Kommentar Der Besuch von Mannheims OB Kurz in Czernowitz hat viel Symbolik

Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz hat Czernowitz besucht. Die Reise in die ukrainische Patrnerstadt war politisch notwendig - und beinhaltet viel Symbolik, von der alle profitieren können, so Sebastian Koch

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Sebastian Koch
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Oberbürgermeister Peter Kurz hat Czernowitz besucht. In normalen Zeiten wäre das keine große Nachricht. Weil die Zeiten aber nicht normal sind, der Zeitpunkt des Besuchs nach mehr als einem Jahr Krieg überraschend war und Czernowitz außerdem Mannheims neueste Partnerstadt und die einzige in der Ukraine ist, ist die Nachricht doch eine besondere. Außerdem geht von ihr ein hoher symbolischer Wert aus - wobei Symbolpolitik in dem Zusammenhang positiv verstanden werden darf.

Die anfängliche zivilgesellschaftliche Welle der Hilfsbereitschaft, von der Organisationen genauso profitiert haben wie die Geflüchteten selbst, ist abgeebbt: Nachrichten über Kampfhandlungen und Geländeeroberungen nutzen sich ab und werden von innenpolitischen Themen verdrängt. Der Krieg ist in Deutschland nach einem Jahr fast Normalzustand. Wenn über ihn diskutiert wird, dann mehr über wirtschaftliche Auswirkungen und Folgen als über die vom Krieg betroffenen Menschen und deren Schicksale. Auch das große ehrenamtliche Engagement von Mannheimerinnen und Mannheimer bei der Betreuung und Unterstützung von Geflüchteten erfährt längst nicht mehr die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die es eigentlich verdient.

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Kurz’ Besuch, verbunden mit einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Amtskollege Roman Klichuk, kann bewirken, dass der Krieg auch in Mannheim wieder stärker ins Bewusstsein rückt. Wenn das auch nur kurzzeitig gelingt, wäre das ein Erfolg.

Aber auch politisch ist der Besuch notwendig gewesen. Schließlich hat die Stadt Hilfsgelder bereitgestellt und seit einem Jahr zahlreiche Transporte nach Czernowitz auf den Weg gebracht. Dass sich Kurz über deren Verwendung ein Bild macht, ist folgerichtig.

Das Stadtoberhaupt, das Kurz im Sommer beerben wird, nimmt den Auftrag mit, die Partnerschaft mit Czernowitz zu vertiefen. Dabei geht es auch darum, die Weichen für die Nachkriegszeit zu stellen - am besten im persönlichen Austausch vor Ort.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts