Entdecke die Vielfalt!

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Champagner können geschmackliche Explosionen im Mund auslösen. © dpa/tmn

Gleich zu Beginn des Jahres war ich wieder on tour, um neue kulinarische Entdeckungen zu machen. Diesmal ging es mit meinen beiden Freunden vom Champagner Club aus Düsseldorf in die Champagne. Und um gleich ein Vorurteil abzubauen, den beiden geht es vor allem um eines: dem Klischee entgegenzuwirken, dass es bei diesem Thema nur um eine funkelnde Luxuswelt geht. Genau deshalb habe ich mich entschieden, die beiden in die Champagne zu begleiten, um die andere Seite des edlen Getränks kennenzulernen. Und da ich in diesen drei Tagen soviel gesehen habe, werde ich mit Ihnen meine Erfahrungen gerne teilen.

Bevor wir nun auf die gemeinsame Reise gehen, vorab ein paar Fakten: Die Champagne ist ein Gebiet, das sich auf über 34 000 Hektar von der Montagne de Reims im Norden über das Vallée de la Marne, die Côte des Blancs und die Côte de Sézanne bis zur weiter südlich gelegenen Côte des Bar erstreckt. Das Besondere an der Region sind vor allem die Böden bzw. das Terroirs, das größtenteils mit Kalk durchzogen ist und damit den Trauben einen mineralischen Geschmack verleiht.

Der Autor

Tristan Brandt war Deutschlands jüngster Zwei-Sterne-Koch. Er ist Patron und Namensgeber für das Restaurant „epoca by Tristan Brandt“ in Flims in der Schweiz, dem „Riva by Tristan Brandt“ in Pforzheim und dem „Tambourine Room by Tristan Brandt“ in Miami Beach, Florida.

In seiner Kolumne, erzählt er von der Entwicklung neuer Gerichte und verrät Rezepte.

Drei Rebsorten werden zumeist in der Champagne angebaut: der Chardonnay, der dem Champagner Finesse und Frische verleiht, der Pinot Noir, der ihm die Stärke gibt sowie Meunier, der für seine Fruchtigkeit bekannt ist. Alle drei Trauben eint, dass ihr Saft weiß ist. An dieser Stelle fragen sie sich bestimmt, und wie wird dann ein Rosé hergestellt? Dazu verrate ich Ihnen in meiner nächsten Kolumne mehr!

Außerdem gibt es noch vier alte Rebsorten, die eher selten angebaut werden, da sie anfälliger für Krankheiten sind und später reifen, wie Pinot Blanc, Pinot Gris, Arbanne und Petit Meslier. Der Champagner ist ein herkunftsgeschützter Begriff, d.h. er darf nur in der Champagne nach streng kontrollierten Vorgaben des „Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne“ (kurz „CIVC“) hergestellt werden. Dies wird übrigens weltweit streng kontrolliert.

Nun aber zu unserer Tour. Treffpunkt war das Champagnerhaus „Jacques Picard“ aus Berru, ca. 15 Minuten von der Hauptstadt der Region, Reims, entfernt. Dort wurden wir vom Inhaber und Winzer José Lievens empfangen, der vor allem auf biodynamischen Anbau setzt. „Wir geben unserem Boden das zurück, was wir ihm nehmen. Wir experimentieren dabei mit 100 Prozent biologischen Zutaten, wie beispielsweise Kräutern, die unsere Böden lebendig machen und damit auch die Qualität und Gesundheit unserer Reben steigern.“ Nun ging es zum Tasting. Was für eine geschmackliche Explosion im Mund: von Brioche über Honig, Birne und Apfel. Zum Abschluss kam er mit einer ganz besonderen Flasche zu mir. Es war kein Etikett auf der angestaubten Flasche und mit seinem Finger schrieb er die Zahl „1985“ darauf. Ich bekam Gänsehaut. Mein Geburtsjahrgang. Was für eine Wertschätzung, welch ein Geschmack! Ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde.

Von Berru aus ging es dann weiter in die „Stadt der Könige“ und Hauptstadt der Champagne, nach Reims. Dort durften wir eines der ältesten Champagnerhäuser besuchen, das für die Öffentlichkeit allerdings nicht zugänglich ist: Champagne „Abelé 1757“. Dieses Haus zählt zu den fünf ältesten Häusern. Das Team ist jung, dynamisch und der Kellermeister ein erfahrener Experte. Die Champagner sind köstlich und frisch.

Zum Abschluss des Tages wurden wir vom Präsidenten Francois van Aal des Champagnerhauses „Lanson“ persönlich begrüßt. Bekanntheit erlangte Lanson übrigens dadurch, dass es seit der Ära Victorias bis heute zu den britischen Hoflieferanten zählt. Mit einer Produktion von mehreren Millionen Flaschen im Jahr gehört Lanson zu den größten Häusern, die ich je besucht habe. Die bekannteste Cuvée des Hauses ist der „Black Label“, der aus allen drei Rebsorten besteht. Ein leckeres Tröpfchen, das man sich auch mal zwischendurch gönnen sollte.

Na dann: À la vôtre – auf Ihr

Wohl! Mit prickelnden Grüßen

Ihr Tristan Brandt

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