Konzert

So war das Konzert von Dropkick Murphys und Gogol Bordello in Mannheim

Die Bostoner Irish-Folk-Punker Dropkick Murphys liefern zum Start ihrer Europatour vor knapp 8000 Besucherinnen und Besuchern in der Mannheimer Maimarkthalle ein rauschendes Konzert. Davor zeigen sich die New Yorker Kollegen der Band Gogol Bordello mit ihrem Folk-und Gipsy-Punk in Höchstform.

Von 
Martin Vögele
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Sergej Rjabtsen (von links), Leo Mintek, Eugen Hütz, Petro Erazo, Korey Kingston und Erica Mancini performen auf der Bühne. © Rudolf Uhrig

Mannheim. Wahrscheinlich könnte man die Mannheimer Maimarkthalle inzwischen als erweitertes Wohnzimmer der Dropkick Murphys werten - angesichts der verlässlichen Regelmäßigkeit, mit der die Band aus dem US-amerikanischen Boston hier spielt. Die ungezwungene Vertrautheit von Umgebung und Atmosphäre mindert indes nicht den überschwänglichen Empfang, den die knapp 8000 Besucherinnen und Besucher den Irish-Folk-Punkern auch beim neuerlichen Konzert bereiten, das zugleich den Start der Europatour und ihre überhaupt erste Show im neuen Jahr markiert.

„The Boys Are Back In Town“ singen die Murphys (wie die Formation von ihren Fans auch bündig genannt wird) abermals früh im Programm – „Die Jungs sind zurück in der Stadt“. Wobei, nicht alle: Sänger Al Barr, der sich seit 2022 um seine an Demenz erkrankte Mutter kümmert, fehlt offenkundig weiterhin im Bandverbund. An Bassist Ken Casey ist es damit, den alleinigen Leadgesang zu übernehmen.

Erinnerungen an Gastspiel 2008

Bevor aber die Bostoner ihren Auftritt starten, heben die New Yorker Kollegen Gogol Bordello die Konzertlaune schon einmal auf ein subjektives Maximum. Der eine oder die andere im Publikum wird sich vielleicht noch an das fulminante Gastspiel der Mitglieder-starken Folk-und Gipsy-Punk-Band 2008 in der Alten Feuerwache Mannheim erinnern können. Hier, über eineinhalb Jahrzehnte später, zeigen die Musiker und Musikerinnen um Frontmann Eugene Hütz, das sie kein bisschen leiser, milder oder gefälliger geworden sind.

Man hat vielmehr das Gefühl, dass sich hier mehrere Partybands informell auf eine Tonart verständigt haben und parallel in verschiedene Richtungen davon stieben, während Gravitationszentrum Hütz singt, als würde er gerade munter einen Abhang hinunterkullern: Der „Wonderlust King“ und seine Band sind in Höchstform. Es ist wieder furios. Nicht wie vorgesehen mit von der Konzert-Partie ist dagegen die Dubliner Band The Scratch, deren Flug wegen des schweren Sturms in Irland annulliert worden sei, wie Casey später erläutern wird.

Mit dem „Prisoner’s Song“ über eine holprige Punk-Piste

Dann aber pfeifen Dudelsack und Flöte, die Mandolinen-Saiten vibrieren, grollende Gitarren pflügen durch den Äther und Ken Casey durchdringend raue Stimme bahnt sich ihren Weg: Die Dropkick Murphys geben sich die Ehre, ziehen uns bald mit dem „Prisoner‘s Song“ über eine holprige Punk-Piste und legen für „Mick Jones Nicked My Pudding“ noch an Tempo und Stromstärke zu.

Und noch eine Schippe glühende Kohle drauf wirft „(F)lannigan‘s Ball“, bei dem uns Casey noch mehr als sonst an den ikonischen Ex-Dead-Kennedys-Sänger Jello Biafra erinnert. Der große Hit „Rose Tattoo“ fehlt in diesen rasanten 90 Konzertminuten natürlich auch nicht, und schließlich gibt‘s als abschließende Zugabe die Murphys-Hymne „I‘m Shipping Up To Boston“, nach dem Text von Folk-Legende Woody Guthrie. Dann ist Feierabend. Bis zum nächsten Jahr?

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