Mannheim

Waldi aus "Bares für Rares" begutachtet Antiquitäten in Mannheim

Von 
Tanja Capuana
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Waldi schaut sich die Objekte von Besucherinnen an: Sandra Schröder, Brigitte Thoma und Marita Schmitt (v.h.) © Tanja Capuana

Mannheim. Mit einer flinken Bewegung schiebt Walter Lehnertz seine Brille von der Stirn nach unten und wirft einen prüfenden Blick auf die große Bibel. „Das ist ein Nachdruck, Engelchen“, sagt er mit seinem melodiösen Dialekt zu einer Kundin. „Hier kannst du 70 Euro bekommen“, sagt er und fügt scherzend hinzu: „Da wirst du nicht reich davon, aber auch nicht arm.“ Und auf dem Gesicht der Kundin breitet sich ein Lächeln aus.

Voller Terminkalender

Er ist ein echtes Original – und Star der Kultsendung „Bares für Rares“: Wenn Walter Lehnertz alias „Waldi“ im Fernsehen sein berühmtes „80 Euro“ als Gebot verlauten lässt, bleibt kein Auge trocken. Mit seinen kecken Sprüchen hat die Frohnatur aus der Eifel bereits das Herz vieler Anhänger erobert. Auch in Mannheim hat er eine große Fangemeinde. So hat der 54-Jährige am Samstag dem Laden Antiquitäten Weinrich einen Besuch abgestattet. Ob Gemälde, Schmuck oder Sammelstücke, einen Tag lang hat der Antiquitätenhändler ein Auge auf die Objekte geworfen, die die Bürger mitgebracht haben. Bei Interesse kauft Ricardo Weinrich den Kunden ihre Ware ab.

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Der Inhaber von Antiquitäten Weinrich, hat Lehnertz zu sich eingeladen. „Ich kenne ihn gut“, erzählt er. Vor sechs Wochen habe ich ihn angerufen.“ Aufgrund seines vollen Terminplans war es für Lehnertz aktuell nur möglich, an einem Samstag zu kommen. „Wir haben samstags normalerweise nicht offen“, sagt Weinrich der seinen Laden extra für den besonderen Anlass außerhalb der Öffnungszeiten geöffnet hat. Weinrich selbst ist auf Schmuck spezialisiert,  doch im Laden findet man auch unter anderem auch Antiquitäten, Münzen, Porzellanfiguren und andere Schätze. Der Besuch des berühmten Antiquitätenhändlers bringe dem Laden auch Werbung. „Er zieht ja die Leute an“, sagt Weinrich. „Das ist unglaublich.“

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Bares für Rares 

Tatsächlich nutzen viele die Gelegenheit, um ihre Wertgegenstände von der TV-Persönlichkeit begutachten zu lassen. Dominique Kunze war vergangenes Frühjahr bereits bei „Bares für Rares“. „Waldi ist sehr sympathisch“, sagt sie. Auch dieses Mal hat sie Schätze dabei: Blechspielzeuge aus den 20er oder 30er Jahren. Waldis Urteil lautet: „80 Euro“. Und die sogenannten „Penny Toys“ wechseln den Besitzer. „Ich bin zufrieden“, sagt Kunze, die früher Spardosen gesammelt hat. Inzwischen hat sie ihre Kollektion wieder aufgelöst und die Gegenstände verkauft. „Es gibt für alles seine Zeit.“ Die Zeit des Jagens, wie Kunze es nennt, verbindet sie mit tollen Erlebnissen, Reisen und neuen Bekanntschaften. Ein Mann betritt den Laden mit einem Bild. „Russische Jagdszene – kannst du vergessen“, frotzelt Lehnertz. Für das Gemälde könne er maximal 200 bis 300 Euro bekommen. Immerhin sei der Rahmen rund 150 Euro wert.

