Auf Vorrat

Von 
Thomas Groß
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In „Papa ante portas“, einem Spielfilm des unvergesslichen Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot, versteht sich ein Endfünfziger bestens darauf, anderen auf die Nerven zu gehen. Eines strittigen Ankaufs auf Vorrat wegen wurde der Herr namens Heinrich Lohse in den Vorruhestand versetzt, gleichwohl faszinieren ihn solche Geschäfte weiterhin. Also will er im Lebensmittelgeschäft sogleich einen Rabatt aushandeln, wenn er statt der benötigten Menge an, sagen wir: mittelscharfem Haushaltssenf gleich zehn, 100 oder gar noch mehr Gläser davon kauft.

Was die einen absurd finden, nötigt anderen Respekt ab, und so könnte man Heinrich Lohse auch ausgefuchst oder nur einen Fuchs nennen, der eben zu kalkulieren versteht. Lohse passte gut ins bayerische Fuchstal, wo gleichfalls Rechenfüchse von sich reden machen. Wie jetzt auch in dieser Zeitung berichtet, hat ein Angestellter der dortigen Kommunalverwaltung Toilettenpapier für viele Jahre im Voraus bestellt und so für eine Ersparnis von 1000 Euro gesorgt. Daraus folgende logistische Probleme, welche die Meldung erwähnt, haben wohl andere gelöst – wir leben ja in einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Auch Lohse war vor dem Ruhestand Einkaufs-, nicht etwa auch Lager- und Verteilungsdirektor gewesen. Sicher hätte er dem Fuchstaler Lob gezollt. Zwei Fragen wirft die Meldung aber noch auf: Der Einkauf erfolgte im Jahr 2006; die Nachrichtenagentur dpa hat ihn jetzt aufgegriffen, weil die letzte Rolle der Lieferung aufgebraucht war – Wer, bitteschön, hat ihr die brisante Information gesteckt? Und wie genau liefen im Jahr 2006 die Kaufverhandlungen ab? 

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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