Übrigens … hat das Stuttgarter Kulturministerium eine „Dialektoffensive“ mit Preisvergabe angekündigt. Nein, nicht nur fürs Schwäbische, sondern für alle Mundarten im Ländle. Also wenn das kein Anlass ist, das Kurpfälzische hochleben zu lassen!
Mein Favorit ist der ausgetrickste Genitiv. Mal ehrlich: „Dem soi Treter“ und „dere ihr Schlappe“ klingt doch viel anschaulicher als dessen beziehungsweise deren Schuhe. Überhaupt ist die „Sproooch“ der Menschen in der Quadratestadt und „drumerum“ so herrlich direkt und benennt „Ferz mit Krigge”, wenn jemand „nicht ganz knuschber“ ist - will heißen: auf den Keks geht.
Es gibt aber auch wunderbare Höflichkeitsfloskeln. Wenn sich beispielsweise auf der Straße nach dem Weg zu irgendeiner Örtlichkeit erkundigt wird, dann kommt erst mal als Einstieg: „Sie werre sich entschuldige, ich hätt ä mol ä Frog.“ Und manche Ausdrücke zeichnen sich durch ihre Geschichte aus.
So hält sich hartnäckig die inzwischen linguistisch bezweifelte Legende, die einstige Einladung französischer Soldaten an junge Frauen „Visitez ma tente!“ habe zu der (mütterlichen) Warnung geführt: „Mach kei Fisimatenten!“ Es gehört zum Wesen von Mundart, dass diese sich darauf versteht, Eigenschaften speziell zu bündeln.
Und deshalb ist ein „Labeduddl“ mehr als ein Weichei, aber eine „Schlumbl“ noch lange keine Schlampe. Ja, es gibt von A wie „Alla“, dem geflügelten Allerweltswort, bis Z wie „Zorniggel“ jede Menge kurpfälzische (Verbal)-Köstlichkeiten. Leider werden manche davon im heutigen Alltagsgebrauch „verbumbeidelt“. Beispielsweise die Bezeichnung für das Resteessen aus Nudeln und Kartoffeln, das in meiner Kindheit „Verheierde“ hieß.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Glosse "Übrigens" Ein Hoch aufs Kurpfälzische!
Die "Dialektoffensive" des baden-württembergischen Kultusministeriums nimmt Waltraud Kirsch-Mayer zum Anlass, manche Eigenheiten des Kurpfälzischen genauer zu betrachten