Kommentar Die Handball-EM sollte Mut zu Olympia machen

Ein Zuschauerrekord zum Auftakt der Handball-EM und die Fußball-Heim-EM vor Augen. Dass Deutschland sportverrückt ist, zeigt sich immer wieder. Grund genug für den ganz großen Schritt, findet Marc Stevermüer

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Marc Stevermüer
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Der Blick geht nach Deutschland. Zur Fußball-Europameisterschaft im Sommer. Aber erst einmal zur gerade begonnenen Handball-EM. Beide Turniere werden unabhängig vom Abschneiden der deutschen Mannschaft ein Erfolg sein. So viel steht schon jetzt fest. Weil es dieses Land ganz einfach draufhat, Sport-Großveranstaltungen auszutragen. Noch dazu vor vollen Rängen.

Der Zuschauer-Weltrekord mit mehr als 53 000 Handballfans im Düsseldorfer Stadion am Mittwoch war ein ebenso emotionaler wie gigantischer Auftakt ins deutsche Sportjahr und zeigte, wie sehr diese Nation den Sport lebt und liebt, wie sehr sie mitfiebert und auch feiern kann. Und das war keine Ausnahme! Man denke nur an das Fußball-Sommermärchen 2006, muss aber auch gar nicht so viele Jahre zurückschauen. Auch die European Championships 2022 in München mit Sportarten wie Leichtathletik, Kanu oder Turnen zeigten: Deutschland ist eine sportbegeisterte Nation. Nur leider begeisterten zuletzt immer weniger deutsche Athleten diese Nation mit großen Erfolgen.

Hier fehlt ein Schwimmbad, dort eine Halle

Natürlich gibt es Ausnahmen wie etwa die Basketball- und Hockey-Weltmeister oder die Eishockey-Nationalmannschaft mit WM-Silber. Aber ansonsten liest sich die Bilanz erschreckend bis erschütternd. Die Leichtathleten? Bei der WM ohne Medaille. Die Beckenschwimmer? 2023 nur einmal WM-Bronze. Die Fußballer? 2016 zuletzt in einem Halbfinale. Die Handballer? Seit 2016 ohne Medaille. Und wenn wir ehrlich sind: Ohne die Randsportarten Rodeln, Bob und Skeleton wären auch die Olympischen Winterspiele 2022 in einem Desaster geendet.

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Sorgen um den Sportstandort Deutschland sind also berechtigt, ja sogar angebracht - erst recht mit Blick auf die teils marode Infrastruktur. Schulsport und Trainingszeiten werden gestrichen. Hier fehlt ein Schwimmbad, dort eine Sporthalle - und fast überall der politische Wille. Was angesichts von mehr als 27 Millionen Menschen, die über den Deutschen Olympischen Sportbund hierzulande im Sport organisiert sind, sehr verwundert. Wir reden hier von mehr als einem Drittel der Bevölkerung.

Handball- und Fußball-EM werden 2024 die Sportbegeisterung in diesem Land erneut beweisen und bieten die Chance auf einen Wandel in der Wahrnehmung des Sports. Beide Turniere sollten aber nur der Auftakt sein, um etwas Größeres folgen zu lassen: Olympische Spiele. Der gesellschaftliche und infrastrukturelle Nutzen wäre um ein Vielfaches höher als die Kosten.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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