Mannheim. Wenn Loi auf der Bühne steht, entsteht auf natürliche Weise ein Safe Space. Denn die 22-jährige Sängerin, die in der Kindheit mit Mobbing und Unsicherheiten gekämpft hat, will auf ihren Konzerten nicht nur unterhalten, sondern auch Mut machen. Bei ihrem Konzert im Capitol im Rahmen ihrer „Left In Your Love“-Tour zeigt sich die gebürtige Mannheimerin so, wie sie ist. Authentisch, fröhlich und mal sentimental. In Mannheim hat sie ihre Fans rund anderthalb Stunden mit ihrem Gesang sowie vielen wichtigen Botschaften zu Themen wie Selbstliebe begeistert.
Ihre aktuelle Tour musste nicht zuletzt auch aufgrund von zu wenig verkauften Tickets in den Herbst 2026 verschoben werden. Dennoch lässt es sich Loi nicht nehmen, ihr Heimspiel in der Quadratestadt stattfinden zu lassen. Dafür belohnt eine Gruppe von Fans, die sich „Loials“ nennen, ihre Entscheidung mit einer Plakataktion. Als ein Gast in der ersten Reihe ein großes Herz zeigt, heben zahlreiche Zuschauer Plakate mit „Thank You We love You“ in die Höhe. Ein Moment, der Loi sichtlich rührt.
Nach einem Intro, bei dem ihre dreiköpfige Liveband die Show eröffnet, legt sie mit ihrer eingängigen Uptempo-Nummer „The Way I Want It“ los. Mit ordentlich Tempo geht es bei „Breathing“ und dem poppigen „Bad Idea“ weiter. Eine Verschnaufpause gibt es erst bei „I Follow“, einer romantischen Ballade, die mitten ins Herz geht.
Loi, die auf den Vornamen Leonie hört, überzeugt mit ansteckender Energie und Stimmkraft. Nicht ohne Grund wird die Künstlerin häufiger als deutsche Antwort auf Adele bezeichnet. Ein Fakt, der der jungen Frau jedoch längst nicht mehr gerecht wird. So ist Lois warme Stimme mit ihrem charmanten Timbre viel zu originell, um weiterhin im Schatten der britischen Sängerin zu verweilen. Und auch die Vielseitigkeit ihres Genremix, von Balladen über Rocknummer zu Dance-Pop-Songs, spricht dafür, dass Loi sich hinter niemandem verstecken muss.
Loi hat „Left In Your Love“ für ihren Vater geschrieben
Die charismatische Sängerin verzichtet bewusst auf große Showeffekte und konzentriert sich auf das, was sie am besten kann: Singen und mit ihrer sympathisch-erfrischenden Art dafür zu sorgen, dass sich wirklich jeder in ihrer Anwesenheit wohlfühlt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Loi der Menge einen tiefen Blick in ihre Seele gewährt. „Der nächste Song ist sehr, persönlich für mich“, gesteht die junge Frau, deren Eltern sich getrennt hatten, als sie sechs Jahre alt war. Seitdem sei ihre Beziehung zu ihrem Vater immer komplizierter geworden. In London habe sie die Midtempo-Nummer „Left In Your Love“ für ihn geschrieben. „In diesem Song verarbeite ich alles und versuche, damit klarzukommen.“ Sie möchte die Geschichte mit ihren Fans teilen, da sie glaubt, dass viele bereits von anderen enttäuscht worden seien. „Aber bitte lasst euch davon nicht unterkriegen“, sagt sie. „Manche Menschen sind einfach nur für einen Teil eures Lebens ein Teil von euch und, das ist auch okay.“
Die Powerballade „Am I Enough“ bedeutet der Sängerin ebenso viel. „Die erste Version von dem Song habe ich mit 17 Jahren geschrieben“, erzählt sie. Schon als Kind wollte sie auf den großen Bühnen stehen und mit ihrer Musik die Welt bereisen. Doch sie habe Selbstzweifel gehabt. „Ich hatte den Gedanken, wenn ich 100 Prozent gebe, aber sie nur 20 Prozent davon sind, um es wirklich zu schaffen. Ich wusste nicht, wer ich bin, wer ich sein möchte, und dann habe ich diesen Song hier geschrieben“, sagt sie. „Dieser Song ist für alle, die manchmal denken, dass sie nicht gut genug sind.“
Die Sängerin startete ihre Karriere mit Coversongs auf Social Media
Loi geht auch auf die Amokfahrt in Mannheim ein, die vergangenen Montag lokal, aber auch international für viel Entsetzen gesorgt hat. „Diese Momente haben mir einfach nochmal zu verstehen gegeben, dass das Leben so kurz ist und jeder Tag eigentlich ein riesengroßes Geschenk“, sagt sie nachdenklich. „Begegnet euren Mitmenschen mit ganz, ganz viel Liebe. Macht Sachen, die ihr liebt, und hört einfach immer auf euer Herz.“
An diesem Abend ist Lois Mutter ebenfalls im Publikum. Ihr hat sie den Song „Don’t Worry About Me“ gewidmet. Für Eltern sei das einer der schwierigsten Momente, die eigenen Kinder irgendwann in die weite Welt reisen zu lassen, weshalb sie ihr mit dem Lied sagen wolle, dass sie sich keine Sorgen um sie machen muss. „Ich glaube, es hat nicht so gut geholfen und Mama ist immer noch besorgt“, sagt sie und lacht, bevor sie die gefühlvolle Popballade intoniert.
Loi bringt nicht nur eigene Titel auf die Bühne. So erzählt sie, dass ihre Karriere mit Coversongs auf den Sozialen Medien gestartet ist. Einer ihrer beliebtesten Songs war „Blinding Lights“ von The Weeknd: Den temporeichen Popsong hat sie in ein schmusiges, langsames Stück verwandelt. Zudem reißt sie die Menge mit ihrer rockigen Version von Kelly Clarksons „Since You’ve Been Gone“ mit. Damit hat Loi, die aus der vergangenen Staffel von „The Masked Singer“ als Gewinnerin hervorging, in der ersten Folge für Furore gesorgt.
Die Künstlerin versprüht zudem gute Laune. Bei dem sommerlichen „Pick Up“ tanzt sie unbeschwert und die fröhliche Dance-Nummer „Gold“ sorgt für ausgelassene Stimmung. Als Zugabe serviert Loi den fetzigen Mutmachersong „Learn To Love Myself“. Und erntet dafür tosenden Applaus.
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