Konzertkritik - Bluesrock mit Ambition und Jazz-Note

Mannheimer Jazzer mit Blues-Gefühl: Kevin Holloway & The Blues Bums

Von 
Jörg-Peter Klotz
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The Blues Bums sind vier Mannheimer Jazz-Akademiker (v.l.):  Bassist Moritz Koser, Kevin Holloway (Gesang/Gitarre, Drummer Jonas Stiegler und Pianist Tobias Altripp. © IG Jazz

Richtige Rockmusik ist ja seit der Pandemie rar geworden im Mannheimer Terminkalender. Wenn das nicht auf Dauer so bleiben soll, wird das Publikum auch unbekannteren Bands eine Chance geben müssen. Wie sehr sich das lohnen kann, zeigt der Auftritt von Kevin Holloway & The Blues Bums in der Klapsmühl’. In der verdienstvollen Reihe Made in Mannheim der IG Jazz Rhein-Neckar spielt das Quartett zur Abwechslung erstaunlich waschechten Bluesrock. Denn eigentlich stehen hier vier Jazz-Akademiker von der Musikhochschule auf der Bühne. Frontmann Holloway (Bild) hat seinen Bachelor-Abschluss frisch in der Tasche, kann aber als Sänger und Gitarrist ein erstaunlich authentisches Blues-Gefühl abrufen. Vielleicht liegt das in der DNA des GI-Sohns - oder an der Vorprägung in der Rockband Horsefly Rocket.

© Narmovisuals

Die im Herbst gegründeten The Blues Bums nehmen es gleich mit der Königsklasse des Blues auf: B.B. Kings „You‘re Losin‘ Me“ gibt in mehrfacher Hinsicht die Richtung vor. Die Orgeltöne von Tobias Altripp könnten auf jeder Bühne der Welt bestehen, die Rhythmusgruppe aus Bassist Moritz Koser und dem kurzfristig für Jonas Stiegler am Schlagzeug eingesprungenen Jakob Dinnebier stellt seine Qualität in den Dienst der Songs. Und die sind gut gewählt: In der ersten Hälfte gibt es nicht nur allseits bekannte Gassenhauer wie Muddy Waters’ „Got My Mojo Working“ sondern auch entlegenere gute Nummern - überwiegend aus dem Repertoire der „drei Könige der Bluesgitarre“: Albert, B.B. und vor allem Freddie King. Bei dessen Ballade „Woman Across The River“ zeigt Holloway, dass er rau u n d schön singen kann. Derek Trucks wunderbare Sinnsucher-Nummer „Like Anyone Else“ hat er auch gitarristisch erstaunlich gut im Griff. Mit „Who Did You Think I Was“ zelebriert die Band gekonnt die harte Seite von John Mayer. Das Spektrum reicht aber fast 100 Jahre zurück, bis zu Robert Johnson.

Das mögen alles Coverversionen sein, aber schon die Arrangements zeigen oft eigenständige Ambition, in den Soli zeigt sich die jazzige Improvisationsfreude. Robben Fords „You Cut Me To The Bone“ swingt regelrecht, von wegen „Same Old Blues“. Wenn die geplanten eigenen Stücke da halbwegs mithalten können, hat Mannheim eine neue Live-Attraktion.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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