Marita Schmitt hat eine Lampe mitgebracht, die einen hübschen Fuß aus Porzellan hat. Ein Geschenk von ihrem Mann, sagt sie. „Die ist fritte“, sagt er als er den gelben Lampenschirm beäugt. „Da ist das Restaurieren teurer als die ganze Lampe“, sagt er. Den Schirm könne man selbst kleben. „Oder Klappe auf, Tonne zu“, sagt er unverblümt. Schmitt nimmt es mit Humor. „Wir  hatten nicht vor, die Lampe zu verkaufen, sondern wollten nur wissen, ob sie wertvoll ist.“ Lehnertz finde sie „sehr herzlich“. „Er kommt so wie im Fernsehen rüber.“ Ihr Mann sei ein großer Fan des Formats. „Auch mein Sohn schaut sich jede Folge an.“ Eigentlich habe er sie begleiten wollen, konnte aber aufgrund einer starken Erkältung nicht mit. Dafür wird Schmitt ihn mit einem Autogramm des Künstlers überraschen. Auch Sandra Schröder nimmt ihr Objekt wieder mit nach Hause. „Ich habe ein orientalisches Schminkgefäß mitgebracht“, sagt die Mannheimerin. „Das habe ich mal auf einem Markt gekauft. Leider habe ich heute keinen Preis dafür bekommen.“ Dafür gibt es ein sogenanntes „Kuschelfoto“ mit Waldi auf den „stärksten Schenkeln der Eifel“.

Walter "Waldi" Lehnertz

  • Walter Lehnertz alias 80 Euro Waldi wurde 1967 in Prüm geboren. Der gelernte Pferdewirt  und frühere Bauarbeiter beschäftigt sich seit 1998 mit Antiquitäten und arbeitete nach seinem zweiten Bandscheibenvorfall im Antiquitätenhandel seiner damaligen Frau.
  • Seit 2013 ist er Händler bei der TV-Sendung „Bares für Rares. Freche Sprüche, markanter Eifel-Dialekt und Erstangebote von 80 Euro für teure Artikel gehören zu seinen Markenzeichen. Mit seiner Lebensgefährtin betreibt er seit 2015 seinen Antiquitätenladen „Waldi’s Eifel Antik“ in Kall-Krekel. Dort verkauft er auf 750 Quadratmetern Möbel, Trödel und kuriose Objekte.
  • Lehnertz ist seit zwei Jahren als Künstler aktiv. Er malt farbenprächtige Acryl-Gemälde. Zu seinen Werken gehören etwa die „Waldinis“, die er als Anlehnung an Ottos Ottifanten gezeichnet hat. cap

Für seine Fans plaudert Waldi aus dem Nähkästchen

Überhaupt geht der 54-Jährige gern auf Kuschelkurs mit seinen Fans. Er nimmt die Kunden herzlich in den Arm, posiert für Fotos, schreibt Autogramme und nennt die weiblichen Fans charmant „Engelchen“. „Bei mir im Laden steht Spaß im Vordergrund“, sagt der Inhaber eines 750 Quadratmeter großen Antiquitätengeschäfts in Kall-Krekel bei Euskirchen. Sechs Großveranstaltungen im Jahr gibt es bei ihm, wie etwa das Oldtimertreffen oder Harleytreffen. Und wenn Prominente bei ihm zu Besuch sind, müssen diese erst einmal Autogramme für die Kunden geben, verrät er augenzwinkernd.

Ingrid Neuer und Lissy Müller schauen ebenfalls gern „Bares für Rares“. „Ich habe die Anzeige im Mannheimer Morgen gelesen“, sagt Neuer. „Deshalb sind wir heute da.“ Amüsiert hören sie zu, wenn Waldi im Freien aus dem Nähkästchen plaudert. Er kauft gern altes Spielzeug und Automaten, da sich richtig alte Objekte gut verkaufen lassen. „Da stimmt der Sammlermarkt noch.“ Lehnertz erzählt den Leuten, wie eine Folge „Bares für Rares“ entsteht. Spitzbübisch verrät er, dass es den Händlern manchmal gar nicht um den Artikel an sich geht, sondern darum ihn den anderen Konkurrenten vor der Nase wegzuschnappen. Manchmal gibt es bei Waldi aber auch Sympathiekäufe.  Etwa bei einem 76-Jährigen, der 30 Jahre lang im Bergbau gearbeitet hatte, und trotzdem noch aufrecht stand. Er hatte Lehnertz mit seiner Art beeindruckt – deshalb kaufte er ihm seine Porzellanfiguren ab.

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Außerdem lüftet Waldi das Geheimnis, warum er „80 Euro Waldi“ heißt. „Das war mein erstes Gebot bei Bares für Rares“, erzählt er. Damals wurde eine teure Uhr angeboten. Der TV-Händler erlaubte sich damit einen Scherz. „Heute muss ich die 80 Euro sagen. Ich musste schon 80 Euro für Dinge bezahlen, die keine 20 Euro wert waren.“ Dafür hat er sich den Namen „80 Euro Waldi“ schützen lassen. „Der steht jetzt als Künstlername in meinem Personalausweis.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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