Fräulein Ökos Camping-Tipps

Urlaub mit dem Wohnmobil oder Camper ist im Prinzip schon ziemlich nachhaltig. Aber es geht noch besser. Wie? Das zeigt Svenja Preuster. Die Thüringerin setzt sich in Videos auf Youtube für mehr Umweltschutz auch beim Campen ein.

Von 
Simone F. Lucas
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Fan von Naturkosmetik: Svenja Preuster möchte Menschen inspirieren, ihren Campingalltag nachhaltiger zu gestalten. © SRT-Archivbild

Urlaub mit dem Wohnmobil oder Camper ist im Prinzip schon ziemlich nachhaltig. Aber es geht noch besser. Wie? Das zeigt Svenja Preuster. Die Thüringerin setzt sich in Videos auf Youtube für mehr Umweltschutz auch beim Campen ein.

Frau Preuster, Sie sind schon lange auf Youtube unterwegs. Erst ging es um Mode und Schminken, inzwischen um Nachhaltigkeit. Was war Ihr „Erweckungserlebnis“?

Svenja Preuster: Ich habe mit 18 angefangen, mich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Angefangen mit Naturkosmetik, da ich viele konventionelle Produkte nicht vertragen habe. Ein richtiges Erweckungserlebnis war der Film „Plastic Planet“ von Werner Boote. Danach hatte ich das Bedürfnis, etwas zu ändern und auch andere damit anzustecken.

Nun haben Sie auch ein Buch geschrieben mit dem Titel „Green Camping“. Was ist darunter zu verstehen?

Preuster: Ich möchte damit Menschen inspirieren, ihren Campingalltag nachhaltiger zu gestalten. Gerade wer mit dem Fahrzeug unterwegs ist, neigt dazu zu denken: „Jetzt ist eh alles egal, das Wohnmobil ist ja schon nicht so nachhaltig.“ Aber das stimmt nicht. Auch mit dem Fahrzeug können viele nachhaltige Entscheidungen getroffen werden, beispielsweise bei der Fahrweise, der Campingausrüstung, der Wahl der Lebensmittel, der Pflegeprodukte, dem Verhalten in der Natur und vielem mehr. Wenn ich mir die vollgemüllten Stellplätze ansehe, weiß ich, wie wichtig und unpopulär das Thema leider noch ist.

Sie haben sich für einen Camper entschieden und gegen Zelten, das ja ressourcenschonender ist. Warum?

Preuster: Ja, der Camper ist mein unnachhaltiges Laster. Ich habe ausprobiert, länger mit dem Zelt, dem Fahrrad und/oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Für kürzere Urlaube ist das für mich möglich. Für eine längere Reise den Wetterbedingungen ausgesetzt zu sein, das ist einfach nicht mein Ding.

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In Coronazeiten scheint sich die Zahl der Wohnmobile verdreifacht zu haben. Sie stehen überall herum und sorgen für Unmut bei den Anwohnern. Haben Sie einen Stellplatz für Ihren Camper?

Preuster: Wir wohnen sehr ländlich, und hier steht der Camper niemandem im Weg. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dies in größeren Orten problematischer werden kann.

Sie plädieren für den Kauf eines gebrauchten Campers und den umweltfreundlichen Eigenausbau. Wie lange haben Sie denn dafür gebraucht?

Preuster: Ein gebrauchtes Fahrzeug muss nicht extra produziert werden und verbraucht so weniger wertvolle Ressourcen. Wir haben für den Grundausbau neben der Arbeit beziehungsweise dem Studium sechs Monate gebraucht. Ich würde sagen, es ist wie bei einem eigenen Haus - so richtig fertig ist man nie. Es gibt immer etwas zu verbessern.

Wie suchen Sie sich Ihre Ziele aus: nach der Landschaft oder nach der Umweltfreundlichkeit der Plätze?

Preuster: Eine schöne Landschaft kann man sich auch anschauen, ohne direkt dort zu nächtigen. Nachhaltige Campingplätze findet man mittlerweile sehr häufig. Meist achten diese auch darauf, dass der Platz besonders natürlich bleibt und sehr naturnah ist. Daher gibt es bei umweltfreundlichen Plätzen die schöne Landschaft meist inklusive.

