Verkehr Baustellen in der Region: Stillstand und Fortschritt gleichzeitig

Stefan Proetel über die Vielzahl an Baustellen

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Stefan Proetel
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Glaubt man dieser jährlich erscheinenden Studie, stehen deutsche Autofahrer im Jahr durchschnittlich fast zwei Tage lang im Stau. Zwar kommen sie damit im internationalen Vergleich noch gut weg – am heftigsten sind die Zustände demnach in den südamerikanischen Städten Bogota und Rio de Janeiro, wo sich der durch Stau verursachte Zeitverlust auf 190 Stunden summiert. Aber klar: Auch hier in Mannheim, wo es „nur“ 31 Stunden sind (München: 87), empfinden Betroffene jede Minute in zähfließendem oder stillstehendem Verkehr als Nervenprobe, Pendler ganz besonders. Kein Wunder also, dass Frauen und Männer hinterm Lenkrad nur die unschöne Seite einer Baustelle sehen: die als Hindernis auf dem Weg ans Ziel, die als gieriger Zeitfresser. Und natürlich klagen Anwohner zurecht über den Lärm von Baumaschinen und Lastern, über die Emission von Staub und Schmutzpartikeln.

Es gibt also nichts schönzureden, nur einzuordnen. Baustellen sind kein boshaftes Mittel, um Menschen auszubremsen. Sie sind da, um Wege sicherer, besser und auch schneller zu machen. Sie bedeuten gleichsam Stillstand und Fortschritt. Die vor zwei Jahren beendete Umgestaltung der Planken war sicherlich eine Zumutung für Handel, Kunden, Innenstadtbewohner. Eine Zumutung – eine auf Dauer – wäre es allerdings gewesen, Mannheims Haupteinkaufsstraße in ihrem 70er-Jahre-Schick nicht zu modernisieren.

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An anderer Stelle in Mannheim zeigt sich, dass viele Baustellen aus einem ganz anderen Grund notwendig werden. So ist die BBC-Brücke ein Symbol für hunderte bröckelnde Brücken in Deutschland. Auch die Hochstraßen in Ludwigshafen gehören in diese unrühmliche Kategorie. Zu ihrer Planungs- und Bauzeit ausgelegt für eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen pro Jahr, sind sie ein paar Jahrzehnte später durch die explosionsartig gewachsene individuelle Mobilität und vor allem durch das stark erhöhte Aufkommen von Schwerlastverkehr nur noch Auslaufmodelle.

Bund, Länder und Kommunen haben die Problematik über Jahre oftmals sehenden Auges verschleppt und nun alle Sicherheitsmargen ausgereizt. Nur noch mit Neubauten lässt sich das Dilemma landauf, landab beseitigen. Die Folgen, siehe oben: Sperrungen, Umleitungen, Verkehrsbehinderungen, Stillstand. Dazu Lärm und Staub. Die eingangs erwähnte Staustatistik wird das irgendwann ausweisen. Ein möglicher Vorteil: Brücken können heute sehr viel nachhaltiger gebaut werden als früher. Das ist dann wirklicher Fortschritt.

Ehemalige Mitarbeit Ressortleiter Lokales/Regionales und Mitglied der Chefredaktion