Der Zentralschweizer Ort Engelberg am Fuße des Titlis ist vor allen Dingen dank seiner Schneesicherheit als ein Eldorado für Skifahrer, Snowboarder und Langläufer bekannt. Doch auch im Sommer und Herbst ist Engelberg mit seiner fantastischen Bergwelt ein Besuch wert. Galt es im 19. Jahrhundert als mondäner Kurort, so hat es sich nun mit 500 Kilometer Wanderwegen, Kletterrouten und Mountainbikestrecken zu einem Mekka für Naturfreunde, Outdoorfans und Bergsportler entwickelt.
Aber was macht Engelberg so besonders? Die kleine Fußgängerzone mit Shops, Cafés und Restaurants ist zwar ganz nett, aber nichts Besonderes, da schon eher das imposante Kloster mit Stiftskirche, dessen Gründung im Jahr 1120 der Legende nach durch Engelsstimmen von der Höhe des Berges Hahnen veranlasst wurde. So kam auch der Ort zu seinem Namen. Die Entwicklung von Engelberg ist stark geprägt durch das Kloster, in dem auch heute noch einige Benediktinermönche leben und arbeiten.
Baden in der Molke
Noch gehört zum Kloster auch eine Schaukäserei mit Lädeli, wo die verschiedenen Käsesorten degustiert werden können. Beeindruckend ist ein Besuch der Alpkäserei von Sälmi Töngi auf der Gerschnialp. Töngi ist ein wirkliches Original, der von den Einheimischen sogar Käsebaron genannt wird. Seit über 40 Jahren verarbeitet er fast täglich tausende Liter Milch zu mildem, weichem, halbhartem und hartem Käse. Zudem hält er eine kleine Herde von Ziegen. Aber das Besondere seiner Alpkäserei ist das inzwischen stark nachgefragte Molkebad, das es nur auf Voranmeldung gibt. Die durch die umfangreiche Käseproduktion angefallen Molke wird in einem Kupferkessel auf 40 Grad erhitzt. Der Gast kann darin mit Ausblick auf ein herrliches Bergpanorama baden und sich entspannen, bevor er im Anschluss dem Bad mit einer „verjüngten“ Haut entsteigt.
Einzigartiges Panorama
Engelberg liegt in einem Talkessel, umgeben von einem einzigartigen Bergpanorama mit mächtigen 3000-Gipfeln wie dem Titlis und einzigartigen Almregionen wie das Brunni oder die Fürenalp. Die ist ein magischer Ort zum Energie tanken. Mit der Seilbahn geht es entlang einer steilen Felswand auf 1850 Meter Höhe, wo nicht nur spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Gebirgslandschaften, wie die Gletscherwelt des Titlis warten, sondern auch an die 30 verschiedene Kraftorte, welche vorwiegend entlang des Naturlehrpfads „Grotzliweg“ liegen. Einige der Plätze ziehen einen instinktiv an und laden zum Kraftauftanken ein. Auf jeden Fall tun sie der Seele gut und mögliche wissenschaftliche Erklärungen dafür sind überflüssig. Ganz anders der Brunni, der schon fast eher ein Erlebnisberg ist, mit großem Kinderspielplatz, Sommerrodelbahn, einem als „Kitzelpfad“ bezeichneten Barfußweg, aber auch vielen Wanderwegen und einigen Klettersteigen.
Über allem ragt der Titlis mit seinem Gletschergebiet und einer stolzen Höhe von über 3200 Metern. Damit ist er der höchste Ausflugsberg der Zentralschweiz, und nicht ohne Grund auch der beliebteste.
Mit der Bergbahn geht es über den Trübsee bequem bis zur Bergstation Kleintitlis, dem Nebengipfel des Titlis auf 3020 Meter. Für das letzte Teilstück von der Zwischenstation Stand benutzt man die rotierende Großraum-Gondel, deren Drehbewegung auch bei Vollbesetzung einen 360˚-Panoramablick für alle Mitfahrenden auf die umliegende Bergwelt garantiert. Während der fünfminütigen Fahrt dreht sich die Gondel exakt einmal um die eigene Achse.
Spaß im Ewigen Eis
Vom Kleintitlis geht es mit einem Sessellift zum kostenfreien Gletscherpark. Selbst an heißen Sommertagen ist es dort oben recht kühl und man kann auf großen Gummireifen, sogenannte Snowtubes, und Rutschtellern über glitzernden Schnee bergab flitzen. Zwar wirbelt man ein paar Mal um die eigene Achse, aber die speziell geformte Bahn hält einen sicher in der Spur. Und ein Förderband bringt jeden danach bequem wieder nach oben, damit der Spaß weitergehen kann.
Interessanterweise sind dort viele Inder, die sich im Schnee austoben. Überhaupt ist Engelberg bei Indern sehr beliebt, seitdem hier Bollywood-Promis zu Besuch waren. Und manches auf dem Titlis ist dem Bollywood-Ambiente geschuldet.
Zum Gletscherpark gehören auch eine Gletschergrotte und ein Cliff Walk. Die Grotte leuchtet in einem blauen Dämmerlicht. An den Wänden glitzert und funkelt das bis zu 5000 Jahre alte Eis. Eine Erkundungstour durch die 150 Meter lange Gletschergrotte ist nicht nur temperaturmäßig mit konstant 1,5 Grad Celsius „echt cool“.
Über die Hängebrücke
Der Cliff Walk, eine 100 Meter lange Hängebrücke über 500 Meter Abgrund, gehört zu den Hauptattraktionen auf dem Gipfel. Auf einer Höhe von 3041 Metern gilt sie als höchste Hängebrücke Europas.
Bergab sollte auf jeden Fall an der Zwischenstation am Trübsee die Fahrt unterbrochen werden, ob für genussvolle Stunden auf der einladenden Sonnenterrasse der Trübsee Bar-Lounge oder für eine Wanderung um den See. Die etwa einstündige Runde kommt ohne nennenswerte Steigungen aus und geizt nicht mit schönen Fotomotiven.
Engelberg ist der perfekte Ort für unvergessliche Bergerlebnisse im Sommer wie im Winter, einfach zu jeder Jahreszeit. Unnötig zu erwähnen, dass man auf vielen Berghütten sich nicht nur kulinarisch verwöhnen lassen kann, sondern auch schon fast ein wenig luxuriös übernachten kann, herrliche Sonnenauf- und -untergänge je nach Wetter garantiert.
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