Konzert

Virtuosen begeistern beim Gitarrenzauber in Lampertheim

Der Gitarrenzauber in Lampertheim vereint Meister der Akustikgitarre für ein unvergessliches Konzert.

Von 
Bernhard Zinke
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Gitarrenzauber 2025 in Lampertheim: Großes Finale mit allen Künstlern. © Bernhard Zinke

Lampertheim. Es ist ein Treffen von Meistern ihres Fachs: Auf der Bühne der Hans-Pfeiffer-Halle in Lampertheim stehen hochkarätige Akustik-Gitarrenvirtuosen, die auf den Bühnen der Welt zu Hause sind. Fast alle spielen ein Instrument von Gitarrenbauer Andreas Cuntz, weshalb sie hier auf dessen Einladung beim Gitarrenzauber zusammenkommen. Und den kristallklaren Sound mixt – wie schon seit 15 Jahren – Armin Engelhardt. Da ist kein Rauschen, kein Kratzen zu hören, das da nicht hingehört. Nur die Töne und Geräusche, die die Künstler ihren Instrumenten bewusst entlocken.

Der Mann, der alle Künstler zusammenbringt: Gitarrenbauer Andreas Cuntz. © Bernhard Zinke

Der Gitarrenzauber ist seit 18 Jahren ein Abend der Extreme und der Vielfalt. Die Spannweite reicht diesmal von ebenso experimenteller wie wohlklingender Soundtüftelei über Slideguitar-Blues, faszinierende Fingerstyle-Techniken bis zu Gypsy-Jazz. 550 Menschen feiern diese Gitarrenhelden während des knapp vierstündigen Konzerts frenetisch.

Sound-Tüfteleien auf der „Frankenstein-Gitarre“

Schon zum Auftakt gehen dem Publikum Auge und Ohren auf: Alexandr Misko hat sein Instrument – er nennt sie „Frankenstein-Gitarre“ – ganz besonders bearbeitet. Er kann jede Saite über speziell montierte Hebel bis zu vier Töne verstimmen – und tut das viel dutzendfach während eines Liedes. Der Korpus der Gitarre weist bewusst herunter geschrubbte Stellen auf. Die braucht Misko für perkussive Effekte in seinem Hochgeschwindigkeitsspiel. Soundeffekte tun ihr Übriges, um den gewaltigen Sound zu zaubern. Dann klemmt Misko die DVD von „Star Wars – die dunkle Bedrohung“ zwischen die Saiten, um mit dem derart verfremdeten Klang den Soundtrack für einen Science-Fiction-Film zu spielen. Gitarrenzauber eben.

Geht auf Tuchfühlung mit dem Publikum: Petteri Sariola. © Bernhard Zinke

Ganz ähnlich nutzt Petteri Sariola seine Cuntz-Gitarre. Wenn er auf den extrem tief gestimmten unteren Saiten slappt, dazu sein Fingerpicking über die oberen Saiten fliegen lässt und den Korpus als komplettes Schlagzeug nutzt, dann ersetzt er eine komplette Band spielend. So etwas muss eine Cuntz-Gitarre aushalten. Sariola ist Stammgast beim Gitarrenzauber seit 18 Jahren. Das Publikum liebt ihn, auch für seine spontanen Ausflüge mit der Gitarre durch die Halle, auf Tuchfühlung mit den Zuschauern.

Steph MacLeods Sound ist die Seele

Eine ganz andere Geschichte hat Steph MacLeod zu erzählen. Der Schotte lebte auf der Straße, war alkohol- und drogenabhängig. Die Musik und der Glaube retteten sein Leben. Das hört man, seine seltenen Live-Auftritte sind höchst intensiv. Auch wenn er nicht so fix wie seine Künstlerkollegen über die Saiten flitzt: Sein Sound ist die Seele.

Das Josho Stephan Trio wirbelt sich temporeich durch zahllose Lieder. © Bernhard Zinke

Und wieder anders ist das Joscho Stephan Trio unterwegs. In atemberaubend schnellen Gypsy-Swing spielt es sich von „California Dreaming“ über „Paint It Black“ bis zu „Seven Nation Army“. Das Tro lädt zu fröhlichem Lieder-Raten ein. Für die Soli gibt’s – zu Recht – mehrfach Szenenapplaus.

Blues bis Bluegrass auf der Slide-Gitarre: Martin Harley. © Bernhard Zinke

Vom tief verzweifelten Blues bis zum Bluegrass

Ein Meister auf der Slidegitarre ist der Brite Martin Harley, ebenfalls Stammgast nicht nur in den USA, sondern auch beim südhessischen Konzertevent. Mit seinem feinfühligen Schlagzeuger Marcus Rieck changiert er vom tief verzweifelten Blues bis zum flotten Bluegrass, immer mit der Cuntz-Gitarre auf den Knien.

Zwei Tapping- und Slapping-Meister im Duett: Alexandr Misko (links), Petteri Sariola. © Bernhard Zinke

Das Besondere solcher Abende sind die Crossover-Momente, wenn die Künstler gemeinsam zu ihren Instrumenten greifen. Da entstehen dann sehr eigene Versionen mit viel Charme, etwa „Wake Me Up Before You Go-Go“ (Sariola und Misko) oder „Lean On Me“ (Sariola, MacLeod und Martin Harley).

Traditionell steht am Ende des Abends ein gemeinsamer Song mit allen Akteuren: Diesmal steht der U2-Klassiker „I Still Haven‘t Found What I‘m Looking For“. Ein Hinhörer und eine Wall of Akustik-Sound in die Pfeiffer-Halle.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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