Frankfurt. Herr Bonamassa, Sie begehen Ihren Geburtstag dieses Jahr am Main – hat das irgendwelche Auswirkungen auf Ihr Konzert?
Joe Bonamassa: Das glaube ich nicht. Wahrscheinlich wird es nur einen Kuchen von der Band und der Crew geben und vielleicht stoßen wir noch kurz darauf an – das ist alles. Ich bin es gewohnt, meine Geburtstage auf Tour zu verbringen und an diesen Tagen auch ganz normal zu arbeiten. Das ist schon seit Jahren so. 2024 war ich zum Beispiel in Prag, wo ich immer ein sehr nettes Hotel habe – und das gilt auch für Frankfurt. Ich bin hier gerne und oft zu Gast und habe eine Unterkunft mit einem wunderbaren, ruhigen Hinterhof, in dem ich hoffentlich ein bisschen die Sonne genießen kann – bei einer guten Zigarre und einem kalten Getränk.
Sie rauchen, obwohl Sie singen?
Bonamassa: Es ist eine Art Zeremonie vor oder nach dem Auftritt. Einfach, um herunterzukommen – also was die Nerven, aber auch das Testosteron betrifft. Es hat etwas Meditatives, Beruhigendes.
Sie gelten als der ewige Jungspund des Blues. Was ist das für ein Gefühl, 48 zu werden?
Bonamassa: Kein gutes! Ich werde alt. (lacht) Und wer weiß: Vielleicht mache ich das hier noch, bis ich 55 bin. Spätestens dann werde ich einen Schlussstrich ziehen. Ich meine, ich toure jetzt seit ich elf bin, also seit 37 Jahren. Und das reicht. Klar, gibt es Kollegen, die das bis zum bitteren Ende durchziehen, doch zu denen will ich nicht gehören. Ich will aufhören, wenn ich am besten bin – und nicht mitbekommen, wie hinter meinem Rücken über mich getuschelt wird.
Was kommt danach?
Bonamassa: Ich werde das Musikgeschäft verlassen, meinen Katalog an Alben und Songs verkaufen, mich auch von meiner Gitarren-Sammlung trennen und etwas ganz anderes machen. Ich habe vor zu reisen – aber nicht, wie bisher. Ich möchte mit dem Orient-Express fahren. Ich will eines diese netten Tickets, die 50.000 Euro kosten – für die Strecke Paris nach Istanbul, die neun Tage dauert. Das muss toll sein. Und es wäre mein Geschenk zum Ausstand – an mich selbst.
Heißt das im Umkehrschluss, dass Sie Ihren Beruf nicht sonderlich mögen – oder warum würden Sie ihn bedenkenlos aufgeben?
Bonamassa: Nun, ich habe mein gesamtes bisheriges Leben meiner Arbeit gewidmet. Und ständig auf Tour zu sein ist manchmal verdammt einsam – selbst, wenn man ständig von etwa 35 Leuten umgeben ist. Das können viele nicht verstehen, aber es ist so. Auch wenn du auf die Bühne gehst, bist du ganz auf dich allein gestellt – dann heißt es: Du und das Mikrofon. Und was mich in meinem Job gut sein lässt, sorgt zugleich dafür, dass ich auf vieles andere verzichten muss oder nicht sonderlich gut in bestimmten Bereichen des Lebens bin. Das ist die Kehrseite. Ich kenne viele, die versuchen, eine gute Life-Work-Balance zu haben, aber es gibt genauso viele, die einfach nur Vollgas geben. Zu denen gehöre ich – und deswegen kommt es immer wieder vor, dass ich mir sage: „Du hättest dies oder das besser hinkriegen können. Ohne deine Karriere und die Maschinerie, die damit einhergeht, wäre vieles leichter.“
Zum Vorverkauf
Joe Bonamassas Konzert am 8. Mai in der Frankfurter Jahrhunderthalle ist ausverkauft. Für Freitag, 9. Mai, 20 Uhr gibt es noch Karten für 127,50 Euro plus Gebühren unter www.eventim.de
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