Sommerserie "Hiergeblieben!"

Waldidylle mit Wildtieren in Rheingönheim

Von 
Julia Brinkmann
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Schon, wenn man kurz vor dem Eingang innehält, kann man ein Tier erspähen: Ein munteres Reh springt am frühen Morgen über das Gelände des noch nicht geöffneten Wildparks Rheingönheim. Ansonsten ist es noch ganz still. Schon jetzt ist klar: Wer möglichst viele Tiere sehen möchte, sollte sich direkt um 9 Uhr morgens in den Park begeben - bevor die Tiere durch zu viele Besucher scheuer werden und bevor sie in die dichter bewachsenen Grünflächen des Parks zurückziehen, um der Mittagssonne auszuweichen.

Imposant: Die fünf Pfauen im Wildpark zeigen auch mal ihr Gefieder. © Julia Brinkmann

Übersichtskarte: Mehr als 50 Freizeittipps für die Metropolregion Rhein-Neckar

Bereits am Eingang kann einem ein erstes freilaufendes Tier begegnen. Wenn es kein Reh ist - Sikawild und Damwild können den kompletten Wildpark als Gehege nutzen - dann womöglich ein Pfau. Stolz zeigen sie ihr prächtiges Gefieder, indem sie ein Rad schlagen. Auch Hobby-Naturfotografen kommen so auf ihre Kosten. Im vorderen Bereich des Parks befindet sich der Streichelzoo-Bereich mit Ziegen, schwarzen Ouessantschafen, Kaninchen, Schweinen, sechs Eseln und zwei Ponys. Auch wenn vorerst coronabedingt noch kein Ponyreiten angeboten kann, kommen Kinder auf ihre Kosten: Mit dem Futter, das an der Wildparkkasse erhältlich ist, ziehen sie garantiert die Aufmerksamkeit der tierischen Zeitgenossen auf sich. Läuft man weiter in den Wildpark hinein, kann man unter anderem die Wisente sehen. Aktuell sind es zwei: Lyca und Lygo. Eventuell kommt demnächst noch eine Wisentkuh dazu. Die Tiere sollen in Ludwigshafen gezüchtet und dann in Polen ausgewildert werden.

Züchtungen ausgestorbener Arten

Direkt dahinter befindet sich das Gehege der Tarpane - oder, korrekt genannt, Heckpferde. Das Tarpan-Wildpferd ist 1918 ausgestorben. Die Gebrüder Heinz und Lutz Heck haben jedoch in den 1930er und 40er Jahren versucht, aus verschiedenen europäischen Pony- und Pferderassen ein Pferd nachzuzüchten, dass dem Tarpan optisch so nahe wie möglich kommt. So haben die Heckpferde im Wildpark allesamt ein graues Fell mit einem dunklen Aalstrich, der sich über ihren Rücken zieht. Erst dieses Jahr sind im Wildpark Rheingönheim zwei Heckpferd-Fohlen geboren worden: Ein Hengst hat am 11. Mai das Licht der Welt erblickt, ein zweiter am 14. Juni. Im Gehege hinter den Heckpferden haben die Heckrinder ihr Domizil. Auch sie sind eine Nachzüchtung - dem Auerochsen nachempfunden.

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Wildpark Ludwigshafen-Rheingönheim

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Nur mit Glück kann man die beiden Luchsinnen des Wildparks beobachten. Sie sind eher am Abend aktiv - tagsüber liegen sie gerne, ganz Katze, auf der faulen Haut herum. Während das ältere Luchsweibchen keinen Namen hat, heißt ihre zweijährige Tochter Lucy. Der Luchskuder Lukas hat Ludwigshafen hingegen im Februar verlassen und lebt seit Mitte Mai in Freiheit im Norden Polens. Übrigens haben einige der Tiere im Wildpark Rheingönheim einen Namen, der mit den Buchstaben „Lu“ beginnt. So ist in internationalen Wildtier-Zuchtprogrammen, bei denen auch Tiere ausgetauscht werden, stets erkennbar, wo sie geboren worden sind.

