Kommentar Aufgabe der Uni Mannheim: Umweltbewusstes Denken lehren!

Lisa Wazulin über die Geschichte der Uni Mannheim

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Kommentar von
Lisa Uhlmann
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75 Jahre ist es her, dass in Mannheim die ersten Studierenden quasi von der Front in den Hörsaal in der Lessingschule gestolpert sind– mit im Gepäck einen großen Hunger auf Bildung und den Willen, die Welt zu verbessern. Seit der Neubegründung am 12. Oktober 1946 ist zwar viel passiert. So hat sich die damalige staatliche Wirtschaftshochschule zu einer waschechten Universität gemausert, dabei das Barockschloss vor dem Verfall gerettet, zum eigenen Markenzeichen gemacht und sich heute gerade in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in die Liga der besten Forschungseinrichtungen in Europa gekämpft. Eines ist aber gleich geblieben: die Anziehungskraft auf junge schlaue Köpfe.

Wie viel Verantwortung das mit sich bringt, war dem ersten Rektor der neuen Hochschule, Walter Georg Waffenschmidt, schon damals klar: Wer hier studiert, solle immer „den sauberen Weg der Wahrheit und der geistigen Freiheit gehen“, so der Appell von Waffenschmidt an die Studis. Die Herausforderung damals: Die eigene braune Vergangenheit und den Nationalsozialismus überwinden. Gut also, dass sich die Uni diesem dunklen Abschnitt ihrer Geschichte bewusst ist und selbstkritisch damit umgeht – indem sie die braune Historie samt Opfer und Tätern wissenschaftlich aufarbeiten will.

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Als Treiberin von Zukunft steht die Uni heute aber wieder vor einer neuen Herausforderung: Die jungen schlauen Köpfe so auszubilden, dass sie später als Vorstandschefinnen, Unternehmer, Politikerin oder führende Forschende nicht einfach dazu beitragen, dass weiterhin Verbrennungsmotoren gebaut, Wegwerfmode produziert oder für mehr Profit der Planet ausgebeutet wird. Tatsächlich haben die Studis von heute, durch die Pandemie um ihr Studentenleben gebracht, einiges mit den Studis vor 75 Jahren gemeinsam: Auch sie fühlen sich um ihre besten Jahre betrogen und wollen die Welt verbessern – aber eben auch Geld verdienen. Wo, wenn nicht an der Uni, wäre also ein besserer Ort, um zu lernen, wie nachhaltige Wirtschaft und umweltbewusstes Denken funktioniert?

Da ist es lobenswert, dass die Uni mit gutem Beispiel vorangeht – und mit einer neuen Prorektorin für Nachhaltigkeit umweltbewusster werden will. Dabei sollten aber die Probleme vor der eigenen Haustür nicht vergessen werden, wie etwa die Neugestaltung des Schlossparks, die Pläne zur autofreien Innenstadt oder der Wohnraummangel für Bürger und Studierende. Schließlich ist Mannheim eine Universitätsstadt – und zu Recht stolz darauf.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.