Kunst

OFF//FOTO 2025 mit 70 Events in der Rhein-Neckar-Region

Das OFF//FOTO-Festival in Mannheim trotzt politischen und finanziellen Herausforderungen mit 70 Veranstaltungen in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und der Region.

Von 
Susanne Kaeppele
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„Nothing Personal – the back office of war“ von Nikita Teryoshin erzählt von Rüstungsmessen auf der ganzen Welt. © Nikita Teryoshin

Rhein-Neckar. Vier Jahre Pause – die Coronazeit, – aber jetzt geht es wieder los, in völlig anderen politischen und finanziellen Verhältnissen: Der Regierungswechsel im Bund ist noch nicht abgeschlossen, die Ukraine wird seit 2022 von Russland angegriffen, Donald Trump regiert nun unsere Schutzmacht USA und die Stadt Mannheim steht unter finanzieller Aufsicht der Landesregierung – für ein kleines, politisches Fotofestival wie die OFF//FOTO eine enorme Herausforderung und hoher Ballast. Aber auch eine neue künstlerische Problemstellung, insbesondere nach dem bitteren Ende der Biennale für aktuelle Fotografie, die seit 2005 die internationale Fotoszene in die Region brachte.

Nun hat aber das neue Team um Miriam Stanke, Arthur Bauer (Festivalleitung) und Elisa Berdica (Medien) samt den vorherigen Leitern Sylvia Ballhause und Markus Weckesser sogar eine neue Location für Mannheim gefunden – den ehemaligen Gravis-Shop in N 1 – und sammelt darum rund 70 Veranstaltungen in Mannheim, Heidelberg, Ludwigshafen und der Region! Die OFF//FOTO beginnt am 24. April, endet am 25. Mai und überrascht mit Ausstellungen, Workshops, Artist Talks, Führungen, Vorträgen und Performances. Die verschiedenen Veranstaltungen sind in dem schönen Festivalreader in „Focus“ und „Weitwinkel“ unterteilt.

Vielfalt der Fotokunst: Von Litauen bis Schwarzwald

Hier in Mannheim hat Thomas Schirmböck, langjähriger Leiter der Fotogalerie in der Alten Feuerwache und dann von Zephyr – Raum für Fotografie (REM), seine Kontakte zu Litauen genutzt und eine Ausstellung unter dem Titel „Klaipéda sehen“ kuratiert. Die präsentierten Kunstschaffenden Aruné Baroneité, Joranas Bružinskas und Paulius Makauskasen werden von Schirmböck in Artist Talks vorgestellt und zeigen die fotokünstlerische Tiefe ihrer Umgebung, 50 km von Russland entfernt.

„Aliens“ von Erik Irmer befasst sich mit invasiven Arten. © Erik Irmer

Eine weitere ausgewählte Kunstschaffende ist etwa Sibylle Fendt, die von 2016 bis 2018 in „Holzbachtal, nothing, nothing“ eine Flüchtlingsunterkunft im Schwarzwald dokumentierte, in der die zugewiesenen Männer eigentlich überhaupt nichts Sinnvolles tun konnten, nichts, das ist ihre eigene Aussage, einfach gar nichts. (Erfreulicherweise wurde sie 2018 geschlossen.) „Nothing Personal – the back office of war“ von Nikita Teryoshin schildert hingegen sehr lakonisch große Rüstungsmessen überall auf der Welt, die der Künstler besuchte, der wie Sibylle Fendt Mitglied der Agentur Ostkreuz ist, die sich mit aktuellem Zeitgeschehen beschäftigt. Asli Özdemir hingegen setzt sich in „Ich kann mich jetzt als Akademiker:in tarnen“ mit den Rollen in ihrer Familie auseinander, ein Verorten zwischen Vergangenheit und Gegenwart, kritisch und schön zugleich.

Humorvolle Aliens und ernste Ortskontrollfahrten

Sehr witzig wiederum ist die Zusammenstellung von „Aliens“, die Erik Irmer (Berlin) vornimmt: Die besagten Monster sind bei ihm aber ortsfremde Tiere oder Pflanzen, die dem Menschen einmal gefielen, sich dann aber dann so invasiv in Mitteleuropa verbreitet haben, dass sie jetzt wieder ausgerottet werden müssten … Eine sehr interessante und wichtige Arbeit namens „Ortskontrollfahrt“ schuf der junge Mannheimer Jonathan Funk, der mit dem Fahrrad durch das sächsische Hinterland radelte und sich dabei mit dem grassierenden Rechtsradikalismus auseinandersetzte.

Die OFF//FOTO 2025

Eröffnung ist am 24. April um 19 Uhr, Stadthaus N 1 (ehemaliger Gravis-Shop).

Erstmals in der Geschichte des Festivals wird mit KOEXISTENZ eine eigene Ausstellung mit fünf Positionen renommierter Fotografinnen und Fotografen aus ganz Deutschland präsentiert. Zudem wird KLAIPÉDA SEHEN (Litauen) gezeigt, kuratiert von Thomas Schirmböck.

Öffnungszeiten Do, Fr 16-20 Uhr, Sa, So 14-19 Uhr für das Festivalzentrum in Mannheim, ansonsten gelten die Angaben der einzelnen Orte!

In Mannheim wird noch PORT25 und das Alte Güteramt bespielt, in Heidelberg ist das Dezernat#16 dabei, in Ludwigshafen das Kulturzentrum dasHaus, zudem zahlreiche andere Orte und Galerien , auch Workshops werden angeboten.

Alle Infos unter www.off-foto.infokaepp

In Mannheim sind noch das Maquis Mami Wata, das Atelierhaus Altes Güteramt und das coolpool beteiligt, die das feine Magazin bloq präsentieren, darüber hinaus ist in Heidelberg das Dezernat#16 ähnlich breit aufgestellt wie die Mannheimer Anlaufstelle. Etwa mit der Ausstellung „§ 11 - Es wird weitergewandert“ von Maciej Staszkiewicz über Handwerksgesellen auf der Walz, mit Stenz, Deckel und „Charly“ ausgestattet, die dazu drei Jahre und einen Tag unterwegs sein müssen. Im Dezernat#16 sind auch die Hochschulen aus Mannheim und Vilnius (Litauen) ausgestellt. Im „Weitwinkel“ weitere Orte in der Umgebung, etwa Charles Monroe mit „Stream of Self-reflections“ in der Kunsthandlung theuer + scherr in Mannheim. Der Künstler hat in Karlsruhe an der Akademie studiert, lebt schon lange in Berlin und macht wunderbare Selbstporträts, die kaum als solche zu erkennen sind.

Sehr vielfältig, breit aufgestellt und absolut sehenswert, lautet unser Urteil!

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