In Ihrem Buch listen Sie 15 besonders umweltfreundliche Plätze auf. Welche Kriterien sind Ihnen wichtig?

Preuster: Die 15 Plätze stehen exemplarisch für über 200 Anlagen in sechs Ländern, die das „Ecocamping“-Label tragen. Diese Plätze zeichnet aus, dass sie eine nachhaltige und naturverträgliche Energieerzeugung fördern, Wasser sparsam verwenden, sanfte Mobilität fördern, Belastungen von Böden und Gewässern gering halten, Abfälle vermeiden und Stoffkreisläufe optimieren, Produkte und Dienstleister aus der Region bevorzugen, umweltfreundlich reinigen und einiges mehr. Das Label ist eine sehr gute und wichtige Auszeichnung, es gibt aber noch ein paar mehr, die ich im Buch beschreibe.

Zur Person Svenja Preuster

Die gelernte Erzieherin wurde 1995 geboren und wuchs in Friedrichroda im Thüringer Wald auf.

Im Alter von 16 Jahren eröffnete sie ihren Youtube-Kanal unter dem Namen „Fräulein Öko“.

Mit 18 Jahren stieß sie durch Hautprobleme auf Naturkosmetik, welche der Einstieg in ihr nachhaltiges Leben war. Seitdem erstellt sie nebenberuflich Videos rund um die Themen Müllvermeidung, Klimaschutz, Minimalismus und viele mehr. SOAK

Sie zeigen in Ihrem Buch auch Wege zur Müllvermeidung auf. Aber ganz lässt sich Abfall wohl nicht vermeiden. Wie viel Müll fällt bei Ihnen in einer Urlaubswoche mit dem Camper an?

Preuster: Genau, Müll zu 100 Prozent zu vermeiden, ist in unserer Welt aktuell nicht möglich. Was bei uns anfällt, ist meist nur eine Handvoll Plastik, gar kein Restmüll, ein paar Einweggläser, ein Täschchen Papier. Das meiste ist Biomüll.

Sind Sie denn immer konsequent oder unterlaufen Ihnen auch mal kleine Umweltsünden? Wenn ja, welche?

Preuster: Ich bin kein perfekter Mensch, und das ist auch kein gesunder Anspruch. Wir kaufen gerne Spezialitäten des jeweiligen Landes, auch mit Verpackung. Viele Dinge, die es unverpackt nur selten gibt, kaufen wir trotzdem, zum Beispiel Chips. Meine größte Sünde ist das Fahrzeug.

Der Umstieg vom normalen zum umweltfreundlichen Camping ist nicht ganz einfach. Womit sollten Einsteiger am besten anfangen?

Preuster: Super starten kann man mit dem täglichen Trinkwasser. Wir haben einen Wasserfilter installiert, damit wir das Wasser aus dem Tank bedenkenlos trinken können. Statt vieler kleiner Flaschen ist es aber auch schon toll, einen größeren Kanister zu kaufen und eine Mehrwegtrinkflasche immer wieder zu füllen. Sehr einfach ist auch, statt Flüssigseife ein festes Stück zum Händewaschen zu kaufen sowie eine Seife für die Körperpflege. Für die Haare gibt es Shampoo in fester Form, die Auswahl in Drogerien wird immer größer. Bei der Wahl von Naturkosmetik kann man nicht nur Müll sparen, es werden auch Gewässer weniger belastet. Beim Einkaufen sollte man immer eine eigene Tasche dabeihaben sowie kleinere Netze oder Beutel für Obst und Gemüse. Das spart auch viele Plastiktüten. Vielleicht kann ja auch ein nachhaltiger Campingplatz angefahren werden.

Sie sind ja noch jung und werden hoffentlich noch viele Urlaube machen. Haben Sie ein Traumziel für die Zukunft?

Preuster: Sogar mehrere. Meine Traumziele sind Kroatien, Slowenien, Griechenland, Polen und Schweden.

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