Es ist schon ein ganz merkwürdiger Widerspruch: Seit Jahren macht die Stadt geradezu Kopfstände, um das Image zu verbessern und mehr Besucher nach Mannheim zu locken, Geschäftsreisende wie Touristen. Viele Millionen Euro wurden (und werden derzeit wieder) in den Ausbau des Rosengartens gesteckt, und zusätzlich zum Stadtmarketing hat die Stadt sogar eigens eine Tourismus-GmbH gegründet, um Werbung und Vertrieb anzukurbeln. Und jetzt tut die Stadt alles, um mit einer zusätzlichen Steuer Gäste abzuschrecken.
Dabei haben sich all die Anstrengungen in Sachen Tourismus gerade erst auszuzahlen begonnen. Nach kräftigen Corona-Dellen in 2020 und 2021 stieg schon 2022 die Zahl der Übernachtungen wieder deutlich an. Da schlug die Quadratestadt sogar erstmals die Touristenhochburg Heidelberg. Und nun zog die Bundesgartenschau viele Besucher an, die länger als einen Tag blieben und denen Mannheim hoffentlich so gut gefallen hat, dass sie wiederkommen.
Jetzt aber zertrampelt die Stadt mutwillig dieses zarte Pflänzchen von privatem Tourismus, das in Mannheim gerade erst zu blühen begonnen hat
Jetzt aber zertrampelt die Stadt mutwillig dieses zarte Pflänzchen von privatem Tourismus, das in Mannheim gerade erst zu blühen begonnen hat – und das, da die Buga fehlt, viel eher weiterer Pflege bedürfte. Stattdessen konterkariert und gefährdet eine neue städtische Abgabe, welche die Hotels auf die Übernachtungspreise draufschlagen müssten, diese Erfolge.
Private Gäste werden ausbleiben, Geschäftsreisende in die Umgebung ausweichen. Mannheim kann eben nicht, wie Tourismushochburgen von Hamburg bis zum Bodensee, erwarten, dass die Reisenden völlig selbstverständlich davon ausgehen, „Kurtaxe“ zahlen zu müssen. Ein so begehrtes Ziel ist unsere Stadt – leider – nicht.
Natürlich braucht die Stadt Geld, und gerade der Haushalt für 2024 und die Folgejahre ist ganz enorm eng gestrickt. Da wäre es schon schwierig für die Stadträte, nun ihren Beschluss von 2019 – so unsinnig er leider war – ganz zurückzunehmen. Aber vielleicht könnten sie zumindest noch mal über die Höhe der Bettensteuer nachdenken.
Kalkuliert ist sie auf der Basis von weitaus weniger Übernachtungen als es zuletzt tatsächlich gab – was nun mehr Einnahmen als die eingeplanten vier Millionen Euro bedeuten würde. Da könnte ein Kompromiss liegen. Denn wenn sich die Hotels aus dem Stadtmarketing und dem gesellschaftlichen Engagement zurückziehen, ist der Stadt wirklich nicht gedient.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die geplante Bettensteuer ist falsch
Seit Jahren versucht die Stadt, mehr Besucher nach Mannheim zu locken. Langsam zahlt sich das aus. Mit der Bettensteuer zertrampelt die Stadt mutwillig dieses zarte Pflänzchen, kommentiert Peter W. Ragge