Kunst - Malerei, die Grenzen überwindet

Mannheimer Kunsthaus Port 25 präsentiert neue Arbeiten von Myriam Holme

Von 
Thomas Groß
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„Simili“ nennt Myriam Holme diese Installation. © Tony Montana Studios

Sie fertigt keine starren, festgelegten Gebilde, vielmehr geht es der Künstlerin Myriam Holme um Übergänge. Als Malerin versteht sie sich, doch ihre Arbeiten überschreiten die Gattungsgrenzen, sind malerisch und skulptural zugleich und beziehen den Raum mit ein. Holme bringt die Dinge gleichsam zum Schweben.

Das Material mit seinen spezifischen Eigenschaften bildet den Ausgangspunkt; auf dieses bleibt die Arbeit zurückbezogen, egal, wie weit sich die jeweilige Gestaltung davon entfernt zu haben scheint. Und kleine, zeichnerische Arbeiten fertigt Myriam Holme ebenso wie raumgreifende Installationen. Das bestätigt nun ihre Ausstellung im Port 25, die erste Einzelschau der überregional bekannten und mehrfach ausgezeichneten Künstlerin in ihrer Geburts- und Heimatstadt Mannheim.

„Ein kräftiger Hauch“ hat die 1971 geborene Holme die Schau betitelt. Es beginnt mit einer Klanginstallation, mit Tonschnipseln aus Songs, die alle vom Regen handeln. Besucher hören sie als Einstimmung auf der steilen Treppe, die nach oben in den eigentlichen Ausstellungsraum führt. Regen und „Schnipsel“ geben auch die Richtung für das dann weiter Präsentierte vor.

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Die titelgebende Installation folgt im Anschluss. Man geht unter ihr hindurch: Auf Plexiglasplatten sind wieder Fragmente, kleine Farb-, Papier- oder Seifenreste angeordnet; es wirkt, als ob Wind und Regen sie dorthin getragen hätten; verwaschen scheinen die Flächen, die sich aus Farbpigmenten ergeben. Alles ist aus Resten gefertigt, Überbleibsel sind es, die Holme im Atelier aufbewahrt. Sie spricht während des Presserundgangs von „Materialregen“, der zur Zeichnung wird, vom „Tagebuch der Atelierarbeit“. Anschaulich wird in der Anordnung und Bearbeitung ein Gestus und Duktus, wie er fürs Zeichnen und Malen mit Stift oder Pinsel charakteristisch ist.

Schweres wirkt bei Holme leicht. Gebrauchte Druckplatten sind die Basis der ausgreifenden Installation „simili“. Teilweise bemalt und entsprechend gefaltet, wirken sie wie überdimensionale zerknüllte Papierblätter, die ein Windstoß davontragen könnte. Die Glasbruchstücke dazwischen erinnern wiederum an Regentropfen. Hier greift manches ineinander, Natürliches und Künstliches und erneut die einzelnen Kunstgenres. Wieder ist Material recycelt worden, die allgemein so gefragte Nachhaltigkeit kennzeichnet auch die sinnliche Kunst Myriam Holmes. Die Schau ergänzen mit Gips aufgegossene Malerei auf Papier, zu Kunst- und Arbeitsbüchern erweiterte Kataloge einer früheren Ausstellung sowie die Installation mit dem Titel „gespeicherte“.

Immerzu kommt es hier auch auf die Betrachter an, auf buchstäbliche Blickwinkel und Perspektiven ebenso wie auf übertragene, im Sinne der Weisen, auf die Welt zu sehen. Diese Arbeiten wollen Anregungen geben, Assoziation eröffnen. Weite, Offenheit ist hier konstitutiv, ebenso wie Dezenz, denn Holmes Arbeiten mögen zunächst blass und auch unscheinbar wirken. Die künstlerische Formung und Komposition ist das eine, die Eigenart des Materials bleibt immer ersichtlich, und hinzukommt dann die Wahrnehmung durch die Betrachter. Ihre konzeptuelle Kunst mag an die freilich meistens weiter ausgreifende Land-Art erinnern oder wegen des Rückgriffs auf Vorgefundenes an diejenige der Nouveaux Réalistes. Holmes Arbeiten verströmen aber mehr als die Poesie des Alltags, den sie weit hinter sich lassen. Meditative Räume öffnen sich hier, in denen sich angenehm und anregend verweilen lässt.

Die Ausstellung im Port 25 - Raum für Gegenwartskunst (Hafenstraße 25 - 27) läuft von 26.11. bis 20.2.2022, Mi. bis So. 11-18 Uhr.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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