Es läuft nicht rund im Land der Prozessoptimierer und Verwaltungsfachwirte – dies gilt zurzeit leider auch für die Mannheimer Müllabfuhr, die einen guten Ruf als Hochburg der Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu verteidigen hat. Denn die überquellenden Mülltonnen und unvollständigen Abfallkalender, über die sich viele Mannheimer völlig zu Recht ärgern, sind nicht etwa das Ergebnis unvorhergesehener Ereignisse, wie es Engpässe im ersten Corona-Jahr waren.
Nein, hier wurde eine richtige und sinnvolle Umstellung von langer Hand vorbereitet. Schließlich sollen vorhandene Ressourcen bestmöglich ausgenutzt und betriebliche Abläufe vereinfacht und beschleunigt werden. Dass man den Bürgern und Gebührenzahlern dafür auch mal eine Wartezeit zumutet oder auf eine Terminangabe verzichtet – das kann man durchaus machen. Es wäre aber gut gewesen, es den besonders Betroffenen vorher anzukündigen. Auch dass die Stadt die Umstellung mit der Gebührenerhöhung über den Jahreswechsel vorgenommen hat, ist nachvollziehbar. Warum man sich den Wechsel auf die neuen Touren aber nicht für die Sommerferien aufgespart hat, wird seine Gründe haben. Dass an Weihnachten mehr Abfälle als zur Urlaubszeit anfallen, muss nicht näher erläutert werden.
Doch wie so oft hat die Angelegenheit zwei Seiten: Wenn nicht alle, so doch die allermeisten Mannheimer sind in der Lage, ihren besonderen Müllabfuhrtermin entweder im Online-Abfallkalender nachzuschauen oder ihn sich über die wirklich gut funktionierende und benutzerfreundliche Abfall-App auf dem Handy anzeigen zu lassen. Und, so ärgerlich das sein mag, wenn der Kalender nicht wie gewohnt im Briefkasten liegt, muss man doch sehen, dass weit über 200 000 Exemplare korrekt zugestellt wurden. Und dass in weiten Teilen der Stadt die Müllabfuhr trotz der Touren-Umstellung ohne größere zeitliche „Lücken“ gewährleistet war.
Über 40 Millionen Euro umfasst der städtische Gebühren-Etat jährlich. Alleine 2022 sollen acht neue Müllfahrzeuge für rund 280 000 Euro pro Stück angeschafft werden. Über 30 dieser Fahrzeuge sind an 52 000 Standplätzen für die wöchentliche bzw. 14-Tage-Leerung bei Restmüll, Biomüll, Altpapier und weiteren Abfallarten im Einsatz. Das klappt tagein, tagaus, ohne ernste Probleme. Dafür werden mehr als 400 Beschäftigte in Müllabfuhr, Straßenreinigung und Winterdienst auch in Zukunft sorgen – den Umstellungen der Verwaltungsfachwirte und Prozessoptimierer zum Trotz.
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