Kommentar Feuerwehr-Personallücke: Zahlen müssen auf den Tisch

Peter W. Ragge findet, dass nur Ehrlichkeit und die Wahrheit helfen, wenn es um die fehlenden Stellen bei der Feuerwehr geht. Immerhin steht die Zahl von 160 neuen Stellen im Raum

Veröffentlicht
Kommentar von
Peter W. Ragge
Lesedauer

Mannheim. Wer Thomas Näther kennt, hat ihn kaum wiedererkannt. Mannheims Feuerwehrkommandant ist ein zupackender, besonnener Einsatzleiter und zugleich ein hervorragender Stratege, der Rettungsingenieur studierte und sicher der richtige Mann ist, die Feuerwehr langfristig neu aufzustellen. Wenn man ihn lässt. Zuletzt hat ihn die Stadt aber im Sicherheitsausschuss offenbar gezwungen, herumzueiern, statt die Wahrheit zu sagen.

Die Wahrheit ist, dass die Mannheimer Feuerwehr sehr, sehr viel mehr Personal braucht. 333 Mitarbeiter hat sie derzeit, etwa 160 müssen binnen zehn bis 15 Jahren dazukommen – eine gewaltige Zahl. Selbst wenn sie noch nicht endgültig ist und womöglich durch Umstrukturierungen etwas reduziert wird, wird sich genau diese Größenordnung im Gutachten zum neuen Brandschutzbedarfsplan finden.

In der Feuerwehr hat sich das längst herumgesprochen. Die Stadträte aber bekommen in der Vorlage der Verwaltung keine genaue Zahl gesagt. Erst auf Nachfrage nennt Näther „über 100“, und der zuständige Dezernent Proffen sagt zu dem ganzen Thema rein gar nichts, sondern moderiert nur. Das geht nicht.

Mehr zum Thema

Sicherheit

Warum die Feuerwehr mehr Personal braucht - genaue bleibt Zahl offen

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Bislang ist die Verwaltung mit dem Thema Brandschutzbedarfsplan, das sich ja schon lange hinzieht, hervorragend umgegangen. Jedes Teil-Thema, das fertig bearbeitet war, wurde offen kommuniziert, Gemeinderat und Öffentlichkeit gut und rechtzeitig eingebunden. Nur jetzt, beim letztlich entscheidenden – und teuren! – Thema Personal, wird alles nur verklausuliert.

Dabei sagt der Gutachter klar, dass viele wichtige Themen bei der Feuerwehr „nur unzureichend oder überhaupt nicht bearbeitet“ werden. Allein die Notfälle lasten die Einsatzkräfte schon komplett aus, andere Arbeit bleibt liegen. „Wir fahren schon lange auf der Felge“, hat es neulich ein Beamter ausgedrückt. Schließlich wurden selbst die meisten Stellen, die ein Gutachter 20113 für nötig hielt, nie geschaffen. Seither stieg die Zahl der Einsätze um 60 Prozent, gibt es viele neue Herausforderungen wie Klimawandel, Corona- und Flüchtlingskrise. Und immer ist es die Feuerwehr, die helfen muss. Nun braucht sie selbst Hilfe, und das sollte man ehrlich sagen.

Redaktion Chefreporter

VG WORT Zählmarke