Interview

Joe Di Nardo: „Ich liebe es, mit dem Publikum zu reden“

Früher war er Apotheker in Heidelberg, heute ist der Wahl-Mannheimer Vollzeitkomiker: Joe Di Nardo tourt derzeit mit seinem ersten Programm „Comedy al dente“ durch Deutschland.

Von 
Tanja Capuana-Parisi
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Joe Di Nardo als Kellner Antonio. Der Komiker liebt die Interaktion mit dem Publikum. © Patrick Harazim

Mannheim. Komiker Joe Di Nardo hat sich in den sozialen Medien eine große Fanbase aufgebaut. Derzeit tourt der Mannheimer mit seinem ersten Programm „Comedy al dente“ und tritt am Donnerstag, 13. Februar, im Mannheimer Capitol auf. Beim Interview hat der 43-Jährige erzählt, was die Zuschauer erwartet, und warum er seinen Beruf als Apotheker aufgegeben hat.

Herr di Nardo, der Grundstein für ihre Comedy-Karriere war ein witziges Video auf TikTok.

Joe di Nardo: 2019 lief das Lied „Vincent“ von Sarah Connor in den Charts. Sie singt: „Ich kann nicht mehr denken, Ich glaub‘, ich hab‘ Fieber, Ich glaube, ich will das nicht.“ Da hab ich mir gedacht, wär das lustig, wenn ich als Apotheker hinter der Kasse stehe und dann kommt jemand rein und sagt genau diese Sätze. Dann habe ich im Video den Apotheker gespielt, aber auch die Frau, die dann hereinkommt. Im Endeffekt ist es Lip sync. Ich habe geantwortet: „Fieber ist gar kein Problem. Wir haben hier was Gutes, Wir haben hier Paracetamol, dann geht es schon gleich besser.“ Dann habe ich das auf TikTok hochgeladen. Das Video ging viral. Ich hatte von heute auf morgen sehr viele Follower und innerhalb kürzester Zeit eine Million Aufrufe.

Hatten Sie schon früh den Wunsch, Komiker zu werden?

Di Nardo: Comedy war schon immer meine Leidenschaft. Wir haben schon in der Family vor allem italienische Comedy, Shows und Filme angeschaut und sie analysiert. Aber ich dachte mir, wie wird man Comedian, sodass man davon leben kann? Ich habe mich nicht getraut, weil ich immer dachte, das ist schwierig.

Wie ging es dann weiter?

Di Nardo: Ich hätte anfangs nie geglaubt, dass das Video überhaupt jemand sehen wird oder interessiert, doch es hat mir so viel Mut gegeben, dass ich mir gedacht habe, ich lade noch weitere hoch. Das macht mir total Spaß. Zwei Jahre danach habe ich mich bei Open Mics ausprobiert.

Eine Figur kommt in Ihren Videos besonders häufig vor: Kellner Antonio, der immer unglücklicher wird, da die Restaurantgäste die Namen der italienischen Gerichte auf absurde Weise aussprechen. Dabei wollen Sie sich jedoch nicht über die Bestellenden lustig machen, sondern die Verzweiflung des Wirts zeigen.

Di Nardo: Wenn mich irgendeine Sache früher aufgeregt hat, haben meine Freunde immer gelacht, und ich habe gefragt: Wieso lacht ihr denn? Sie haben gesagt: Es ist irgendwie lustig, wenn du dich aufregst. Das ist mir Jahre später, als ich den Kellner gespielt habe, wieder eingefallen. Anfangs ist er ganz freundlich und dann wird er immer mehr irritiert und fängt fast an zu heulen. Oder er wird aggressiv und schlägt die Leute mit dem Kochlöffel.

Sie treten in ihren Videos unter anderem auch als ehrlicher Erzieher, Hotel-Rezeptionist oder Eisverkäufer auf.

Di Nardo: Ich wollte nicht, dass es immer nur um Italien geht, sondern auch so andere Facetten zeigen. Dann habe ich mir überlegt: Wie wäre es denn, wenn die verschiedenen Berufe das sagen würden, was sie denken, aber nicht auf eine unsympathische Art und Weise. Nicht aktiv, sondern immer reaktiv. In den Reels sagt nur das Gegenüber erstmal was ganz Blödes. Wir kennen das: Wenn man gestresst ist und dann kommt eine wirklich dumme Frage. Also dieses auf richtig hohle Fragen zu antworten, was man gerade denkt. Das kam dann zusätzlich sehr gut an.

