Garten-Kolumne

Ein Käferkeller sorgt für mehr Artenvielfalt

Käfer sind nützlich, dienen durch ihre Zersetzungsarbeit quasi als Polizei und Müllabfuhr im Grünen. Sie sind aber auch wichtige Nahrung für andere Tiere. So lockt man sie in den eigenen Garten

Von 
Daniela Hoffmann
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Laura Fracella zeigt einen fertigen Käferkeller auf der Buga. © Daniela Hoffmann

„Auch kleine Dinge haben große Wirkung“, sagt Laura Fracella und streicht sich eine regennasse Strähne aus dem Gesicht. An diesem Sommermorgen scheint ein Schauer auf den nächsten zu folgen. Dennoch will mir die 32-Jährige, die sich bei den Naturfreunden engagiert, zeigen, wie man mit ganz einfachen Aktionen für mehr Artenvielfalt im eigenen Garten sorgen kann.

Mit Schulkindern hat sie in den vergangenen Wochen auf dem Spinelli-Gelände, das zum Areal der Mannheimer Bundesgartenschau (Buga) gehört, beispielsweise Nisthilfen für Wildbienen oder eine Eidechsenburg gebaut. „Und hierbei hatten die Erstklässer der Erich Kästner Schule sehr viel Spaß“, erklärt Laura Fracella und zeigt auf etwas, was für mich auf den ersten Blick so aussieht, als seien verschiedene Äste schlicht auf einen Haufen geworfen worden.

Tatsächlich ist es aber ein Käferkeller – und ausgesprochen nützlich. „Denn Käfer übernehmen im Garten quasi die Aufgabe der Müllabfuhr und der Polizei“, verrät mir die ausgebildete Naturpädagogin schmunzelnd.

Das hängt damit zusammen, dass sie dort nach totem Holz und kleinen Tierkadavern Ausschau halten und dann dazu beitragen, diese zu zersetzen. Gleichzeitig sind Käfer aber auch Nahrung für Zauneidechsen, Mäuse, Vögel, Igel oder Siebenschläfer. „Es ist also wirklich sehr hilfreich, möglichst viele Käfer auf dem Grundstück zu haben“, betont Laura Fracella.

„Und die kann man mit diesem Holz anlocken?“, frage ich interessiert. Das könnte ich nämlich mit meinen Kindern daheim während der Großen Ferien testen. „Genau“, verspricht die Pädagogin, dämpft gleichzeitig aber ein bisschen meine Erwartungen. „Allerdings braucht das Ganze etwas Zeit.“

„Warum heißt das aber Keller?“, will ich wissen. „Weil man dafür zunächst ein mindestens 30 Zentimeter tiefes Loch graben muss“, erläutert die Fachfrau. Am besten unter einem Strauch oder Baum, wo nicht so viel Licht hinkommt und es gleichzeitig nicht so heiß wird.

Ziel ist es nämlich, dass sich in der feuchten und schattigen Umgebung auf dem Totholz Pilze ansiedeln, von denen sich Käfer ernähren. Zudem ziehen an solchen Orten etwa Laufkäfer, Kurzflügler, Hundert- und Tausendfüßler gerne ihre Jungen groß. Des Weiteren bietet der Käferkeller etlichen Tieren einen geschützten Platz zum Überwintern. Dafür ist es sinnvoll, die Wände der Kuhle schräg zu halten, damit Käfer und Co. gut hinein- und hinauskommen.

Zunächst kommen in das Erdloch Holzhackspäne, dann werden Äste oder Teile von Stämmen verschiedener Länge und Dicke aufgeschichtet. Wenn das erste Holz zersetzt ist, kann man neues auf den Haufen geben.

Damit neben den Mannheimer Schülerinnen und Schülern auch andere Nachwuchsgärtnerinnen und -gärtner einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können, hat Laura Fracella zusammen mit Mitstreiterinnen eine kostenlose Broschüre mit dem Titel „Naturmodule bauen“ herausgebracht. Darin sind die Anleitungen für den Käferkeller wie auch für die anderen Projekte enthalten, die bei den Naturfreunden auf der Buga entstanden sind. Es gibt sie gedruckt aber auch online unter www.naturfreunde.de/buga23. Wie auch wir Käfer, Eidechsen oder Wildbienen in unserem Garten künftig noch zahlreicher willkommen heißen können, will ich dort nachlesen. Jetzt aber muss ich erst wieder trocknen – nach einem Sommermorgen voller Regen.

Die Autorin

Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim Mannheimer Morgen und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimen-ten, Begegnungen mit Profi-Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.

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