Kommentar Begründung der Ausgangssperre in Mannheim wirft Fragen auf

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Steffen Mack
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Mannheim. Papier sei geduldig, sagt man ja. Doch die Menschen, die es lesen, sind es oft nicht. Erst recht nicht in digitaler Form, in der Online-Welt steigt die Erregung bekanntlich noch schneller. Vielleicht hätte das die Stadt Mannheim bei ihrer Begründung zu der Allgemeinverfügung, mit der sie nun wieder eine nächtliche Ausgangssperre verhängt hat, stärker berücksichtigen sollen. Denn darin stehen einige Aussagen, die von den Verantwortlichen zuvor öffentlich nie zu hören waren.
Dass das Infektionsgeschehen nun plötzlich zum größten Teil nicht mehr aus Clustern, sondern aus Einzel- oder zumindest keinem größeren Zusammenhang zuordenbaren Fällen besteht – gut, das mag sich erst in den vergangenen Tagen so entwickelt haben. Ebenso, dass sich nur noch mit großer Mühe Kontaktketten bis etwa zur Hälfte nachverfolgen lassen. Aber dass dies bereits bei einer Inzidenz über 50 generell nicht verlässlich möglich sein soll, überrascht schon. Bisher war auch bei deutlich darüber liegenden Werten fast immer die Rede davon, man habe die Lage schon ganz gut unter Kontrolle.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Dass die Stadt alles in ihrer Macht Stehende tut, den beängstigenden Anstieg der Corona-Zahlen zu bremsen, ist absolut richtig. Und zum verfügbaren Instrumentarium gehört in Baden-Württemberg nun mal die Ausgangssperre. Ein Verzicht darauf ließe sich angesichts der Lage kaum mehr vertreten.

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Allerdings schreibt die Corona-Landesverordnung zwar einerseits den Kommunen mit einer hohen Inzidenz die Ausgangssperre vor. Begründen müssen sie diese aber jeweils selbst mit einem diffusen lokalen Infektionsgeschehen. Und die Stadt will verständlicherweise nicht riskieren, dass ihr Verwaltungsrichter das nächtliche Rausgeh-Verbot so um die Ohren hauen, wie sie das im Falle des Landes schon getan haben. Zumal dies das Vertrauen der Menschen in das richtige Vorgehen der Politik noch weiter schwächen würde – soweit, Stichworte „Osterruhe“ und „Mallorca“, überhaupt noch möglich.
Allerdings riskiert die Stadt mit ihrer drastischen Beschreibung des Infektionsgeschehens dreierlei: Erstens, dass sich manche Menschen in der Sicht bestätigt sehen: „Die drehen so doch alles so, wie sie es gerade brauchen.“ Zweitens dürften Aussagen, man habe auch bei einer Inzidenz deutlich über 50 alles im Griff, an Glaubwürdigkeit verlieren. Und drittens ist die Ausgangssperre ja nur bis 11. April befristet. Wie aber bitte soll sich eine derart drastische Corona-Lage in so kurzer Zeit wieder bessern?

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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