Kolumne #mahlzeit Die Stimme Darth Vaders

Kolumnist Stefan M. Dettlinger macht mit seiner Bande einen Ausflug mit der Deutschen Bahn. Die Reise nach Wissembourg endet im Chaos – natürlich!

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Stefan M. Dettlinger
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Neulich, es war ein normaler Tag mit normalem Sonnenschein und normalen Smartphonezombies, da wollten wir einen ganz normalen Ausflug in die Peripherie der Metropolregion machen. Wir, das sind Alya, Bela, Caro, Elin und ich. Und da wir ziemlich verrückte Typen sind, die nie Risiko gescheut und immer ans Gute geglaubt haben, haben wir ein Verkehrsmittel gewählt, dem zum Verkehr leider die Mittel fehlen: die DB, was nicht, wie Zugereiste denken, für Derzeitige Betriebsstörung steht.

Mit der DB also wollten wir raus aus der Stadt. Wir waren gut drauf und hatten mächtig Endorphin im Blut. Nach drei Minuten teilte man uns mit, dass unsere Reise endete: Hauptbahnhof LU. Betonwüste. Wer nicht aussteige, käme aufs Abstellgleis, meinte eine Stimme in einem Ton, dagegen ist Darth Vaders „Der Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens“ ein Klacks. Wir stiegen aus und sahen, wie der vordere Zugteil wegfuhr, dorthin, wo wir hinwollten: nach Wörth am Rhein. Warum hatte keiner was gesagt? Caro brüllte dem abfahrenden Zug ein Wort hinterher, das mit A beginnt und mit Loch endet.

Ich will jetzt nicht vorgreifen, was uns noch bevorstand, aber mir scheint eines der zwei Probleme der Öffis zu sein, dass das Personal in etwa so viel kommuniziert wie ein Krokodil auf Krötenjagd. Es lauert stundenlang und plötzlich: zuck! Da tuckert der Zug wieder los. Keiner weiß, warum. Nicht mal der Lokführer.

Apropos: Dass der Regional-Espresso, den wir dann als Ersatzverkehr nahmen, an jedem noch so winzigen Baum eine Pinkelpause (für den Lokführer?) von fünf Minuten einlegte – geschenkt. Höhepunkt unserer Reise war – vorerst – Wörth, ein Ort, dessen positivste Eigenschaft neben der Abwesenheit von Buchstaben wie A, f und D im Stadtrat scheint, dass dort die größte Papiermaschine der Welt steht. Sagt Wikipedia. Am Bahnhof fallen aber eher zwei Tankstellen auf. Wer in Wörth strandet, wird durstig.

Alya und ich wollten Kaffee, Bela ein Leberkäsbrötchen, Caro nichts und Elin alles. Zu diesem Zeitpunkt dauerte unsere Reise 90 Minuten länger als in der Bahn-App. Wir wollten aber weg, weg von der größten Papiermaschine zur größten Attraktion hinter der Grenze: Wissembourg.

Der Karlsruher Verkehrsverbund braucht für die 25 Kilometer nach Wissembourg 36 Minuten. Das schafft man nicht zu Fuß. Auf Gleis 4, wo wir einsteigen sollten, tönte der Lautsprecher: Der Zug nach Wissembourg fahre heute aus Gleis 1. No Problem! Wir fünf also samt Buggy rüber zu Gleis 1. Dort stand nicht nur auf der Anzeigetafel „Wissembourg“, sondern auch der Zug. Alles gut also. Irgendwo zwischen Kandel und Winden meldet Darth Vaders Double seine neueste Eingebung: Die Fahrgäste sollten doch bitte solidarisch sein und nicht alle gleichzeitig auf die (zwei) Klos gehen. Der Wasserdruck sei zu gering. Das musste ein Scherz Scherzloser sein. Denen sollte man mal Kants kategorischen Imperativ einimpfen. Was aber, die Kundigen ahnen es, viel schlimmer war: Wir saßen definitiv im falschen Zug.

Schreiben Sie mir: mahlzeit@mannheimer-morgen.de

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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