Rehe ohne Scheu

Highlight des Parks sind ganz klar die freilaufenden Rehe. Das schon seit der Römerzeit in Europa lebende Damwild und das im 19 Jahrhundert aus Asien nach Europa eingeführte Sikawild sieht auf den ersten Blick fast gleich aus. Doch an einer Stelle lässt es sich sehr einfach unterscheiden, am sogenannten „Spiegel“, der Fellfärbung am Po der Tiere. Während der schwarz-weiße Spiegel des Damwilds konturiert ist, ist die Fellfärbung des Sikawilds an der Stelle leicht verschwommen.

Wildpark Ludwigshafen-Rheingönheim
  • Neuhöfer Straße 48. 67065 Ludwigshafen am Rhein
  • Geöffnet: Montags bis sonntags, 9 bis 19 Uhr (April bis September), 9 bis 18 Uhr (Oktober, Februar, März), 9 bis 17 Uhr (November bis Januar). Einlass bis eine Stunde vor Schließung.
  • Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 4 Euro, Kinder unter drei Jahren frei, von vier bis zwölf 1,50 Euro. Jugendliche ab 13 Jahren, Studierende, Behinderte und Renter 3 Euro. Familienkarte 8 Euro.

Anfahrt

  • mit dem Auto: Über Ortsmitte Ludwigshafen via B 44, K 7, L 534/ Neuhöfer Straße.
  • mit dem ÖPNV: Bushaltestelle LU-Rheingönheim Wildpark (Linie 572 direkt via S-Bahnhof LU-Rheingönheim, Straßenbahnhaltestelle LU-Rheingönheim Endstelle (Linie 6).

Das Damwild nimmt auch mal eher scheu Reißaus vor den Besuchern des Wildparks, das Sikawild lässt sich hingegen nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Wenn man sich ihm vorsichtig nähert, ist sogar Streicheln möglich - auch wenn dem Wildparkfutter mit Skepsis begegnet wird. Die freilaufenden Tiere im Wildpark Rheingönheim haben natürlich dennoch Rückzugsorte - etwa Brennnesselfelder. „Manche Flächen mähen wir bewusst nicht“, erzählt Wildpark-Leiter und Förster Wolf Hoffmann. Der Park wirkt, anders als ein klassischer Zoo, eher wie ein Domizil, in dem die Tiere ein Leben in (fast) freier Wildbahn haben können. Insbesondere gilt dies für die Zugvögel: Die Graureiher und Störche werden ihre Nistplätze im Wildpark im Herbst verlassen.

Glückliche Autorin: Manche Rehe lassen sich zumindest kurz streicheln. © Julia Brinkmann

Das Rotwild im Park lebt im Gehege und ist somit nicht zum Greifen nah - dafür jedoch dem Futter etwas zugeneigter. Gerade Kinder können im Wildpark viel lernen, zum Beispiel durch Infotafeln, oder indem sie die Tiere einfach beobachten. Aber auch für Erwachsene, selbst wenn sie sich mit Wildtieren auskennen, hat der Wildpark etwas zu bieten: pure Entspannung. An heißen Sommertagen lässt es sich im Wald gut aushalten. Der Wildpark ist ein Naherholungsgebiet, in dem man wunderbar dem Stadtleben entfliehen kann. Einziges Manko: Der Lärm der angrenzenden B 9 verrät, dass man sich nah an der Zivilisation befindet. Dennoch lädt die „Seelen-Baumelbank“ zu einer Auszeit ein, ebenso wie der Barfußpfad, mit dem die Fußsohlen natürliche Böden erfühlen können. In der dunkelgrünen Oase lässt sich somit wunderbar und für wenig Geld entspannen - egal ob mit oder ohne Kinder, ob für einen ganzen oder nur einen halben Tag.

