Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Mannheimer Fahrlachtunnel ist eine unfassbare Schlamperei!

Unbegreiflich. Unfassbar. In höchstem Maße fahrlässig. Man sollte mit Superlativen - sowohl im Negativen als auch im Positiven - eigentlich vorsichtig umgehen. Schließlich gibt es bei fast allem immer noch Steigerungen. Bei den Ergebnissen der Aufarbeitung der Vergangenheit des Fahrlachtunnels, die Alexandre Hofen-Stein und Alex Stork dem Technik-Ausschuss des Gemeinderats präsentiert haben, fällt es aber schwer zu glauben, dass die noch möglich sind.

Tatsächlich haben die beiden für die Wiederöffnung des Tunnels verantwortlichen Projektkoordinatoren ein wohl beispielloses Versagen der Mannheimer Stadtverwaltung in den vergangenen gut 40 Jahren geschildert. Eine Fehlerkette, die von der Planung bis zu unter anderem fehlenden Funktionstests zwischen 1994 und 2020 reicht, zeugt davon, dass beim Fahrlachtunnel viele Verantwortliche über viele Jahre unfassbar geschlampt haben. Der Mannheimer Bevölkerung, die - das wird mit jedem Bericht klarer - zu großen Teilen täglich durch eine verkehrstechnische Zeitbombe gefahren ist, ist das nur schwer zu vermitteln.

Klar: Es wird schwerfallen, heute noch jene Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren geschlampt und fehlentschieden haben. Dazu sind zu viele Jahre vergangenen. Gleichzeitig machte der Bericht aber auch gleich an mehreren Stellen deutlich, dass noch bis in die jüngste Vergangenheit gravierende Fehler gemacht worden sind. Maßnahmen, die bereits 2006 hätten ergriffen werden sollen, sind erst 2013 und auch nur vereinzelt umgesetzt worden. Und bis ins Jahr 2020, man kann es eigentlich nicht glauben, soll „kein dokumentierter Funktionstest der gesamten technischen Anlage“ stattgefunden haben.

Zur Wahrheit des Desasters gehört auch, dass mehrere Angehörige der Verwaltung auch in leitenden Positionen bereits seit weit mehr als einem Jahrzehnt zumindest indirekt Verantwortung tragen - bis an die Spitze. Stadtrat Achim Weizel bezeichnete den Tunnel als eine „Schande in der Geschichte der Stadt“. Vieles ist dem wirklich nicht mehr hinzuzufügen. Die Superlative gehen aus.