Der Emmy Award, kurz Emmy genannt, ist der bedeutendste US-Fernsehpreis. Mit dem Academy Award (Oscar) für den Film, dem Grammy Award für die Musik und dem Tony Award fürs Theater gehört er zu den vier wichtigsten Auszeichnungen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Seit 1994 wird er jährlich – in inzwischen über 90 Kategorien – vergeben. Unterschieden wird zwischen den Daytime Emmy Awards, den International Emmy Awards, den News & Documentary Emmy Awards, den Creative Arts Emmys sowie den Primetime Emmy Awards für Sendungen, die im Abendprogramm laufen und beim breiten Publikum das größte Interesse wecken.
Am 14. September fand im Peacock Theatre in Los Angeles die 77. Emmy-Verleihung in der Sparte Primetime statt. Großer Gewinner mit insgesamt sechs Auszeichnungen war die britische Produktion „Adolescence“ (auf Netflix) ein Mix aus Drama und Kriminalfilm, prämiert unter anderem als beste Mini-/Anthologie-Serie, für die Regie von Philip Barantini sowie das Drehbuch von Jack Thorne und Stephen Graham.
Spaß mit Seth Rogen, Spannung mit Matthew McConaughey
Als beste Comedy-Serie machte wenig überraschend „The Studio“ (auf Apple TV+) das Rennen, Seth Rogen, kreativer Kopf der Show, durfte sich zudem über drei weitere Emmys, für Regie, Drehbuch und sein Spiel als bester Hauptdarsteller, freuen. Von Rogens unglaublichem komischen Talent kann man sich aktuell in der Serie „Platonic“ (auf Apple TV+) überzeugen, in der er an der Seite von Rose Byrne – sie erhielt auf der diesjährigen Berlinale für ihre Rolle einer (Ehe-)Frau und Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs in Mary Bronsteins Tragikomödie „If I Had Legs I'd Kick You“ einen Silbernen Bären – als durchgeknallter Braumeister und Kneipenwirt für gehöriges Chaos sorgt. Grund genug, sich ein paar seiner früheren Hits anzusehen, darunter „Das ist das Ende“ (auf Prime Video, Netflix etc.) oder „The Interview“ (auf MagentaTV, im Sky Store etc.), beide zusammen mit Evan Goldberg inszeniert.
Blu-ray- und VoD-Tipps für Oktober
- Jurassic World: Die Wiedergeburt (Universal HE/4K Ultra HD, DVD & Blu-ray/ab 2. Oktober): Gareth Edwards geht mit Steven Spielbergs Dinosaurier-Mär in die siebente Runde. Bissig!
- The Life of Chuck (Tobis/digital, DVD & Blu-ray/ab 9. respektive 17. Oktober): Mike Flanagan setzt sich in seiner Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte von Stephen King auf die Spur eines von Tom Hiddleston einfühlsam gespielten US-Jedermanns. Dystopisches Drama.
- Mission Impossible: The Final Reckoning (Paramount Home Entertainment/DVD, Blu-ray, 4K UHD & 4K UHD Steelbook in zwei limitierten Editionen/ab 4. September): „Mission Impossible“ zum Letzten. Souverän gehandhabte Tom-Cruise-Action-Unterhaltung.
- Monsieur Aznavour (Weltkino/DVD & Blu-ray/ab 10. Oktober): Schwungvolles, authentisches Biopic, inszeniert von Mehdi Idir und Grand Corps Malade. Tahar Rahim („Der Mauretanier“) glänzt im Part des legendären französischen Chansonniers.
- Die Schlümpfe: Der große Kinofilm (Paramount HE/VoD, DVD & Blu-ray/ab 6.bzw. 23. Oktober): Neues aus dem (animierten) Leben in Schlumpfhausen, gewohnt heiter und unterhaltsam.
- Spermageddon (SquareOne Entertainment / TVoD / ab 6. Oktober): Ein schüchterner Teenager erlebt ein Wochenende voller neuer Gefühle, als er seinem Schwarm endlich näher kommt. Provokantes, derb-witziges norwegisches Animationsabenteuer.