Joe Di Nardo



Gianpaolo „Joe“ di Nardo wurde 1981 in Mühlacker als Sohn italienischer Eltern geboren.

Er studierte Pharmazie, war selbstständig mit einer Apotheke in Heidelberg und arbeitete zuletzt in der Industrie. Inzwischen ist er Vollzeit als Komiker tätig.

Bekannt wurde der Wahl-Mannheimer mit witzigen Videos in den Sozialen Medien. Er schlüpft unter anderem in die Rolle eines Apothekers, verkörpert einen Kellner namens Antonio. Di Nardo thematisiert unter anderem Stereotype in der Gesellschaft und Alltagskomik .

Mit seinem ersten Programm „Comedy al Dente“ tourt er derzeit durch Deutschland. In Mannheim gastiert er am Donnerstag, 13. Februar, 20 Uhr, im Capitol. cap

Ihre zweimal ausverkauftem Vorpremieren hatten Sie bereits im Oktober im Schatzkistl gefeiert. Jetzt werden Sie am Donnerstag im Capitol auf der Bühne stehen. Was erwartet Ihre Fans?

Di Nardo: Es wird ein Abend voller Amore, Dolce Vita und Comedy. Es wird viel gelacht, es ist auch eine italienische Riesenparty mit viel Musik, es wird zusammen getanzt und gesungen. Man kann zwei Stunden lang abschalten und fühlt sich wie im Urlaub.

Thematisieren Sie auf der Bühne auch Ihr Leben als Italo-Schwabe?

Di Nardo: Natürlich rede ich viel über Klischees, aber das sind die Klischees, die mir tagtäglich widergespiegelt werden. Ich erzähle es den Leuten, weil in meinem Publikum viele sind, die auch zweisprachig aufgewachsen sind. Ich erzähle, dass ich mich nie so richtig so zugehörig gefühlt habe. Nicht von mir aus, sondern man wird tatsächlich ein bisschen anders behandelt. Ich möchte, dass diejenigen, die damit nie Berührungspunkte hatten, spüren, wie gemein sich das anfühlt.

Zum Beispiel sage ich: „Ich bin Italo-Schwabe, faul und geizig.“ Ich habe es mir tausendmal anhören müssen. Ich hoffe, dass diese, Menschen, die sich das live anhören, ein Gespür dafür bekommen, wie es sich anfühlt, wenn man ständig mit Vorurteilen konfrontiert wird. Das ist ja mein Leben. Ein sehr großes Kapitel ist natürlich das ganze Italophile und die Familie. Aber es geht immer mehr um persönliche Geschichten, die nichts mit Italien zu tun haben.

Sie sind seit knapp vier Monaten auf Tour. Haben Sie Ihr Programm in der Zwischenzeit verändert?

Di Nardo: Einige Sachen haben sich verändert. Antonio kommt mit Schnurrbart auf die Bühne. Ich reiße mein Hemd auf, zeige meine Brust und trage eine Kette. Ich tanze auch mit dem Publikum. Der Dialog mit dem Publikum entpuppt sich immer mehr zu einem wesentlichen Bestandteil der Show. Ich hätte nie gedacht, dass das mir das so viel Spaß macht, mit dem Publikum zu interagieren, denn davor hatte ich immer Respekt. Man weiß nicht was passiert, aber zu 90 Prozent ist es was Lustiges. Ich mag sogar, wenn die Leute hereinreden. So entstehen Dynamiken.

Was bedeutet Ihnen die Interaktion mit Ihren Fans?

Di Nardo: Ich liebe es, mit den Leuten im Publikum zu reden. Sie haben Geld für die Show ausgegeben und sich dafür Zeit genommen. Deswegen gebe ich nach jeder Show Autogramme, mache Fotos und nehme mir Zeit bis der Letzte geht. Ich bin dankbar, dass ich das machen darf, und liebe ich es.

Anfang des Jahres haben Sie sogar Ihren Beruf als Pharmazeut aufgegeben, um ausschließlich als Komiker zu arbeiten.

Di Nardo: Ich möchte mich auf eine Sache konzentrieren, denn ich habe gemerkt, beides zusammen funktioniert nicht mehr. Das war viel zu anstrengend. Ich habe ja nichts zu verlieren. (lacht) Wenn die Leute in ein paar Jahren keinen Bock mehr auf mich haben sollten, was ich nicht hoffe, dann erzähle ich meine Geschichten vielleicht in der Apotheke.

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