Die Zahl der Interessierten am Bundesfreiwilligendienst geht zurück. Deswegen den „Bufdi“ bereits abzuschreiben, wäre aber zu voreilig. Denn: Das Prinzip an sich hat viele Vorteile – für die Gesellschaft, aber vor allem für die, die den freiwilligen Dienst leisten.
Aber: Dass sich eine wenig verheißungsvolle Entwicklung anbahnt, wenn sich am Image des Dienstes nichts ändert, lässt sich mehr denn je erahnen. Schließlich haben viele Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in Gesprächen mit dieser Redaktion zwar darauf verwiesen, dass sie die Stellen noch besetzen können – die Zahl an Bewerbungen habe aber oft nur gerade noch so ausgereicht.
Nach zwei Jahren Pandemie, vielen Entbehrungen, was Reisen und Unternehmungen betrifft, wird es schwer, den Trend schnell zu stoppen. Denn der ist da, wenn auch bislang eher noch lokal als bundesweit, worauf die Zahlen des zuständigen Bundesministeriums hinweisen. Viele junge Menschen haben sowieso schon das Gefühl, wegen Corona viel Zeit verloren zu haben. Die Aussichten, weitere Monate weder zu studieren noch zu reisen noch Geld zu verdienen, scheinen da wenig lukrativ.
Der Politik muss es gelingen, den Bundesfreiwilligendienst für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Menschen über 27 Jahre (für die Bundesfreiwilligendienst im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr ja möglich ist) attraktiver zu gestalten als es momentan offenbar der Fall ist. Auf den Wert für die Gesellschaft zu verweisen, geht nicht weit genug. Junge Menschen engagieren sich bereits in vielerlei Hinsicht für gesellschaftspolitische Fragen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das für den Bundesfreiwilligendienst nicht (mehr).
Der Bundesfreiwilligendienst muss in der breiten Gesellschaft endlich sein verstaubtes Image als „Ersatz für den ehemaligen Zivildienst“ loswerden. Dabei hilft vielleicht schon eine Namensänderung. Jungen Menschen, die nach zwei Jahren Pandemie noch sehr viel weniger als frühere Generationen wissen, was sie beruflich machen wollen, muss stattdessen vermittelt werden, dass der Bundesfreiwilligendienst bei der Suche nach der für sie richtigen Aufgabe eine überaus wertvolle Hilfe, ja vielleicht sogar ein berufliches Sprungbrett sein kann. Der Wert des Bundesfreiwilligendienstes zeichnet sich nicht nur im Nutzen für die Gesellschaft, sondern vor allem im privaten Profit aus. Er entwickelt Persönlichkeiten und er hilft, Einblicke in Bereiche zu bekommen, die ohne Bundesfreiwilligendienst verwehrt bleiben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Bundesfreiwilligendienst braucht ein neues Image!
Sebastian Koch zum Bundesfreiwilligendienstund seinen Vorzügen