Kommentar Der Mannheimer Sozialatlas liefert wichtige Erkenntnisse

240 Seiten stark ist der neue Mannheimer Sozialatlas. Ihn zu studieren, lohnt sich, kommentiert Watraud Kirsch-Mayer: Er liefert wichtige Erkenntnisse für Zukunftsstrategien

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Waltraud Kirsch-Mayer
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Das Ganze ist nicht allein die Summe seiner Teile - sondern weit mehr. Diese Weisheit gilt auch für Daten und Tabellen. Insbesondere in der Sozialpolitik. Salopp könnte man sagen: Zahlen rechnen sich nur dann, wenn sie gut aufbereitet Schlussfolgerungen für zukunftsorientierte Strategien eröffnen.

Und genau das leistet der Sozialatlas der Stadt Mannheim. Er belegt Entwicklungen und Verschiebungen, die manchmal unterm Radar der kollektiven Wahrnehmung ablaufen.

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Waltraud Kirsch-Mayer
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Riesige Herausforderungen auf der Vogelstang

Beispielsweise die Vogelstang. Eigentlich gilt die Großwohnsiedlung aus den 1960ern sozialstrukturell als durchschnittlich und damit wenig problembelastet. Und dennoch gibt es eine riesige Herausforderung: Die einst junge, von Familien bevölkerte Trabantenstadt ist in die Jahre gekommen. Mit dem Effekt, dass gut jeder Vierte bereits Mitte 60 und älter ist.

Darauf reagiert das Mannheimer Modell Vogelstang, indem es einerseits Pflegeangebote verstärkt, aber gleichzeitig die Erkenntnis berücksichtigt, dass viele Alte rüstig wie aktiv sind und sich von klassischen Seniorentreffs so gar nicht angesprochen fühlen.

Wichtige Hinweise auf dickem Zahlenwerk

Klar, hat sich herumgesprochen, dass Mannheim stark von Zuwanderung aus Südosteuropa betroffen ist. Aber wer weiß schon, dass Fachkräfte aus Rumänien vor allem hier (auf Zeit) arbeiten wollen, während viele bulgarische Familien kommen, um zu bleiben.

Die Summe einzelner Aspekte im Sinne der Stadt ganzheitlich bewerten und dementsprechend handeln - dabei hilft der Sozialatlas. Es lohnt sich, die 240 Seiten zu studieren. Auch wenn dicke Zahlenwerke eher abschrecken.

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