Mannheim. „Lässiger Lounge Jazz“ soll uns hier, im lauschigen Ambiente der Seebühne, also erwarten, wie das Konzertprogramm des Mannheimer Luisenparks versprochen hat? Weit gefehlt, zumindest was den Anfang des Konzertes von Thomas Siffling und seiner Band angeht. Denn das Quintett spielt vielmehr eine veritable Funk-Eröffnung, Freddie Hubbards „Soul Turnaround“, was einem mittels Groove-Druck, pointiert prickelnder Verve und nicht zuletzt der schnittig geführten Trompete wegen alle vorgefassten Erwartungen in Sachen Sound-Gemütlichkeit erst einmal um die Ohren haut. Das ist allerdings – wir wollen uns da keinesfalls missverstehen – reichlich klasse und sorgt für gesteigertes Hörvergnügen.
Auf seiner neuen Platte singt Siffling auch
Unter dem Titel „Gentlemen’s Choice“ firmiert der Auftritt, und genauso heißt auch das aktuelle, vergangenes Jahr veröffentlichte Album Thomas Sifflings, von dem der Mannheimer Trompeter im weiteren Programmverlauf eine Reihe von Stücken vorstellen wird. Wer sich schon mit der Platte und der jüngeren künstlerischen Entwicklung des Instrumentalisten und Komponisten beschäftigt hat, weiß: Siffling singt hierauf auch – und klingt wirklich gut dabei. Das Konzert bildet zugleich den „Seebühnen Jazzclub“-Auftakt, eine Kooperation des Musikclubs Ella & Louis mit dem Luisenpark.
Es ist ein strahlender, heißer, später Nachmittag. Mit einem scherzhaften Hauch von Schattenneid begrüßt Siffling das Publikum, das die überdachten Ränge der Seebühne in ansehnlicher Zahl bevölkert, während sich die Band, jedenfalls zu Teilen, außerhalb der Sonnensegel-Reichweite befindet. Die auf jeder Position so illustre wie versierte Besetzung umfasst den Gitarristen und langjährigen Stuttgarter Hochschuldozenten Werner Acker, den (zwischen Jazz, Rock und Indie kreativ unerhört umtriebigen) Mannheimer Keyboarder David Heiner, den Böblinger Bassisten Dirk Blümlein (unter anderem: Fools Garden) sowie Popakademiker Julian Losigkeit am Schlagzeug (den man nicht zuletzt durch seine Zusammenarbeit mit Singer-Songwriterin listentojules schätzt). Unterstützung erfährt die Band zudem von der Sängerin Zsuzsanna Glasstetter, die ihrerseits über eine kraftvoll-klar konturierte Stimme verfügt.
Idyllische Umgebung trifft auf sommerliches Reggae-Gefühl
Das „Gentlemen’s Choice“-Stück „11.03.“ neigt sich dann tatsächlich mit der angekündigten Lässigkeit dem Abend entgegen: Siffling lässt den samtenen Klang des Flügelhorns stilvoll streunen, die Rhythmusgruppe sorgt für eine ansprechende Ambivalenz aus Dynamik und Entspannung, die Gitarre blinzelt versonnen dem Blues zu und die Orgel schlingt kunstvoll geräkelte Klangarme um das Stück. George Gershwins ewiger Klassiker „Summertime“ ist bald darauf in einer „Bob-Marley-Version“ zu hören, so Siffling, womit sommerliches Reggae-Gefühl und idyllische Umgebung in nahezu idealtypischer Weise in eins gesetzt werden. „City On The Moon“, einen eleganten, poppig-leichten weiteren Album-Titel, singen der Trompeter und die Vokalistin als einnehmendes Duett.
Die größte Überraschung steht am regulären Ende des rund zweitstündigen Konzerts (die Ballade „Brighter Day“ kommt noch als Zugabe): Der in einer geradezu hypnotisch pulsierenden Offbeat-Version präsentierte Eurythmics-Hit „Sweet Dreams“. Und das ist, in der Tat, ziemlich lässig.
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