Mannheim. Ja, immer öfter stehen sie kreuz und quer auf den Gehwegen. Gerade wenn das Falschparken von E-Scootern den Straßenverkehr ernsthaft behindert, muss das sanktioniert und verhindert werden. Aber die leisen Flitzer deswegen zu verteufeln, sogar mit Verboten am Ende aus Mannheim zu treiben? Das wäre nicht nur eine verpasste Chance. Sondern würde den Wandel zur nachhaltigen Mobilität ausbremsen statt ihn zu beschleunigen.
Zwar ist allen klar: Eine Lösung muss her. Allerdings scheint sich die Stadt, wie viele andere Kommunen in Deutschland, damit schwerzutun, setzt nun auf Sondernutzungen, um damit beispielsweise die Zahl der Scooter zu begrenzen. Mehr sei da nicht zu machen, heißt es aus dem Rathaus, auch weil die Anbieter angeblich selbst keine Parkstationen einrichten wollten. Also alle Konzepte ausgeschöpft? Ganz im Gegenteil. Wer mit den Anbietern spricht, nimmt völlig andere Töne wahr, schließlich wollen die E-Verleiher ihr Geschäftsmodell weiter voranbringen. Der Großteil versteht sich als Partner der Stadt und ist gerne bereit, seine Geodaten zu nutzen und mit der Kommune Parkstationen und Zonen zu identifizieren, einzurichten und so das Gehwegchaos zu beseitigen. Die Verleiher wissen aus Erfahrung: Die Nutzer gewöhnen sich schnell an feste Abstellplätze. Mit Fußpatrouillen könnten die restlichen E-Tretroller überwacht werden und so das Free-Floating-Konzept (flexibles Fahren und Parken) weiterhin möglich machen. Das Einzige, was die Anbieter für Zonen und Stationen brauchen, sind freie Flächen wie Parkplätze, die widerrum von der Stadt bereitgestellt werden müssen. Die Vision des Verleihers Tier geht noch weiter: zukünftig Parkverbotszonen an Kreuzungen als E-Tretroller-Plätze zu nutzen und damit den Kreuzungsbereich dauerhaft autofrei und sicherer zu machen.
Mit Blick auf die Zukunft der Mobilität wäre es wünschenswert, mehr miteinander als aneinander vorbei zu reden. Schließlich haben auch die Grünen neue Pläne für den Verkehr in der Quadratestadt, wollen einen Mobilitätspass einführen, über den sich alle Angebote von der Straßenbahn bis zum Leihrad buchen lassen. Da wäre es doch prima, auch die privaten Elektro-Verleiher mit ins Boot zu holen. Schließlich gibt es hier schon gut genutzte Parkstationen für Leihräder der VRN. Warum dort nicht in zweiter Reihe auch einen Platz für E-Tretroller einrichten? Sicherlich wären die wertvollen Geodaten der Verleiher dabei hilfreich. Die offenbaren nämlich, wo jede Fahrt mit dem E-Scooter startet und wo sie endet.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar E-Scooter in Mannheim: Mobilität beschleunigen statt ausbremsen