Musik

Mannheimer Band Beyond Borders tanzt bei „Kultur in the City“ über Klanggrenzen

Ganz neue Töne erklingen beim Auftritt des Quartetts Beyond Borders bei Kultur in the City vor der Mannheimer Citykirche Konkordien. Eindrücke vom Konzert.

Von 
Martin Vögele
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Das Arabic-Jazz-Quartett Beyond Borders bei Kultur in the City. © Markus Proßwitz | masterpress

Mannheim. Dass Jonathan Sell mitunter an einen speziell angefertigten E-Bass wechselt, ist ein fassbarer Ausdruck für die besondere Beschaffenheit der Musik, die das Arabic-Jazz-Quartett Beyond Borders spielt: Ein gewöhnliches Instrument könnte die ausdifferenzierten Harmonieskalen der arabischen Stücke wie auch der spezifischen Beatles-Arrangements, die an diesem Abend vor der Mannheimer Citykirche Konkordien präsentiert werden, nicht abbilden.

Denn beides greife zurück „auf mehr Töne als die, die auf dem Klavier sind“, wie Saxofonist Niko Seibold veranschaulicht. Also auf die Töne, die gleichsam zwischen den westlich kanonisierten Tönen liegen. Eine Horizonterweiterung, die sich schon im Bandnamen niederschlägt: Beyond Borders lässt sich mit „Jenseits der Grenzen“ übersetzen.

Dieser Ansatz spiegelt sich auch in dem von Oud-Spieler Fadhel Boubaker geschriebenen Stück „5-7“, mit dem die Band ihren Auftritt in der Kultur-in-the-City-Veranstaltungsreihe eröffnet. Es ist ein energetisch groovendes, dabei melodisch finessenreich verschlungenes Stück, in dem sich Saxofon und Kurzhalslaute teils konzertiert, dann auf Solowegen durch Winkel-reiche, von flackernden Schattenwürfen durchzogene Gassen streifen: neugierig, vorwitzig und voller grenzgängerisch-imaginativer Kraft.

Konzert von Beyond Borders. © Markus Proßwitz | masterpress

Die – heute noch zu drei Vierteln – in Mannheim ansässige Band war 2011 in Bayreuth gegründet worden, bei einem interkulturellen Workshop, wie Seibold erzählt. Fadhel Boubaker an der Kurzhalslaute Oud und am Gesang, Niko Seibold an Sopransaxofon und Gesang, Jonathan Sell am Bass und Dominik Fürstberger am Schlagzeug haben seitdem drei Alben veröffentlicht: „Un Coup Du Destin“ (2013), „It Just Happens“ (2018) sowie zuletzt „Beatles Go Egypt“ (2023), das nun auch im programmatischen Zentrum des gut besuchten Freiluft-Konzerts steht – dem vorletzten, das der Verein livekultur mannheim zusammen mit der IG Jazz Rhein-Neckar in diesem Spätsommer ausrichtet. Am 5. September setzt das Canoa Quarteto mit brasilianischem Jazz den Schlusspunkt.

„Kultur in the City“ in Mannheim: Lichte Klang-Süße mit launenhafter Melancholie

Die Idee hinter diesem Programm sei es, erläutert Seibold, Musik aus der westlichen Welt, die jeder kenne und einer Zeit des Umbruchs entstamme – den 1950er und 1960er Jahren – mit Musik aus der arabischen Welt aus ähnlicher Zeit zu mischen, wo sich ebenfalls sehr viele kulturelle und gesellschaftliche Umbrüche ereignet hätten.

Der Beatles-Klassiker „Michelle“, den das Quartett mit transparenter, spröder Schönheit interpretiert, zeigt, wie gut sich die sanft geschwungene Paul-McCartney-Melodik mit dem Boubakers ornamentreichem Oud-Spiel harmoniert.

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Das von Seibold stark gesungene „Don’t Let Me Down“ wird mit Esprit und gehöriger Energie stimmig in Töne gesetzt. „And I Love Her“, romantisch-inniglich wie gleichermaßen expressiv, gerät zu einem Ganzlicht des Abends. „I Want You“ erklingt dagegen rau-rockig und mit lustvoll ausgespieltem Drive. „Tune 1“, ein weiteres Stück aus der Feder Boubakers, verquickt lichte Klang-Süße mit launenhafter Melancholie und prägnant akzentuiertem Groove. Und in der Zugabe tanzt Boubakers „Valse À Istanbul“ mit geheimnisvoll fließender Dynamik und raffinierten Tempi-Wechseln dem Konzertende entgegen.

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