Rhein-Neckar. Supermärkte bieten Spargel zu Schnäppchenpreisen an – obwohl das Angebot derzeit knapp ist. Die Erzeuger sind oft gezwungen, unter Wert zu verkaufen. Denn wer nicht zu den gewünschten Konditionen liefert, wird bei den großen Supermärkten im Zweifel ausgelistet – und bleibt auf der Ware sitzen. Bei manchen Produkten zahlen die Betriebe sogar drauf. Besonders der höhere Mindestlohn belastet die Landwirtschaft. Der Druck wird häufig nach unten an die Saisonarbeiter weitergereicht. Diese Zusammenhänge sind nicht neu.
Deshalb tragen auch die Käufer des Billig-Gemüses Verantwortung. Dass ein Landwirt bei diesen Preisen kein auskömmliches Einkommen erzielen kann, ist bekannt. Jeder Verbraucher sollte sich deshalb fragen, ob er es sich wirklich nicht leisten kann, sein Gemüse auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen zu kaufen. Die Erfahrung zeigt, dass der Kauf von Lebensmitteln nach dem Prinzip „Geiz ist geil“ Strukturen fördert, die immer wieder zu Skandalen führen – sei es durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden und Giften, die zu höheren Erträgen führen, oder durch den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Diese Praktiken gehen auf Kosten von Qualität und Nachhaltigkeit. Wer heute beim Spargel spart, sollte sich daher fragen, welche langfristigen Folgen das für die Umwelt, die Arbeitskräfte und letztlich auch für die eigene Gesundheit haben könnte.
Doch auch die Politik muss endlich handeln. Ein spezieller Mindestlohn für Saisonarbeiter, orientiert an den Lebenshaltungskosten ihrer Herkunftsländer, könnte Entlastung schaffen – sollte aber nicht unter eine gesetzliche Mindestgrenze fallen. Ein gedeckelter Preis für Unterkünfte, abhängig von Größe und Belegung, würde Saisonkräfte vor Ausbeutung schützen. Und eine ethisch definierte Preisuntergrenze für landwirtschaftliche Produkte, zu der sich der Lebensmitteleinzelhandel verpflichtet, wäre ein wichtiger Schritt – für fairere Preise und die Zukunft der heimischen Landwirtschaft.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Faire Preise für Landwirte!
Discounter drücken die Preise – Bauern verlieren. Warum faire Preise für heimische Erzeuger überlebenswichtig sind.