Konzert

Rocker mit Reibeisenstimme: Nino de Angelo in Ludwigshafen

Der in Karlsruhe geborene Sänger Nino de Angelo tritt mit fröhlichen Songs, aber auch nachdenklichen Tönen in Ludwigshafen auf. Einen Überraschungsgast gab’s auch.

Von 
Tanja Capuana
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Von wegen Schmusesänger: Nino de Angelo rockt bei seinem Konzert in Ludwigshafen die Bühne. © Rudolf Uhrig

Ludwigshafen. Domenico Gorgoglione, besser bekannt als Nino de Angelo, hat eine extreme Metamorphose hinter sich. In den 1980er Jahren eroberte er mit romantischer Schlagermusik die Herzen seiner Fans. Im Alter von 61 Jahren scheint der Künstler endlich angekommen zu sein. Aus dem dunkelhaarigen Schmusesänger von damals ist ein kerniger Rocker mit Reibeisenstimme, weißem Schopf und Tattoos geworden. Auf seiner „Irgendwann im Leben“-Tour ist de Angelo am Sonntag in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle aufgetreten. Bei seinem Konzert haben er, seine virtuose Liveband und zwei Background-Sängerinnen die knapp 800 Gäste mit frühen und aktuellen Hits unterhalten.

Der fröhliche Song „Irgendwann im Leben“ eröffnet den Abend. Mit den Worten „Hallo Ludwigshafen, einen wunderschönen guten Sonntagabend“, begrüßt der gebürtige Karlsruher die Menge. Er erzählt gut gelaunt, dass er zum Mittagessen Hühnersuppe hatte. „Und da war so eine scharfe Soße. Ich bin ja so ein Angeber mit Schärfe“, verrät er. „Ich haue mir immer mehr rein und dann leide ich hinterher.“ Das Publikum lacht, und de Angelo stimmt die fröhliche Rockhymne „Land in Sicht“ an.

Yull-Win Mak als Überraschungsgast dabei

Ruhige Töne schlägt er mit „Frag nicht wohin“ an. Sentimental wird es auch bei „Du bist mein Fleisch und Blut“, eine gefühlvolle Nummer, die er für seine Kinder geschrieben hat, die wie er Scheidungskinder sind. „Es war die schlimmste Zeit, morgens nicht da aufzuwachen, wo deine Kinder schlafen. Damit muss man wirklich zurechtkommen“, sagt er. „Aber du bist in Gedanken immer bei deinen Kindern und du machst dir immer Sorgen“, sagt er nachdenklich. „Zu spät“ ist eine musikalische Entschuldigung an die Mutter seiner Kinder. Sein Song „Tanz im Regen“ beschäftigt sich mit dem Gefühl, morgens nicht aufstehen zu wollen, obwohl man muss. Er sage sich: „Sei froh mit dem, was du hast, und mach das Beste draus“, erzählt er.

An diesem Abend hat er einen ganz besonderen Überraschungsgast: Yull-Win Mak, Bassist seiner ersten Band. Dieser habe den Wettbewerb Sanremo Senior 2024 mit „The Deepest Breath“ gewonnen. Den Song performt er mit seinem Sohn auf dem Konzert seines Freundes de Angelo. In dem Stück gehe es darum, dass die Liebe stärker als der Tod sei, so Mak. Bei dem rockigen „Gesegnet und verflucht“ zieht der Sänger mit italienischen Wurzeln Bilanz über sein Leben, während die Ballade „Nicht eine Träne“ sich mit Herzschmerz beschäftigt.

Nino de Angelo kann auch selbstironisch sein. Er scherzt darüber, dass es sein Oberteil, eine enganliegende Weste, nicht in seiner Größe gab. „Ich wollte eigentlich sechs Kilo abnehmen vor der Tour, aber es hat irgendwie nicht funktioniert.“ Er sei dann in Berlin an einer Currywurstbude vorbeigefahren und habe es sich gut gehen lassen. „Dann war das ganze Training umsonst gewesen. Manchmal muss man einfach das tun oder essen, worauf man Lust hat.“ Nicht fehlen darf einer seiner ersten Hits, „Jenseits von Eden“, bevor er drei Zugaben singt, darunter „Tornero“ von Santo California. Dafür gibt es tosenden Beifall.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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