Kommentar Baubude des Theaters: Gut, aber viel zu spät

Peter W. Ragge kritisiert, dass zwischen dem Auszug des Nationaltheaters am Goetheplatz und der Eröffnung des Infocontainers fast zwei Jahre liegen

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Peter W. Ragge
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Mannheim. Lila ist die Farbe der Umkehr, Buße und Besinnung – zumindest in der kirchlichen Liturgie. Ob das Nationaltheater deshalb seine Baubude, mit der es nun über die Generalsanierung informieren will, lila angestrichen hat?

Umkehr geht nicht mehr. Die Generalsanierung läuft längst, und das ist völlig richtig so. Die Stadt hatte die Verpflichtung, das ihr gehörende Gebäude, das den höchsten Denkmalschutz-Rang genießt, zu erhalten und so umzubauen, dass den heutigen Regeln des Arbeits- und Brandschutzes Rechnung getragen wird. Eine realisierbare Alternative dazu gab es nicht.

Nationaltheater

So informiert das Nationaltheater über die Generalsanierung

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Peter W. Ragge
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Aber Buße wäre schon nötig. Im Juli 2022 haben sich Publikum und Ensemble des Nationaltheaters von dem Haus am Goetheplatz verabschiedet. Nach dem Auszug laufen seit Anfang 2023 die Bauarbeiten. Aber erst jetzt, im Juni 2024, eröffnet das Nationaltheater eine Anlaufstelle, um darüber zu informieren – also knapp zwei Jahre, nachdem das Theater für das Publikum geschlossen wurde. Dieser Zeitraum ist entschieden zu lang. Entstanden ist er, weil man ein künstlerisches Projekt daraus gemacht hat, das eben erst ausgeschrieben werden musste. Dabei hätte die Rhein-Neckar-Verkehr AG erzählen können, wie man im Vorfeld von großen Baumaßnahmen – Beispiel B-Linie oder Stadtbahn Nord – gut informiert; im Container – freilich nicht künstlerisch gestaltet, aber schneller. Auch zum Neubau von Q 6/Q 7 gab es ein Info-Büro und viele tolle Baustellen-Events.

Zwar hat das Theater Anwohner-Infoveranstaltungen gemacht und Führungen angeboten, aber die breite, publikumswirksame Information, die fehlte bisher. So konnte sich leider in der Bevölkerung, selbst bei theateraffinen Leuten, eine teils gewaltige Grundskepsis gegenüber dem Projekt breitmachen.

Nun also die Besinnung – und die Eröffnung der lila Baubude. Aber das reicht nicht. Warum werden beispielsweise die Bauzäune nicht besser genutzt, das zu erklären, was dahinter passiert. Mit Grafiken ließe sich gut darstellen, dass es die riesigen Baugruben für unterirdische Werkstatt- und Probenräume derzeit nur gibt, weil der erste Entwurf mit oberirdischen Erweiterungen das städtebauliche Ensemble massiv beschädigt hätte. Aber das wissen selbst manche Stadträte nicht mehr, weil die Entscheidungen halt schon lange zurückliegen.

Redaktion Chefreporter

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