So hart das klingt: Der Krieg ist zum Alltag geworden. Die großen Nachrichtensendungen und -Portale priorisieren Berichterstattung über die Auseinandersetzungen nur noch untergeordnet, und auch vielen Zuschauerinnen und Lesern sind andere Nachrichten inzwischen wieder wichtiger. Das ist nicht gut, war aber genau so absehbar. Der Krieg drängt oft nur noch in den Fokus, wenn es schwere Angriffe gegeben hat oder die Berichterstattung an Fragen wie der nach militärischer Unterstützung gekoppelt ist. Der Krieg ist Alltag.
Mit ihm geraten auch die Schicksale derer in den Hintergrund, die vor Bomben und Tod geflohen sind und nun auch in Mannheim an einer Zukunft arbeiten müssen. Dabei muss der Fokus auch auf die Integration in den Arbeitsmarkt gelegt werden. Neben der Sprache gehört eine Arbeitsstelle mit einem geregelten Einkommen zu den Schlüsseln erfolgreicher Integration.
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Deshalb ist es zu begrüßen, dass Kommunen und Unternehmen neue Wege gehen und Programme zur Gewinnung der Arbeitskräfte ausprobieren. Die Mannheimer Hackschool, die Geflüchteten in der starken Start-up-Szene Arbeitsplätze ermöglichen soll, ist da genauso zu nennen wie ein Programm, mit dem die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH unter Geflüchteten um Personal wirbt.
In Zeiten von Personalmangel in nahezu allen Wirtschaftssektoren und -Bereichen profitieren beide Seiten: Unternehmen und Geflüchtete. Die einen kommen nicht nur einem gefühlten gesellschaftlichen Auftrag nach. Sie finden auch Personal, das auf dem heimischen Markt offensichtlich fehlt. Im Idealfall ist das auch noch besonders im Bereich der Digitalisierung - der in Deutschland immer noch kolossal hinterherhinkt - gut ausgebildet. Ukrainerinnen und Ukrainer können sich dagegen ihrerseits ein Stück Selbstständigkeit aufbauen.
Dabei kommen Politik und Wirtschaft aber zugute, dass die Arbeitsmarkt-Integration dieser Gruppe an Geflüchteten vergleichsweise unkompliziert funktioniert. Für Menschen aus anderen Staaten stehen dagegen viel zu lange Verwaltungsprozesse, etwa zur Arbeitserlaubnis, einer schnellen Integration im Weg. Dass das zu Neid und Unmut unter den verschiedenen Gruppen sorgen kann, ist verständlich. Gelingt Deutschland die unkomplizierte Integration ukrainischer Geflüchteter in den Arbeitsmarkt ist das deshalb ein Erfolg. Der bringt aber dann die Aufgabe mit sich, das auch bei anderen Gruppen fortzuführen. Bezahlte Arbeit führt schließlich auch zu einer gelungenen Integration.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Integration in den Arbeitsmarkt ist eine Aufgabe der Zukunft
Dass Mannheimer Start-ups gezielt auf Geflüchtete aus der Ukraine und aus Russland zugehen, ist der richtige Schritt. Dabei darf es aber nicht bleiben, kommentiert "MM"-Redakteur Sebastian Koch