Wissenswertes

Im 1963 eröffneten Wildpark Ludwigshafen-Rheingönheim tummeln sich 30 europäische Wildtierarten. Wie viele Tiere es insgesamt sind, ist schwer zu schätzen. Bei Fütterungen zählen die drei Tierpfleger dennoch regelmäßig. Wildparkleiter Hoffmann geht somit von ungefähr 200 Tieren aus. Während des Corona-Lockdowns und auch darüber hinaus sind einige Jungtiere in den 30 Hektar großen Eichenbaumischwald hinein geboren worden. Das Veranstaltungsangebot für Kinder im Wildpark ist indes noch nicht wieder aufgenommen worden - voraussichtlich ab September sind erste, kleinere Veranstaltungen möglich.

Verpflegung: Tische für mitgebrachtes Picknick sind überall im Park verteilt.

Restaurant in direkter Nähe: „Wildparkstübchen“: Neuhöfer Straße 46, 67065 Ludwigshafen am Rhein. Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags ab 11.30 Uhr durchgehende Küche, Montag und Dienstag Ruhetag. Hausmannkost, Gerichte ab 7,50 Euro. Gerichte für Kinder ab 2,70 Euro.

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

Thema : Hiergeblieben! Tipps für den Urlaub daheim

  • Serie "Urlaub daheim" Natur in Ruhe genießen

    Assamstadt bietet für alle Altersklassen das Passende. Wer für ein paar Stunden Entschleunigung sucht, ist hier genau richtig – und trifft auf ein ganz besonderes, überdimensionales Tier. Die Ruhe der Natur genießen, altehrwürdige Gedenkstätten erkunden und gleichzeitig spielerisch die Tierwelt besser kennenlernen – um solch einen gelungenen Wanderausflug zu erleben, muss man längst nicht mehr ins Allgäu oder in ein deutsches Mittelgebirge fahren. Es bedarf nur einer kurzen Fahrt in das schöne Assamstadt – und schon kann ein abwechslungsreiches Abenteuer für alle Altersklassen beginnen. Je nach Vorlieben kann man zwischen verschiedenen Routen wählen. So können Kinder auf dem Naturerlebnispfad ihre Geschicklichkeit erproben, während Ruhesuchende ihren Gedanken nachgehen können und meditativ durch die erfrischende, herbstliche Landschaft schlendern. Sechs Rundwanderwege starten am Rathaus. Von dort führen der Kirschblütenweg, die Wanderwege LT 21 und LT 22 sowie die drei Bildstockwanderwege in die vielfältige, von kleinen Schmuckstücken geprägte Umgebung. Die Projektgruppe „Wanderwege“ des Vereins „Heimat & Kultur“ verknüpfte unter der Leitung von Walter Frank alle Grenzsteine, Holzkreuze und Erinnerungsstätten der Gemarkung zu einem optimalen Netz, so dass man über die Bildstockwanderwege über 70 kleine und große Blickfänge leicht erreichen kann. Zur wohl außergewöhnlichsten Sehenswürdigkeit in der Region führt der Bildstockwanderweg 3. Schon nach kurzer Zeit zeichnet sich eine auffallende Silhouette in der Ferne ab. Nähert man sich, erkennt man, dass eine mehrere Meter hohe, hölzerne Gams am Wegrand steht. Dem einen oder anderen Ausflügler mag sie vielleicht bekannt vorkommen, denn einst zierte sie den Umzugswagen der Wagenbaugruppe „Schneiderei“ der „Schlackohren“. Nachdem die Gams am vergangenen Rosenmontagsumzug eine Runde durch die Stadt drehen durfte, bleibt sie den Besuchern nun langfristig als Plastik am Wanderweg erhalten. Bürgermeister Joachim Döffinger ist stolz auf die Zusammenarbeit der Narren und Heimatliebenden: „Das Tolle ist, dass bei uns in Assamstadt viele Vereine Hand in Hand arbeiten“. Nicht nur der Bildstockwanderweg 3 führt an der Skulptur vorbei, sondern auch der sportive Radweg, der ebenfalls oft und gerne genutzt wird. Vor allem in diesem Jahr seien mehr