Mannheim. Auf einem Surfbrett Kaffebecher und Plastik im Wasser einsammeln oder beim Memory-Spiel passende Verpackungspärchen suchen - ein Aktionstag zum Umweltschutz mitten auf der Fressgasse hat am Freitag so nicht nur Kinder spielerisch auf das Problem mit weggeworfenem Müll aufmerksam gemacht.
„Unsere Flussufer sind schmutziger denn je. Wir wollen deshalb das Bewusstsein von denen ändern, die ihren Müll einfach in die Natur wegwerfen“, erklärt Joachim Umbach von der Müllsammel-Organisation Rhinecleanup das Ziel hinter dem Aktionstag. Die Initiative mobilisiert deutschlandweit regelmäßig in Kommunen Umweltaktivisten, um achtlos weggeworfenen Abfall am Ufer aufzusammeln.
Weniger Abfall gefunden
Mit dabei sind deshalb an diesem Tag neben der Mannheimer Klimaschutzagentur, dem Stadtraumservice und dem Container-Logistikunternehmen Contargo auch die Surfrider Baden-Pfalz. Die Umweltaktivisten säubern regelmäßig die Ufer von Neckar und Rhein, aber auch die Friesenheimer Insel. Fast 600 Kilo Müll sind so schon zusammengekommen, die nächste Aktion dort ist am 10. September geplant - mitmachen erwünscht. Zwar stellt die Initiative Rhinecleanup deutschlandweit eine starke Zunahme von Verpackungsmüll, ausgelöst durch die Pandemie, an Flussufern fest.
In Mannheim und der Region beobachten die Surfrider aber einen leicht positiven Trend: „Wir haben in den vergangenen drei Monaten am Stephanieufer, der Neckarwiese und dem Otterstädter Altrhein weniger Müll gefunden“, sagt Mitglied Uwe Franken. Für dieses Jahr planen die Aktivisten außerdem wieder eine große Aktion zum Aufsammeln von Zigarettenstummeln.
Schon einmal haben die Umweltschützer so 120 000 Kippen aufgelesen - und in einem Plexiglas mitten in Mannheim ausgestellt, um so deutlich zu machen, wie erschreckend groß das Ausmaß der Verschmutzung ist.
Beim Aktionstag am Freitag, mitten auf der verkehrsberuhigten Fressgasse, soll diesmal ein kleines Surfbret - aufgebaut auf einer blauen Plane und umgeben von Bechern, Bäckertüten oder Tetrapacks - auf den Müll in unseren Meeren aufmerksam machen. Wer sich auf das Surfbrett stellt, muss mit einem Greifarm den Abfall um sich herum aus dem Wasser fischen. Denn eines wissen die Umweltschützer eben auch: Achtlos weggeworfene Verpackungen am Ufer gelangen über den Fluss am Ende in die Weltmeere - und richten auch dort viel Schaden an.
So wollen die Aktivisten etwa Kindern spielerisch vermitteln, was hinter Begriffen wie Verschmutzung der Meere steckt. Wie gut das bei Schülern und Schülerinnen ankommt, zeigt der Ansturm aufs Surfbrett von zwei Schulklassen, die eigentlich zur Preisverleihung für die Klimahelden 2022 an den Stand der Klimaschutzagentur gekommen sind.
Volle Tonnen an Neckarwiese und Rheinterrassen
Die Agentur hat sich dem Thema Abfallvermeidung verschrieben und erklärt mit Workshops an Schulen, wie man zum Beispiel Plastikmüll reduzieren kann. „Das schafft schon ein Bewusstsein bei den Schülern, die sind begeistert“, findet Lehrerin Anne Thomer von der Johannes-Kepler-Schule, die mit zwei AG zum Aktionstag auf die Fressgasse gekommen ist.
Besonders angetan hat es den Mädchen und Jungen auch das Memory-Spiel vom Stadtraumservice. Dabei müssen Lebensmittel und ihre Verpackung gefunden werden. Am Stand zeigen die Mitarbeiterinnen außerdem, dass sich Plastik leicht einsparen lässt, wenn man statt Plastikwasserflaschen Glasflaschen benutzt.
Weil der Stadtraumservice für die Abfallwirtschaft zuständig ist, arbeitet die Stadt oft mit den Müllsammlern zusammen: Schließlich reicht es nicht aus, die weggeworfenen Verpackungen, Masken oder Becher nur aufzusammeln. Sie müssen auch richtig entsorgt und abgeholt werden. Zudem stellt der Stadtraumservice an Neckarwiese und Rheinterrassen Saisontonnen auf. Besonders im Sommer werden dort die Tonnen jedes Wochenende geleert.
Wie bewusst die Mannheimer mit dem Thema Abfall umgehen und wie gut sie beim Trennen und der Vermeiden von Müll oder Plastik sind, weiß Margarete Farag vom Stadtraumservice. Für sie ist klar: Das Müllbewusstsein in der Quadratestadt nimmt zu. Dabei kann jeder auch selbst aktiv und zum Müllsammler werden, egal ob Verein, Schule oder Familie: Neben der Stadt statten auch die Umweltaktivisten von Rhinecleanup jeden mit Greifzangen und Müllsäcken aus.
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