Mannheim. Immerhin sind sie jetzt ehrlicher. Unter einem früheren Fachbereichsleiter hat die Stadt Mannheim stets wortreich bestritten, mit den neuen Blitzern in Anhängerform viel Geld zu machen. Überspitzt gesagt, wurde selbst das Weihnachtsgeschenk für den Hausmeister im Ordnungsamt eingerechnet, um immens hohe Verwaltungskosten zu belegen. Angeblich blieb unterm Strich kaum etwas von den Bußgeldern übrig. Doch fragte man sich, wieso dann ein „Enforcement Trailer“ nach dem anderen angeschafft wird. Ach so, klar: wegen der Verkehrssicherheit.
Mit der wird nun wieder an erster Stelle argumentiert. Aber dass die Anschaffung ausdrücklich Teil eines Maßnahmenpakets ist, mit dem die Kommune ihre akute Finanznot bekämpft, spricht eben für sich. Daher wird nun auch der beträchtliche Gewinn eingeräumt. Nicht umsonst kam schon die Frage auf, warum sich die klamme Stadt da nicht gleich noch mehr von den Dingern zulegt. Antwort: nicht genügend Personal in der Bußgeldstelle. Doch das ist auch, persönliche Meinung, ganz gut so.
Standort-Auswahl entscheidet über Glaubwürdigkeit
Klar: Rücksichtslose Raser sind ein Ärgernis. Und es gibt immer mehr Menschen, die sich – nicht zuletzt aus allgemeiner Ablehnung des Autofahrens – ein deutlich härteres Durchgreifen wünschen. Das mag besonders vor Kitas und Schulen berechtigt sein. Am Rande: Ebenso bei Eltern, die ihre lieben Kleinen am liebsten direkt ins Klassenzimmer fahren würden und denen für alle anderen Kinder zugestellte Wege schnuppe sind.
Nur ist bei den „Enforcement Trailern“ Skepsis angebracht, ob das oberste Kriterium für die Standortwahl tatsächlich die Verkehrssicherheit ist. So steht sehr oft einer am Anfang der Feudenheimer Hauptstraße, da ist weit und breit kein Schul- oder Kita-Weg. Erst viel weiter hinten, dort sieht man nie einen dieser Blitzer.
Die neue Ehrlichkeit der Stadt Mannheim, was die Rentabilität angeht, ist wenigstens ein Anfang.
Soll man der Stadt Mannheim glauben, dass es ihr tatsächlich vor allem um mehr Sicherheit auf den Straßen und nur nebenbei um Bußgelder geht, muss sie das in der Praxis beweisen. Ihre neue Ehrlichkeit, wie rentabel die Messgeräte in Anhängerform sind, ist wenigstens ein Anfang.
Natürlich kann man auch auf dem Standpunkt stehen: Verkehrsregeln müssen unbedingt und überall eingehalten werden, wer es nicht tut, sollte so hart wie möglich bestraft werden. Und je mehr Geld das der Kommune einbringt, desto besser. Aber das ist, wieder persönliche Meinung, in einem liberalen Land ein etwas befremdliches Weltbild.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Blitzer sind für die Stadt Mannhein ein lukratives Geschäft
Steffen Mack wurde zuletzt gleich zweimal geblitzt. Einmal im Kraichgau, einmal in der Pfalz. Nicht viele Kilometer zu schnell, aber geärgert hat er sich.