet zu 75,1 Prozent von einer Tochtergesellschaft der Stadt Mannheim. Mit mindestens 72 Millionen Euro. Für einen Supermarkt, eine Drogerie und 34 sündhaft-teure Mietwohnungen. Das ist nicht die Kernaufgabe der GBG.

Und mit der Heimlichtuerei um die Baukosten sorgt sie auch nicht für Transparenz, wie es einem städtischen Unternehmen gut zu Gesicht stehen würde. Sondern lässt Raum für aufkommendes Misstrauen, womit sie sich selbst keinen Gefallen tut.

Es bleibt nur, das Beste daraus zu machen – und die Daumen drücken.

Aber gut, das ist vergossene Milch, diese Entscheidungen lassen sich nicht mehr ändern, und hinterher ist man immer schlauer. Also bleibt nur noch, das Beste daraus zu machen. Und Daumen zu drücken: dass die Baukosten im Rahmen bleiben, alle Wohnungen und Gewerbeflächen dauerhaft vermietet werden können und die Betriebskosten im Laufe der Jahrzehnte nicht ausufern. Und natürlich, dass auch in Mannheim eine Art „Rotterdam-Effekt“ eintritt und wirklich in den nächsten Jahren Architektur-Touristen, Investoren und zahlungskräftige Einwohnerinnern und Einwohner hierher pilgern, damit die gesamte Stadt etwas von dieser gewaltigen Investition hat.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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