Wer auf Nervenkitzel steht, sollte sich bei Apple TV+ einloggen. „The Lost Bus“ (ab 3. Oktober) heißt die aktuelle, auf wahren Begebenheiten fußende Arbeit des Oscar-nominierten Briten Paul Greengrass („Flug 93“). Auf einer waghalsigen Fahrt durch einen Waldbrand setzen ein eigensinniger Schulbusfahrer (Matthew McConaughey) und eine engagierte Lehrerin (America Ferrera) alles daran, 22 Kinder aus dem schrecklichen Inferno zu retten. Ebenso schweißtreibend ist die Serie „Remnick“ (ab 10. Oktober), in welcher der von Jason Clarke gespielte Titelheld als US-Marshal für Alaska zuständig ist. Ein ruhiger Job – bis ein Gefangenentransportflugzeug abstürzt und dabei Gewaltverbrecher entkommen, die sich in die nächste Stadt durchzuschlagen versuchen.
Kings Horrorclown kommt als Prequel-Serie zurück
Crime im Eigenheim ist in „Murdaugh: Mord in der Familie“ (auf Disney+, ab 15. Oktober) angesagt. Maggie (Patricia Arquette) und Alex (Jason Clarke) führen ein privilegiertes Leben als Mitglieder einer einflussreichen Anwaltsdynastie in South Carolina. Doch als ihr Sohn Paul (Johnny Berchtold) in einen tödlichen Bootsunfall verwickelt wird, steht die Familie vor einer Zerreißprobe. Nach und nach kommen Details ans Licht, die die Familie mit mehreren mysteriösen Todesfällen in Verbindung bringen. Inspiriert wurde die achtteilige Miniserie vom „Murdaugh Murders Podcast“ der Journalistin Mandy Matney, die sich jahrelang mit dem mysteriösen Fall beschäftigt hat.
Wenn’s um Mystery (und Horror) geht, darf natürlich der unermüdliche Stephen King nicht fehlen. In „ES: Welcome to Derry“ (auf Sky & WOW, ab 27. Oktober), basierend auf seinem bereits höchst erfolgreich fürs Kino aufbereiteten Bestseller, kehrt der böse Clown Pennywise (Tim Curry) in der von HBO Max produzierten, in den 1960er-Jahren angesiedelten Prequel-Serie zurück. Als Showrunner fungieren Jason Fuchs und Brad Caleb Kane, in der Besetzung finden sich namhafte Schauspieler wie Taylor Paige, Jovan Adepo, James Remar, Madeleine Stowe und Bill Skarsgård.
Auf den Spuren von Scorsese und Ben Stillers Eltern
Für Cineasten ist „Mr. Scorsese“ (auf Apple TV+, ab 17. Oktober) ein Muss. Der 1942 in New York geborene Ausnahmeregisseur wird mittels seiner Arbeiten – über 70 sind es mittlerweile – porträtiert, parallel dazu in den fünf Folgen seine abwechslungsreiche persönliche Geschichte erzählt. Die Macher hatten exklusiven, uneingeschränkten Zugang zu seinem Privatarchiv. Neben Scorsese selbst kommen in bisher unveröffentlichte Interviews Freunde, Familienmitglieder und kreative Weggefährten, darunter die geniale Cutterin Thelma Schoonmaker („Aviator“) zu Wort. Eine gute Gelegenheit, wieder ein paar seiner Leinwandmeilensteine, etwa „Taxi Driver“ (auf maxdome, Rakuten TV etc.) oder „Casino“ (auf freenet Video, Videobuster etc.), abzurufen.
Ben Stiller, ein anderer Großer des US-Kinos, setzt sich in seinem Dokumentarfilm „Stiller & Meara: Nothing Is Lost“ (auf Apple TV+, ab 24. Oktober) auf die Spuren seiner Eltern, die Comedy-Ikonen Jerry Stiller (1927–2020) und Anne Meara (1929–2015). Er beleuchtet ihren Einfluss auf die Popkultur – siehe die Kult-Sitcom „Seinfeld“ (auf Netflix) – und aufs eigene Zuhause, in dem die Grenzen zwischen Kreativität, Familie und Kunst oft verschwammen. Dabei richtet er die Kamera auf sich und die Seinen, um den enormen Einfluss von Papa und Mama auf sein Leben zu zeigen und welche Lektionen wir von den Menschen, die wir lieben, lernen können.
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