Mannheim. So ist nun mal der Mensch. Hat er ein halbes Jahr etwas Neues, unverhofft Tolles, gibt er das ungern wieder her. So sind die vielfachen Wünsche für die künftige Nutzung des Spinelli-Areals verständlich, vor allem aus Feudenheim. Aber auch bemerkenswert, wenn man an die teils erbitterten, von einigen völlig überzogenen Widerstände („180 Tage Lockdown“) vor der Bundesgartenschau zurückdenkt.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Nun wird es in mehrerer Hinsicht Enttäuschungen geben. So hält die GBG am Abriss zweier ehemaliger Kasernengebäude fest. Doch aus gut nachvollziehbaren Gründen. Ein Gutachten hat ergeben, dass es nicht nur unwirtschaftlich wäre, die 1938 errichteten und vom US-Militär später unbeleckt von deutschen Vorschriften umgebauten Häuser zu sanieren. Sondern wegen des immensen Bedarfs sogar deutlich klimaschädlicher als ein Neubau.
Haubenlerchen-Schutz nötig
Diese Haltung der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft stieß nun im Konversionsausschuss des Gemeinderats auch einhellig auf Verständnis. Ganz im Gegensatz zu dem, was Buga-Boss Michael Schnellbach danach bekanntgab: Weil auf Spinelli die Haubenlerche und weitere bedrohte Tierarten wieder angesiedelt werden sollten, müssten 15 bis 18 Hektar mit Zäunen versehen werden. Zum Schutz vor Fressfeinden, speziell vor Katzen.
Nun ist es prinzipiell richtig, bedrohte Tierarten vor dem Aussterben zu bewahren. Speziell für eine Gartenschau mit Nachhaltigkeit als wichtigstem Grundsatz. Und die von Schnellbach grob auf einen bis 1,20 Meter geschätzte Zaunhöhe mag im Wortsinne noch überschaubar sein und an der versprochenen Frischluftschneise nichts ändern. Aber was viele Besucher gerade im Westen des Geländes so geschätzt haben, seine endlose Weite, würde im Empfinden schon stark eingeschränkt.
Völlig berechtigt ist die Kritik im Ausschuss, dass diese laut Schnellbach 2021 von der Stadt mit dem Regierungspräsidium vereinbarte Verpflichtung erst jetzt bekannt wird. Sie wäre Katzenbesitzern in der Umgebung zwar sicher noch lieber als Ausgehverbot oder Leinenzwang wie in Walldorf. Aber die Öffentlichkeit hätte einen Anspruch darauf gehabt, das beizeiten zu erfahren.
Einiges deutet darauf hin, dass aufgrund vertraglicher Verpflichtungen sowie geflossener Fördermittel noch weitere Nachnutzungsträume platzen könnten. Das muss im Einzelnen nicht falsch sein, siehe Kasernengebäude. Nur braucht es da jetzt schnellstens Klarheit. Sonst wird die Enttäuschung noch größer.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-abriss-der-kasernengebaeude-auf-spinelli-verstaendlich-_arid,2144234.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/feudenheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/deutschland-welt_artikel,-thema-des-tages-gbg-haelt-am-abriss-zweier-frueherer-kasernengebaeude-auf-spinelli-fest-_arid,2144070.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-metropolregion-katzen-lockdown-ein-haubenlerchen-paar-in-walldorf-zieht-jungvoegel-auf-_arid,2093713.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Abriss der Kasernengebäude auf Spinelli verständlich
Steffen Mack kann gut nachvollziehen, dass die GBG statt einer Sanierung auf einen Neubau setzt. Völlig unverständlich findet er dagegen, dass etwas anderes erst am Dienstag öffentlich bekannt wurde