Zeitzeichen

Über Namen und andere Vorzeichen

Namen seien Schall und Rauch, meint der Dichter. Eine Redenart aber sagt, dass sie mit Vorzeichen verbunden sind. Unser Kolumnist überprüft das anhand häufiger Kindernamen

Von 
Thomas Groß
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Nomen est omen, heißt es. Und man sieht das etwa bestätigt, wenn jemand Vogel heißt und dann Pech hat – sofern man uns das als ein geglücktes Beispiel abnimmt. Dass manche Vorzeichen, die ein Name setzt, gerade nicht eintreten mögen, möchte man zuweilen inständig hoffen. Aber irgendwas lässt sich an den Namen immer ablesen, so könnte man meinen. Mir ist man oft mit der vermutlich lustig gemeinten Frage gekommen, ob ich ungläubig und ein Skeptiker sei, oder man sprach mich sogar direkt als „ungläubiger Thomas“ an. Lässt sich an beliebten heutigen Vornamen etwas ablesen? Beim Blick auf die Statistik fällt etwa auf, dass Mädchen seltener auf Namen biblischen Ursprungs getauft werden – Marie belegt nur den zehnten Rang unter den häufigsten Vornamen, und dass die fünftplatzierte Hanna auch eine biblische Figur ist, nämlich die Mutter des Propheten Samuel, ist womöglich gar kein verbreitetes Wissen (mehr).

Bei den Jungen sieht es anders aus, aber kann man daraus schließen, dass deren Eltern bibelfester oder gar gläubiger wären? Jedenfalls lassen sich Matteo, Paul, Elias oder Luka leicht auf prominente Figuren der Bibel beziehen. Und das gilt natürlich auch für den Erstplatzierten – Noah. Sein Name ist ja auch ein Beispiel für solche, welche man nicht als Omen verstehen möchte. Wobei: Sollte es wirklich noch mal zu einer Sintflut kommen, so könnten wir viele tüchtige Männer, die uns dann eine feste Arche bauen, gut gebrauchen.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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