Musical

In Köln erstrahlt das "Moulin Rouge" erneut

Aufwendig ausgestattet und mit einem überzeugenden Ensemble besetzt: Das Musical "Moulin Rouge" wurde in Köln zu Recht mit großem Applaus aufgenommen. Die Mannheimer Agentur Mehr BB Entertainment steht hinter dem Projekt

Von 
Markus Mertens
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Szene aus der neuen Produktion von Mehr BB Entertainment, „Moulin Rouge“, die am Wochenende Premiere feierte. © Johan Persson

Als sich ein fasziniertes Publikum nach knapp drei atemlosen Stunden im Kölner Musicaldome zu stehenden Ovationen erhebt, ist die Premiere der deutschsprachigen Erstaufführung von „Moulin Rouge“ endgültig ein Triumph. Denn das Musical, das sich auf den Spuren von Baz Luhrmanns Filmklassiker dem legendären Flair des berüchtigten Pariser Nachtclubs hingibt, ist in vieler Hinsicht überwältigend.

Dabei geht es dem stilvoll arrangierten Musiktheaterstück um nicht weniger, als die Atmosphäre zwischen bürgerlicher Not und männlicher Begierde in Episoden zu kleiden, die dem Mythos des frühen 20. Jahrhunderts alle Ehre schenkt. Um dieses Anliegen allein optisch zu vollbringen, hatte die Mannheimer Mehr BB Entertainment nicht nur den Musicaldome aufwendig umgebaut und von roten Vorhängen über zahllose Kronleuchter bis hin zu feinen Stuck-Arbeiten für ein stimmiges Ambiente gesorgt - auch inhaltlich setzt „Moulin Rouge“ in Köln Maßstäbe.

Denn einerseits belegt allein die fast 14 Minuten dauernde Eröffnungssequenz, dass sich der geneigte Zuschauer zwischen kostümierten Reizen und der tänzerischen Präzision eines delikat ausgewählten Ensembles keineswegs entscheiden muss. Andererseits wird die eigentliche Hintergrundgeschichte durch Glanz und Gloria keineswegs überdeckt. Klar wird dagegen bald: Dem edlen Moulin Rouge geht es wirtschaftlich schlecht. Da mögen Clubchef Harold Zidler (Gavin Turnbull) und seine feschen jungen Damen noch so verführerisch um die Günste werter Herren buhlen: Allein der „Diamant“ des Ladens, die holde Satine (Sophie Berner) kann noch den Umschwung bringen.

Liaison aus Not

Dabei wird die Schönheit nicht nur vom edlen Poeten Christian (Riccardo Greco) verehrt, für den eigentlich auch ihr Herz schlägt - die Not drängt sie zudem zu einem Techtelmechtel mit dem sehr wohlhabenden Duke of Monroth (Gian Marco Schiaretti). Für den betuchten, aber auch skrupellosen Adligen hat die schöne junge Dame zwar eigentlich nichts als Verachtung übrig, doch lange Zeit wirkt er wie der einzige Ausweg, um das Moulin Rouge zu retten.

Es ist genau dieses Szenario, mit dem Regisseur Alex Timbers und die Seinen eine überzeugende Stimmung aufbauen. Auf der einen Seite eine gewünschte Liebe, die sein soll, aber - zumindest noch - nicht sein darf, auf der anderen eine Liaison aus Not, die sein muss, aber nicht sein sollte. Während Christian noch darüber nachsinnt, mit welchem Clou er seine Angebetete aus den Fängen des Blaublütigen befreien kann, wird dem Kreis der Zuschauer immer wieder vor Augen geführt, warum die Rettung dieses Kultortes alternativlos wirkt.

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Und damit ist nun keineswegs allein der optische Prunk gemeint, der neben einem gigantischen Elefanten auch die rote Mühle selbst neben die ausladende Bühnenfläche stellt. Vielmehr dominiert hier ein Flair, das jeden Strassstein, jede Corsage und jede verführerische Drehung mit dem Hauch des Besonderen, Erotischen versieht. Ganz, als könnte sich solche Wonne, solche Leidenschaft, solche Lust niemals mehr in dieser Intensität wiederholen.

Auch Toulouse-Lautrec dabei

Es ist ein rauschendes Fest der Sinnlichkeit, das es an körperlicher Attraktivität, aber auch emotionaler Hitze keineswegs mangeln lässt - und vielleicht gerade deshalb die Kraft aufbringt, sich durch keinerlei Hindernisse um die eigene Geltung bringen lassen zu wollen. Genau deshalb schmiedet am Ende das Trio aus Christian und den Künstlern Toulouse-Lautrec und Santiago den Plan eines Musiktheaters, das dem Club die Rettung bringen soll.

Ein Augenblick bemerkenswerter Selbstreflexion. Die musikalische Dichte zwischen Lady Gaga und „Über den Wolken“, dazu der unbedingte Wille zur Schönheit und vor allem das Durchhaltevermögen sind klare Zeichen dafür, dass sich Musicals wie dieses als Rettung für ihr Genre anbieten. Und fast schon lässt sich die Sache auch als Maßstab dafür begreifen, wie man zeitloses Musiktheater heute gestaltet - funkelndes Happy End inklusive.

Freier Autor

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