Konzertkritik Metal

Manowar irritieren in Mannheim mit der Zeile „Hail, Hail To Deutschland“

Die US-Metal-Veteranen Manowar haben vor 8000 Fans in der Mannheimer SAP Arena gespielt. Laut ging es in der SAP Arena zu – und teilweise auch recht unsensibel.

Von 
Martin Vögele
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Bassist Joey DeMaio (l.) und Frontmann Eric Adams hier bei einem Konzert in Zaragoza, Spanien, 2012. © picture alliance / dpa

Mannheim. Manowar sind Manowar. Dazu gehört unabdingbar die gewaltige Portion erosionsbeständigen Pathos‘, mit der die US-amerikanische Metal-Institution seit nunmehr 45 Jahren zur Tat schreitet. Dazu gehören ihre überlebensgroß in Musik, Texte und bildhafte Darstellungen gegossenen Elemente aus den Fantasywelten der Ära Conan und Co: infernalische Flammen, Schwerter und Dämonen, Muskelberge im blutigen Schlachtengetümmel bei gleichzeitiger Textilarmut beteiligter wie beistehender (vor allem der weiblichen) Figuren. Man ist also allerhand gewohnt, und vieles davon dürfte in seiner Konsequenz gerade auch die treue Verbundenheit der Fans begründen – die stattliche Zahl von 8000 macht Bassist und Songschreiber Joey DeMaio in einer Ansage in der Mannheimer SAP Arena aus.

Eric Adams singt „Hail, Hail To Deutschland“

Aber als Frontmann Eric Adams dort nach etwa einer Konzertstunde den Titelsong des 1984er-Albums „Hail To England“ wiederholt auf „Hail, Hail To Deutschland“ ummünzt, während gleichzeitig schwarzrotgoldene Flaggen-Animationen über die Projektionsflächen wehen, zeugt dieses Vorgehen mindestens von frappierender kultureller Unsensibilität. Schließlich lässt sich „Hail“ mit „Heil“ übersetzen. Man fröstelt.

Bis dahin haben die Gründungsmitglieder Eric Adams und Joey DeMaio zusammen mit Gitarrist Michael Angelo Batio und Schlagzeuger Dave Chedrick in gewohnter Klang- und Bild-Manier ihre True-Metal-Tugenden ausgespielt. „The Blood Of Our Enemies“ wurde die aktuelle Tour betitelt, auf der Manowar in abwechselndem Turnus entweder das komplette „Hail To England“- oder aber das im selben Jahr erschienene „The Sign Of The Hammer“-Album präsentieren, jeweils flankiert von einem ausladenden Song-Streifzug durch die 1980 gestartete Bandgeschichte.

Basswellen, die einem selbst die Haarspitzen erzittern lassen

Ein tempelartiger, mit charakteristischer Ornamentik bestückter Bühnenaufbau wurde in der Arena errichtet. Zwar gibt es Dampf- und Flammenstöße, wechselnde Bildhintergründe, Filmeinspielungen und digitale Animationen, aber nicht – wie sonst bei Konzerten dieser Kragenweite üblich – Großprojektionen der Musiker. Die Konzentration richtet sich also ganz auf das physische Kraftzentrum des Geschehens – und dort liefern die vier „Manowarriors“ (wie ein Stück auf ihrem bislang letzten Langspieler „The Lord Of Steel“ von 2012 heißt) wie bestellt: Zu hören gibt es schwere Schlachtschiff-Riffs wie in „Kings Of Metal“ oder „Each Dawn I Die“, einschwörende heldische Gesänge wie in „Brothers Of Metal“ und Hochgeschwindigkeits-Härte wie bei „House Of Death“ oder „Fight Until We Die“ – womit zugleich die reguläre Spielzeit endet.

Nochmal raus für die Zugabe geht’s danach mit der Manowar-Mega-Hymne „Warriors Of The World United“, wozu nicht nur das Publikum mit einstimmt, sondern auch – was wiederum ein durchaus humorvoller Zug ist – aus vollen Konfetti-Kanonenrohren geschossen wird. Das Schlusskapitel „Black Wind, Fire And Steel“ endet schließlich in einem brachialen Feedback-Heulen- und -Dröhnen, und in Basswellen, die einem selbst die Haarspitzen erzittern lassen und noch einmal daran erinnern, dass Manowar sich einst den Konzertrekord als „lauteste Band der Welt“ sicherten.

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