Radler unterwegs gewesen, erzählt Edgar Tremmel, Mitglied des Heimat- und Kulturvereins. Damit auch die jüngere Generation nicht zu kurz kommt, wurde in den letzten Jahren von der Projektgruppe „Junge Erwachsene und Familien“, geleitet von Andreas Sturm, mit Unterstützung von Jürgen Hernadi und weiteren Engagierten, ein Naturerlebnispfad angelegt. Beginnend am Sportplatz, führt die rund zwei Kilometer lange Strecke an acht lehrreichen, interessanten Stationen vorbei. Jede ist einem heimischen Waldbewohner gewidmet. So können sich die Kleinen an der ersten Station „Klettern wie ein Eichhörnchen“ auf einem Spielgerüst austoben. Zusätzlich versorgen Infotafeln die Ausflügler mit Wissenshappen über das jeweilige Tier. An der Eichhörnchenstation befindet sich der „Schlackohrenpilz“, eine Aussichtsplattform, die zum 25. Geburtstag der „Schlackohren“ erbaut und 2010 renoviert wurde. Von dort können die Wanderlustigen einen tollen Blick über Assamstadt genießen. Möchte man dem Weg tiefer in den Wald hineinfolgen, kann man ganz unbesorgt sein: Dank der ausführlichen Beschilderung, die vom Verein gepflegt und kontrolliert wird, sind Verirrungen nahezu unmöglich. Über den zertifizierten Bildstockwanderweg 1 gelangt man zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Durch die Erfüllung verschiedener Kriterien erhielt er auf der CMT das Siegel „Wanderbares Deutschland“. So führe der Weg nur selten über Asphalt und sei besonders gut ausgeschildert, erzählt Projektleiter Frank. Allein diese Strecke führe an über 30 Bildstöcken und Wegkreuzen vorbei. Verborgen zwischen dichten Büschen und hohen Bäumen lädt die Mariengrotte zu einem entschleunigenden Moment der Ruhe ein. Flackernde Kerzen zeugen von regelmäßig einkehrenden Wallfahrern. Wer eine Rast einlegen möchte, ist einige Meter weiter bei einer gemütlichen Waldhütte gut aufgehoben. Eine Picknickbank bietet hungrigen Spaziergängern eine bequeme Sitzgelegenheit für eine schmackhafte Brotzeit. Eine weitere Besonderheit ist der Kreuzweg, der zum „Steffeskirchle“ weist. Der Assamstadter Bildhauer Anton Göbel fertigte für die 16 Stationen jeweils ein Relief aus Lindenholz – jedes ein Kunststück für sich. Aufgrund einer Renovierung 2017, die durch das „Leader“-Programm der EU unterstützt wurde, sind die Schnitzereien gut erhalten. An Christi Himmelfahrt ist das „Steffeskirchle“ ein beliebter Wallfahrtsort, doch auch unter dem Jahr wirkt die andächtige Atmosphäre der Lichtung beruhigend. Schließlich soll die Kapelle an einem Kraftort errichtet worden sein, und wenn die Blätter hoch über dem Kreuz rauschen und ein sanfter Wind über den Platz weht, erscheint dies den meisten nicht weithergeholt. Für jene, die sich statt entspannter Meditation Spannung und Action wünschen, empfiehlt sich neben dem Naturerlebnispfad auch Geocaching oder eine Schnitzeljagd, bei der jeder mit Hilfe eines Smartphones mitmachen kann. Mit sowohl lustigen als auch interessanten Fragen können „Junge und jung Gebliebene“, wie Frank betonte, die heimischen Ländereien erkunden. Im Allgemeinen bieten die verschiedenen Wanderwege rund um Assamstadt ein abwechslungsreiches Ausflugsziel, das es sich zu erkunden lohnt. Egal, ob man mit der Familie ein paar spaßige Stunden im Wald verbringen will oder lieber in sich gekehrt Kraft sammeln möchte – die vielfältigen Routen ermöglichen ein harmonisches Urlaubserlebnis ganz nach den eigenen Wünschen.

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