Koch-Kolumne

Tour de Champagne numéro deux

Von 
Ihr Tristan Brandt
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Wertvolle Flaschen im Champagnerhaus Jean Laurent. © Champagner-Club Düsseldorf

Salut zusammen! Heute nun das nächste Kapitel meiner Tour de Champagne gemeinsam mit dem Champagner-Club aus Düsseldorf. Aber zunächst einmal ein interessanter Fakt für Sie: Was meinen Sie, wie viele Champagnerhäuser und Winzer gibt es im nördlichsten Weinanbaugebiet Frankreichs? Die meisten kennen vier, fünf größere Marken und auch ich muss gestehen, dass ich völlig überrascht war von der tatsächlichen Zahl. Neben 320 Champagnerhäusern gibt es mehr als 15 000 Winzer – teilweise mit sehr langer Tradition. Eine unfassbare Vielfalt, die es zu entdecken gilt. Meinen Sie nicht auch?

Heute reisen wir von der Hauptstadt der Champagne Reims direkt nach Les Riceys, das sich im südlichsten Teil der Champagne, in der Côte des Bar, befindet. Oftmals wird diese auch als „Stiefkind“ der Region bezeichnet, da sie zum einem vom Norden mehr als zwei Stunden entfernt liegt und zum anderen weder Premier- noch Grand Cru-Lagen besitzt, was meiner Meinung nach aber keinerlei Einfluss auf Geschmack und Qualität der Champagner hat. Ganz im Gegenteil: Das wunderschöne Örtchen Les Riceys beispielsweise ist für seine außergewöhnlichen Rosé-Champagner bekannt. Viele der großen Häuser aus dem Norden kaufen hier Pinot Noir Trauben für ihre Champagner ein.

So entsteht Rosé-Champagner

Wir haben einen Termin beim Champagnerhaus Alexandre Bonnet und werden dort vom Président Arnaud Fabre höchstpersönlich empfangen. Die Weinberge sind auf teilweise sehr steilen Abhängen von Nord nach Süd verteilt. Das Haus besitzt einige Weinberge an unterschiedlichen Standorten. Durch die besonderen klimatischen Gegebenheiten schafft es dieses Champagnerhaus sogar die sehr seltenen und raren Rebsorten wie Pinot Blanc, Pinot Gris, Petit Meslier und Arbanne anzubauen. Damit gehört das Haus zu den wenigen in der gesamten Champagne, die auf alle sieben verfügbaren Rebsorten zurückgreifen können.

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Beim abschließenden Tasting mit Arnaud erfahren wir noch viel mehr darüber. Ach ja! Da war ja noch eine Frage offen, die ich versprochen hatte in dieser Kolumne zu beantworten: Wenn alle Säfte der Trauben weiß sind, wie wird dann ein Rosé-Champagner hergestellt?

Hier gibt es zwei Methoden, wie uns Arnaud erklärt. Beim „Rosé d’Assemblage“ wird Rotwein zugesetzt, der ebenfalls aus der Champagne stammen muss. Beim „Rosé de Saignée“ wird innerhalb eines aufwendigen Mazerationsprozesses aus den Pigmenten der Traubenschale die Farbe gewonnen. Die Farbe dieses Champagners ist dunkelrosa, beim Assemblage hingegen eher hell. Geschmacklich ist der Rosé de Saignée auch etwas intensiver und fruchtiger, während der assemblierte Rosé etwas feiner und filigraner schmeckt. Beide Sorten sind es wert, probiert zu werden.

Als letzte Station unserer prickelnden Reise geht es dann nach Celles-sur-Ources zum Champagnerhaus Jean Laurent, dessen Weingut einer kleinen Burg ähnelt. Dort wurden wir vom Inhaber Jean empfangen. Er nahm uns mit auf eine spannende Tour in seine tiefsten Keller! Er blieb vor ein paar sehr verstaubten Magnumflaschen stehen – von 1981. Er hob eine heraus und sagte: Heute ist ein guter Tag, diese zu verkosten. Jean degorgierte vor unseren Augen die Flasche, das heißt, er zog mittels eines speziellen Messers den Korken heraus und damit auch die Hefereste, die sich im Flaschenhals gesammelt hatten. Was für ein unfassbar besonderer Geschmack, so was hatte ich zuvor noch nicht probiert. Ein finales Highlight unserer Reise.

Wer sein Champagner-Wissen vertiefen möchte, dem empfehle ich: www.champagner-club.de!

A bientot – Bis bald!

Mit prickelnden Grüßen

Ihr Tristan Brandt

Der Autor

Tristan Brandt war Deutschlands jüngster Zwei-Sterne-Koch. Er ist Patron und Namensgeber für das Restaurant „epoca by Tristan Brandt“ in Flims in der Schweiz, dem „Riva by Tristan Brandt“ in Pforzheim und dem „Tambourine Room by Tristan Brandt“ in Miami Beach, Florida.

In seiner Kolumne, erzählt er von der Entwicklung neuer Gerichte und verrät Rezepte.

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