Wer hat denn nun recht mit seiner Personalprognose für den Lehrerbedarf an Baden-Württembergs Schulen? Ist es die GEW oder die Landesregierung, auf deren Zahlen die jüngste Prognose der Kultusministerkonferenz für den Südwesten fußt? Schon allein, dass die Frage gestellt wird, ist ein Problem für die Politik. Eigentlich will man offiziellen Angaben der Regierenden ziemlich unbesehen glauben können. Doch das ist mit Blick auf den Lehrerbedarf wirklich nicht ratsam. Dazu hat die KMK – und haben die einzelnen Schulminister – in der Vergangenheit allzu oft daneben gelegen.
Wenn das Kultusministerium jährliche Bedarfsprognosen fortschreibt, wie gestern in Reaktion auf die GEW-Studie mitgeteilt wurde, fragt man sich schon, wieso diese eigentlich nicht öffentlich vorgestellt und in ihrer Methodik erklärt werden. Obwohl Prognosen mit Unsicherheit behaftet sind und deshalb häufig korrigiert werden müssen, würde das mehr Vertrauen schaffen, als das simple Zurückweisen alternativer Berechnungen.
Wahr ist, dass heute niemand weiß, wann im nächsten Dutzend Jahren genau wie viele Lehrkräfte gebraucht werden. Klar ist, dass die GEW-Prognose von maximal 27 000 fehlenden Pädagogen mangels politischer Substanz als Mondzahl gelten kann, während der Minimalbedarf von 16 000 fehlenden Pädagogen plausibel begründet wird. Dagegen erscheint die Lücke von knapp 5000 Lehrern, mit der das Land plant, sehr knapp kalkuliert. Am besten geht man davon aus, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt – jedenfalls bis das Land seine Kalkulation öffentlich macht und erklärt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Krux mit den Prognosen
Bärbel Krauß fordert mehr Transparenz beim Lehrerbedarf