Mannheim. Das Wort „Vucciria“ bedeutet im sizilianischen Dialekt so viel wie „Chaos“ – und beschreibt die Stimmung perfekt, die seit Freitagabend auf den Kapuzinerplanken in Mannheim herrscht. Zum ersten Mal hat APS Sicilia Promotion die Veranstaltung „A‘ Vucciria Sicilia Street Food“ nach Mannheim gebracht – und zelebriert damit täglich das typisch sizilianische Lebensgefühl mit lokalen Spezialitäten in der Quadratestadt.
Heitere Atmosphäre trotz langer Schlangen an den Streetfood-Ständen
Es herrscht eine heitere Atmosphäre, wie man sie von Streetfood-Festivals in Palermo oder anderen sizilianischen Städten kennt: Fröhliches Stimmengemurmel mischt sich mit lauten Ansagen der Händler, die Sitzgelegenheiten werden knapp. Und wer in der Schlange vor der Kasse oder den Essenständen steht, weiß wohl nicht, in welcher Richtung es am schnellsten vorangeht.
Und dennoch genießen die Besucherinnen und Besucher den Abend in vollen Zügen. Schließlich haben sich die Kapuzinerplanken in eine lebendige sizilianische Piazza verwandelt. Paare, Freundesgruppen und Familien genießen Köstlichkeiten wie Ariancine, frittierte Sardellen oder süße Cannoli.
Das lukullische Angebot ist umfangreich und repräsentativ für die größte italienische Insel. Neben bekannteren Speisen wie Auberginenauflauf, Spanferkelbraten, Nudelspezialitäten, Salciccia oder Panzerotto, wie die mit Fleisch oder Tomaten und Mozzarella gefüllten Teigtaschen genannt werden, gibt es auch Sardinenfleischbällchen, Panino Ca Meusa, also Brötchen mit Lunge und Milz, und Panino mit Pferdefleisch. Und natürlich lokale Weine. Naschkatzen lieben Cassata-Törtchen und Marzipanfrüchte. Außerdem bieten Händler Käse, Oliven oder Taralli, ein salziges Gebäck in Ringform, an.
Bei Sizilianern aus der Region kommen heimatliche Gefühle aus
Thea und ihr Verlobter Thomas lassen sich frittierten Fisch schmecken. „Das Festival gefällt uns sehr gut“, lobt der 30-Jährige. „Wir sind mit zwei Freunden da, die Frau kommt aus Sizilien.“ Gerne lassen sich die beiden von ihr inspirieren, verrät er und lächelt. „Sie holen sich gerade ein Brötchen mit Pferdefleisch.“ Die 28-Jährige winkt ab. „Dafür bin ich nicht experimentierfreudig genug.“ Ihr Partner dagegen ist nicht ganz abgeneigt. „Ein Stück davon möchte ich schon probieren, und falls es mir schmeckt, hole ich mir auch ein Brötchen damit.“ Thea liebäugelt dagegen mit Arancine, einer mit Hackfleisch und Mozzarella gefüllten Reiskugel. „Wir kommen vielleicht noch ein weiteres Mal vorbei“, sagt sie.
Die Paare Anna und Massimo sowie Antonella und Gaetano haben italienische Wurzeln. Antonella kommt aus dem sizilianischen Agrigento. „Wir sind erst vor kurzen aus Sizilien zurückgekommen“, erzählt sie und ein Hauch von Nostalgie schwingt in ihrer Stimme mit. Das Festival sorge für Heimatgefühle. „Das Fest ist sehr schön“, sagt sie. Auch das Essen schmeckt den Freunden. „Es ist viel los“, sagt Massimo. Die Gruppe ist allerdings nicht nur wegen der kulinarischen Spezialitäten auf dem Festival. „Wir sind auch wegen Tony Sperandeo hier“, erzählt Anna. Die Gelegenheit, mit dem sizilianischen Schauspieler, der in zahlreichen Filmen mitgewirkt hat, ein Foto zu machen, haben sie sich nicht entgehen lassen.
Tatsächlich ist die Schlange vor dem Zelt, in dem der 72-Jährige geduldig Autogramm- und Fotowünsche erfüllt, lang. Immer wieder lächelt der Darsteller in die Kamera und nimmt sich Zeit für seine Fans. Die kommen in Scharen, nehmen ihn in den Arm, halten einen kurzen Plausch – und machen Selfies mit ihm.
100 Kilometer gefahren für ein Bild mit Filmstar Tony Sperandeo
Auch ein junges Mädchen namens Aurelia posiert mit dem Filmstar. „Meine Tochter wollte unbedingt ein Foto mit ihm“, erzählt ihre Mutter stolz. Marco und Vincenzo freuen sich ebenfalls, als sie an der Reihe sind. „Wir sind extra 100 Kilometer weit gefahren, um ein Foto mit Sperandeo zu machen“, verrät Marco. „Der Moment fühlte sich familiär und irgendwie vertraut an.“ Vincenzo nickt. „Es war emotional, ihn zu treffen“, sagt der Gundelsheimer gerührt.
Die beiden jungen Männer freuen sich zudem, mal wieder Essen aus Sizilien genießen zu können. „Ich habe ein Panino mit Panelle gegessen“, sagt Marco, dem die frittierten Kichererbsenfladen gut geschmeckt haben. Arancine, und Cannoli sind für sie ebenfalls ein Muss. „Und es ist schön wieder den Dialekt zu hören.“
Daniele und seine Frau Verena aus Neckarau haben ebenfalls italienische Wurzeln. Das Paar ist mit seinem zehnjährigen Sohn Eliano und dessen Freund Matteo zum Festival gekommen. „Wir sind auch wegen des Essens hier“, sagt Daniele. Auf der Bank genießen sie unter anderem Arancine. Polpo con Patate – Oktopus mit Kartoffeln – und frittierte Meeresfrüchte kommen ebenfalls auf den Tisch. Das Quartett fühlt sich wohl - und ein bisschen wie auf Sizilien. „Es herrscht ein schönes Chaos“, sagt Verena und lacht. „Ein kontrolliertes Chaos.“
Aurora, ihr Bruder Camillo und ihre Mutter Graziella sind aus Worms gekommen. Nach dem herzhaften Essen steht ihnen der Sinn nach einer frischen Granita mit Brioche als süßer Abschluss. Die gefrorene, fruchtige Leckerei kommt bei dem Trio wunderbar an. Camillo schwärmt: „Die Granita schmeckt sehr gut, sie ist sehr typisch sizilianisch.“
Das Sizilianische Fest findet noch bis einschließlich Sonntag, 5. Oktober auf den Kapuzinerplanken statt. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist täglich von 10 bis 24 Uhr.
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