Übrigens Warum man nach Mannheim am besten über Ketsch, Brühl, Antwerpen fährt

Schockierende Erkenntnis: Es gibt Menschen, die seit Jahrzehnten in Mannheim leben und das geflügelte Wort „Ketsch, Brühl, Antwerpen ...“ nicht kennen. Thorsten Langscheid findet, da muss man etwas machen.

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Thorsten Langscheid
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Mannheim. Übrigens ...

„Geloffe Werd“ - eine Bilanz

Wie sich die Metropolregion Rhein-Neckar verändert

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Von
Stephan Alfter
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... gilt der Engländer als besonders detailverliebt, wenn‘s um Wegbeschreibungen geht. Man kennt das: Darling, fahr‘ immer gerade aus, dann nach dem Ortsschild die dritte kleine Straße halblinks, weiter bis zum Kreisverkehr, aber erst der zweite, der bei der Kirche. Dort gleich die erste Ausfahrt, vorbei an der Apotheke und der Schule, dann rechts auf die Hauptstraße. Von dort ist es nur noch eine Meile . . .

Das ist hierzulande anders. Der Kurpfälzer ist eher Generalist, dem das Klein-Klein von Straßenkreuzungen, Umleitungen und Verkehrsampeln viel zu banal vorkommt, um sich damit aufzuhalten. Hauptsache, die Richtung stimmt. Wenn der Weg besonders kompliziert ist, passt die dieser Tage auch in der „Geloffe werd“-Tour der Metropolregion thematisierte Streckenbeschreibung „Ketsch, Brühl, Antwerpen . . .“ irgendwie immer.

„Ketsch, Brühl, Antwerpen . . .“: Ursprünge zwischen Revolution und Eisenbahnverbindung

In diesem Zusammenhang fiel auf, dass nicht nur neu zugezogene, sondern auch Menschen, die seit Jahrzehnten in der Region leben, mit diesem wunderbaren geflügelten Wort nichts anzufangen wussten – eine schockierende Erkenntnis. Deswegen hier Notfall-Heimatkunde mit zwei Erklärungen zu der belgischen Partnerstadt Ludwigshafens.

Nummer eins: Ketsch, Brühl und Antwerpen waren im 19. Jahrhundert die Stationen der Flucht in die Freiheit. Demokraten, die nach der badischen Revolution verfolgt wurden, verdingten sich in Ketsch auf den großen Holzflößen, die über Brühl rheinabwärts und über die Schelde nach Antwerpen gingen. Dort schifften sie sich nach Amerika ein.

Erklärung zwei: der Kurpfälzer Dialekt. Die Haltepunkte der 1966 stillgelegten Bahn-Nebenstrecke nach Mannheim-Rheinau waren Ketsch, Brühl und An den Werften (die ehemaligen Luftschiffhallen an der Mannheimer Stadtgrenze). Letztere wurden zu Antwerpen verballhornt. Welche der beiden Erklärungen genau zutrifft? Schwer zu sagen. Hauptsache, die Richtung stimmt.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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