Interview

Warum jeder Studierende in Mannheim ein ökologisches Basiswissen braucht

Thomas Puhl, Rektor der Universität Mannheim

Von 
Lisa Uhlmann
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Herr Puhl, wie sieht das Studieren von morgen aus?

Puhl: Wir sind eine Präsenzuni und die Pandemie hat allen gezeigt: Das müssen wir bleiben. Die Studierenden leiden derzeit unter der Isolation, der Bedarf an psychologischer Beratung ist dreimal so hoch wie früher. In der Pandemie ist zwar ein Quantensprung in die Online-Lehre gelungen, die auch dauerhaft die Lehre verbessern kann. Aber im Grundsatz gilt: Allenfalls reine Wissensvermittlung lässt sich auf Video bannen. Vertiefung, Einübung und Diskurs müssen dagegen Auge in Auge vor Ort stattfinden. Wir sind die erste Uni deutschlandweit, die den Lehrbetrieb nach dem Sommer wieder aufgenommen hat – halb in Präsenz oder hybrid, halb online.

Welche Rolle spielt die Uni heute für Mannheim?

Puhl: Als profilierte Forschungsuni ziehen wir helle Köpfe aus der ganzen Welt an. Das ist gut für den Arbeitsmarkt, eine Personalressource für die Wirtschaft, bereichert das Stadtleben. Die Uni ist mit fast 3000 Mitarbeitenden und 12 000 Studis ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Dazu kommen noch die außeruniversitären Einrichtungen wie die Leibniz-Institute. Unsere Start-ups bringen Innovation, studentische Initiativen treiben soziale, kulturelle und wissenschaftliche Projekte voran, sind politisch engagiert. Wir arbeiten eng mit der Stadt zusammen: Unsere Lehrerbildung etwa kooperiert mit Schulen, zeigt Studis und Lehrkräften auf, wie man mit mehrsprachigem Hintergrund im Klassenzimmer klarkommt. Kurz gesagt: Ohne Uni wäre die Stadt ärmer, aber ohne die Stadt wäre auch die Uni ärmer.

Was sind die nächsten großen Ziele der Uni?

Puhl: Als Forschungsuni weiter auf höchstem Niveau arbeiten und profilieren, bei mehr Fördergeldern und gutem Ruf noch weiter zulegen. Und die Digitalisierung nutzen: Ihre Chancen und Folgen erforschen, in Fächern mit Big Data methodisch vorankommen und Arbeitsprozesse etwa mit einer digitalen Studi-Akte verbessern. Die neue Prorektorin für Nachhaltigkeit wird für die Uni ein Gesamtkonzept erarbeiten. Das Ziel: Nachhaltigkeit nicht nur im Betrieb umsetzen, um Energie oder Papier einzusparen, sondern auch für Forschung und Lehre. Unsere Wirtschaftswissenschaftler können beziffern, was es uns alle kostet, wenn sich die Erde um 0,1 Grad mehr erwärmt, oder berechnen, wo Wasserstoffeinsatz sich lohnt – und wo nicht. In der Lehre soll jeder Studi ein ökologisches Basis-Wissen mitbekommen. Wir bilden Arbeitskräfte von morgen aus, die sind voller Ideen und Enthusiasmus. Die Uni ist Treiberin von Zukunft, ihre Aufgabe: Den Studis und der Gesellschaft Flügel zu verleihen.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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