Rhein-Neckar.
Die Veröffentlichung schärfe „wieder einmal auf einen Blick, was es noch alles in der Metropolregion Rhein-Neckar zu entdecken gibt“, sagt Robert Montoto, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar, im Namen der Initiative. 2017 war die Publikation „GartenpfOrte“ erstmals von den Städten Bensheim, Ladenburg, Lorsch, Mannheim, Schwetzingen, Weinheim und Worms veröffentlicht worden, in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar.
Nach einer ersten Verstärkung der Initiative im Jahr 2020 durch Angelbachtal, Landau in der Pfalz und Ludwigshafen am Rhein erweitern nun der Kurpark in Bad Dürkheim und der Adenauerpark in Speyer als Neuzugänge die Broschüre und bereichern die Auswahl der Parks und Gärten. „Wir hoffen, dass viele Menschen die Gelegenheit nutzen, die gestaltete Landschaft in Gärten und Parks als Kulturerlebnis wahrzunehmen, das ihnen bisher vielleicht noch nicht bekannt ist“, wünscht sich Montoto.
Glanzstück in Schwetzingen
Als Glanzstück der europäischen Gartenbaukunst und besonderes Ausflugsziel der Region gilt natürlich der Schwetzinger Schlossgarten. Man hört nur, wie der Kies unter den Sohlen knirscht. Dabei ist doch eine Hauptverkehrsstraße von Schwetzingen nur ein paar Schritte entfernt. Aber hier: Ruhe. Wasser plätschert. Eine einzelne Fontäne schießt 15 Meter empor. Sie krönt den Arionbrunnen mit der Darstellung jenes griechischen Sängers und Dichters, der einer Legende zufolge von Delfinen vor dem sicheren Ertrinken bewahrt wurde.
Auch vier Putten, die das Becken zieren, speien Wasser, ebenso die beiden kolossalen Skulpturen von Hirschen, die gerade von einer Jagdhundemeute attackiert werden. Die zwei weißen Hirsche – sie sind zum Wahrzeichen dieser Oase der Ruhe inmitten der Großen Kreisstadt geworden.
Aber auch wenn es auf dem 72 Hektar großen Areal weit über hundert Skulpturen gibt, so ist es doch die Natur selbst, die diesen herrlich harmonisch-eleganten Garten in erster Linie prägt, ja so berühmt gemacht hat. Wer in der Mitte des Kreisparterres steht und den Blick nach Osten wendet, sieht bei gutem Wetter den Königstuhl, im Westen die Kalmit als höchste Erhebung der Pfalz – also wichtige Eckpunkte des einstigen Herrschaftsgebiets von Kurfürst Carl Theodor, der hier seine Sommerresidenz hatte.
Durch Zierwege gegliederte Rasenflächen und dank enormer gärtnerischer Präzision gepflegte Beete voller Symmetrie haben die kunstvoll gestaltete Anlage so berühmt gemacht. Der klar gegliederte, verschnörkelte Barockgarten geht aber über in einen sehr weitläufigen englischen Landschaftsgarten – eine in dieser Form einzigartige Kombination, bewusst angelegt als einer der ersten Landschaftsgärten Deutschlands.
Fürstenlager in Bensheim: Ein Englischer Garten im Tal
Einen beliebten Ort zum Lustwandeln finden Ausflügler auch in Bensheim im Fürstenlager. 1730 stieß man auf eine kleine, eisenhaltige Quelle im Tal der Roßbach. Die Auerbacher freuten sich über die Rarität. Geld, die Quelle richtig zu erschließen, hatten sie aber nicht. 1766 gab es einen neuen, erfolgreichen Anlauf – den im Folgejahr entstandenen „Gesundheitsbrunnen“ gibt es noch heute, mit der goldenen Krone des Herrschers am schmiedeeisernen Tor. Im weiten Umkreis haben die Auerbacher ihr Wasser in Flaschen verkauft, bis nach Mannheim. Man wollte Kurstadt werden, wie Baden-Baden und Wiesbaden.
1783 geschah eine Art kleines Wunder. Da besuchten der erkrankte Erbprinz Ludwig und seine Frau Luise zum ersten Mal das Areal – und es half, zunächst ihm und dann den Auerbachern. Denn da dem Erbprinzen das Wasser so gut tat, überzeugte das den gesamten Hof. Nun kam das Paar regelmäßig in den Sommermonaten und so entstand die Sommerresidenz des Hauses, ein Kleinod von 46 Hektar, mit prächtigem exotischen Baumbestand und jederzeit frei zugänglich. Es ist der einzige Englische Garten in Deutschland, der in einem vorhandenen Tal angelegt wurde. Der Volksmund gab ihm den Namen „Fürstenlager“, weil die Untertanen ihre Regenten samt Hofstaat einst auf den Wiesen lagernd beobachten durften – denn es gab nie Zäune, Absperrungen oder Verbote.
Arboretum im Weinheimer Exotenwald
Der Weinheimer Exotenwald ist nicht nur eine „grüne Lunge“ voller exotischer Anblicke – er ist auch ein forstwissenschaftlich sehr spannendes Arboretum, mit rund 60 Hektar sogar eines der größten in Europa. 1872 wurde er von Freiherr Christian Friedrich Gustav von Berckheim begründet. Der Adlige pflanzte in den Jahren zwischen 1872 und 1883 insgesamt rund 12.500 Bäume. Das Land Baden-Württemberg erwarb den Wald im Jahr 1955 und erweiterte ihn auf die heutige Größe von 60 Hektar.
Vorwiegend stehen im Exotenwald alte Baumarten aus Europa, dem Mittelmeerraum, Nordafrika, Nordamerika, Klein- und Ostasien – insgesamt Bäume aus 18 Waldregionen der Welt. Besonders bekannt sind die Mammutbäume aus Nordamerika; sie erreichen inzwischen eine Höhe von bis zu 60 Metern und ein Alter von 150 Jahren.
Von hier aus auch leicht erreichbar und ebenso frei zugänglich: Der Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof, eine Forschungseinrichtung für Stauden, die über 2500 Staudenarten sowie in Deutschland sehr seltene Gehölze im weitläufigen Garten eines klassizistischen Herrenhauses zeigt.
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